ESC 2022Nach überwältigendem Ukraine-Sieg – Präsident Selenskyj mit deutlichen Worten

Das Kalush Orchestra aus der Ukraine jubelt über den Gewinn des Eurovision Song Contest (ESC) am 14. Mai 2022.

Kalush Orchestra gewann mit dem Song „Stefania“ den ESC 2022. Das Bild zeigt die ukrainische Band nach dem Sieg am 15. Mai 2022.

Der Eurovision Song Contest 2022 (ESC) hat einen Sieger – die ukrainische Band Kalush Orchestra. Wolodymyr Selenskyj hat nun vor, den ESC im kommenden Jahr in der Ukraine auszutragen. Ob es dazu kommen wird, bleibt fraglich.

Nach dem Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest (ESC) will der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) die größte Musikshow der Welt dann auch in seinem Land veranstalten.

„Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte“, schrieb das ukrainische Staatsoberhaupt in der Nacht zum Sonntag (15. Mai) im Nachrichtenkanal Telegram.

Sein Land hatte den ESC bereits in den Jahren 2004 und 2016 gewonnen. Das Kalush Orchestra holte bei nun am Samstagabend (14. Mai) im italienischen Turin mit 631 Punkten erneut den ersten Platz - vor Großbritannien und Spanien. Deutschland wurde Letzter.

Alles zum Thema Wolodymyr Selenskyj

ESC 2022: Ukraine gewinnt und bittet um Unterstützung

Die 66. Auflage des ESC war so politisch aufgeladen wie lange nicht mehr. Die ukrainischen Musiker forderten am Ende ihres viel umjubelten Auftritts die Weltgemeinschaft zur Unterstützung auf.

Sänger Oleh Psjuk sagte auf der Bühne: „I ask all of you: Please help Ukraine, Mariupol, help Asov stal - right now“ (deutsch: Ich bitte Euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol und den Menschen im Asow-Stahlwerk). Auch andere Musiker zeigten sich in der Show solidarisch mit der Ukraine.

Nach dem Spektakel rief Rapper Oleh Psjuk die Weltgemeinschaft zur Hilfe für die Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol im Südosten des Landes auf: „Wir brauchen Hilfe, um diese Menschen freizubekommen.“

Rapper Oleh Psjuk – Nach Rückkehr in den Krieg?

Ob er nach seiner Rückkehr in den Krieg muss, wusste der Musiker nach eigenen Worten noch nicht. Am Montag (16. Mai) feiert er seinen 28. Geburtstag – allerdings ohne seine Mutter Stefania, der er den gleichnamigen Gewinnersong beim diesjährigen ESC gewidmet hat. Die Musiker hatten nur mit einer Sondergenehmigung die Ukraine verlassen dürfen.

Der ukrainische Präsident Selenskyj nahm Bezug auf den Aufruf der Band Kalush Orchestra beim ESC, die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol zu retten. „Wir tun alles dafür, damit eines Tages das ukrainische Mariupol die Teilnehmer und Gäste der Eurovision empfängt. Ein freies, friedliches, wieder aufgebautes!“, schrieb Selenskyj.

„Ich danke dem Kalush Orchestra für den Sieg und allen, die dafür ihre Stimme gaben! Ich bin überzeugt, dass unser siegreicher Akkord in der Schlacht mit dem Feind nicht mehr fern liegt.“ Selenskyj geht davon aus, dass die Ukraine den am 24. Februar begonnenen Krieg gegen Russland gewinnt. „Ruhm der Ukraine!“, sagte Selenskyj. Kulturminister Olexander Tkatschenko sagte, er denke nun schon über den Austragungsort in der Ukraine nach.

Unklar ist, ob die Ukraine wirklich wird den ESC im nächsten Jahr austragen kann. Derzeit könnte die Ukraine keinen solchen Wettbewerb ausrichten, weil in dem Land Kriegsrecht herrscht. Damit sind keine Großveranstaltungen erlaubt. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

Deutschlands Grand-Prix-Vertreter Malik Harris freute sich trotz seines schlechten Abschneidens über den Sieg des Kalush Orchestra. „Ich bin wirklich sehr, sehr froh, dass die Ukraine gewonnen hat, weil ich mir das so gewünscht habe“, sagte der 24-Jährige aus Bayern im Ersten.

ESC 2022: Letzter Platz für Deutschland

Über sein Abschneiden sagte er: „Ich weiß, dass man nicht allzu viele Punkte geholt hat am Ende, aber es war wirklich ein schöner Abend.“

Harris hatte mit seinem Song „Rockstars“ den letzten von insgesamt 25 Plätzen im italienischen Turin belegt. Deutschland hat den Eurovision Song Contest bisher zweimal gewonnen: 1982 mit Nicole („Ein bisschen Frieden“) und 2010 mit Lena („Satellite“). (dpa/kvk)