Ralf Moeller„Ich bin heute besser in Form als vor 25 Jahren!“

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Hat Corona überstanden und freut sich über den Erfolg als Autor: Ralf Moeller bleibt erstmal noch in seiner Heimatstadt Recklinghausen, um seine Eltern zu unterstützen. Danach geht es aber wieder in die USA. 

Recklinghausen – Er kam zurück nach Recklinghausen, um eben mal seine Eltern zu besuchen – und blieb. Ralf Moeller (61), Deutschlands stärkster Mann in Hollywood, hat gesehen, wie Durcheinander das Leben gerade ist – und alles andere abgesagt, um Papa (92) und Mama (85) durch die Corona-Krise zu begleiten. „Das ist so die Art im Ruhrpott“, sagt er. Jetzt hat er erstmal ein Buch geschrieben.

  • Ralf Moeller spricht über sein neues Buch
  • Warum er jetzt besser in Form ist als in jungen Jahren
  • Wie Bodybuilding ihm in Hollywood weiter half

EXPRESS: Dass Sie mal in den Bücher-Charts auftauchen, war nicht zu erwarten. Mit „Erstma’ machen“ haben Sie es aber geschafft. Wie kam’s dazu? Ralf Moeller: Ich wollte Menschen motivieren, nicht aufzugeben, selbst wenn sie in Situationen stecken, die ihnen aussichtslos erscheinen. Das passt in diese seltsame Zeit. Ich kenne das von mir: Wenn im Training die Muskulatur schmerzt, flüstert mir der innere Schweinehund zu: „Hör doch auf! Mach was Schönes!“ Doch dann raffe ich mich erst recht auf und mache noch Extras dazu. Wenn man sein Ziel erreichen will, tut Gegenwind gut. Nach dem Motto: Erstma’ machen!

Haben Sie diesen Gegenwind selbst mal gespürt? Klar. Ich habe mich nie davon bremsen lassen. Das ging los, als ich mit Bodybuilding anfing…

Alles zum Thema USA

...zu einer Zeit, in der das in Deutschland belächelt wurde… Ja, Leute, die sich um ihren Körper kümmerten, im Training 30 Tonnen Eisen bewegten, sich dementsprechend ernährten, wurden nicht ernst genommen. Je erfolgreicher ich war, desto mehr Anfeindungen gab es. Erfolg löst in Deutschland Neid aus, das Kölsche „Mer muss och jünne künne“ gilt nicht überall. Im Ausland geht man mit Erfolg viel cooler um.

Sie waren als Junge Wettkampf-Schwimmer. Wie kam es zum Wechsel in den Kraftsport? Ich habe als Jugendlicher Urlaub in Kroatien gemacht, bin da einem deutschen Bodybuilding-Trainer aufgefallen, der mir den Sport empfahl. Hat mich neugierig gemacht. Bald zog ich die Badehose nicht mehr an, um ins Wasser zu springen, sondern um auf die Bühne zu gehen – leicht eingeölt, die Muskeln geflext.

Was hat Sie daran gereizt? Ich wollte aussehen wie die Helden in den Bruce-Lee-Filmen und wie mein großes Idol Arnold Schwarzenegger: austrainiert, mit Muskeln. Ich fand es toll, mit den Hanteln Beine, Arme und Körper zu entwickeln. Bildhauern am eigenen Körper.

Haben Sie Angst vorm Alter – wenn der Körper nicht mehr so will, wie Sie es wollen? Nein. Ich trainiere nicht mehr mit 30 Tonnen am Tag, aber weiter so, dass ich fit bleibe. Ich ernähre mich richtig – vor allem vegan, nur hin und wieder mal Fisch. Ich bin heute besser in Form als vor 25 Jahren.

Ihr erster TV-Auftritt ist Legende. Im Schimanski-Tatort „Gebrochene Blüten“ hoben Sie 1988 Götz George auf einen Bahnwaggon, ohrfeigten ihn, aßen dabei einen Apfel. Die Szene ist ein Renner im Netz... Es war mein Traum, in einem Film mitzumachen. Deswegen habe ich meine Adresse bei der Bavaria in München abgegeben „Wenn ihr einen starken Mann braucht, ruft an!“ Sechs Monate später kam der Anruf. Das mit dem Apfel war meine Idee: Ich wollte keine Szene, in der ein muskulöser Haudrauf ohne Sinn und Verstand agiert.

Als nächste kam Hollywood... Mein Glück war, dass ich als Sportler rübergegangen bin und Erfolg hatte. Bodybuilding wurde in den USA sehr gehyped. So hatte ich, als ich zu den Filmbossen ging, schon viele Fans. Da hieß es: „Den nehmen wir. Der bringt Leute in die Kinos.“

Sie haben das geschafft, was vielen vergönnt ist. Was machen andere falsch? Man sollte nicht mit dem Gedanken rüberfliegen: „Ich bin in Deutschland ein Star, ruft mich sofort an!“ Passiert nicht. In L.A. stehen die Besten Schlange, alle sind schön, groß, genial. Da muss man geduldig sein, manchmal braucht man viele Jahre, um sich hochzuarbeiten. In der Zeit muss man weiter an sich arbeiten und vieles von sich heraus machen.

Ihr größter Erfolg war ihre Rolle in Ridley Scotts „Gladiator“… Mein großer Vorteil war, dass der Casting-Chef, der einen deutschen Charakter suchte, mich aus der Serie „Conan“ kannte. Ich hatte wohl auch deswegen nach dem Casting ein gutes Gefühl. Als ich gerade wieder mal 14 Tage in Deutschland war, kam der Anruf: „Ridley Scott will dich haben!“ Wahnsinn! War so wie ein Anruf von Jogi Löw bei einem Nachwuchsspieler: „Du bist bei der WM dabei!“

Der Film war ein absoluter Welterfolg – wie hoch war die Gage? Ich habe 250.000 Euro bekommen. Ich wäre aber auch mit bedeutend weniger zufrieden gewesen. In so einem großartigen Film mitzumachen, der von unendlich vielen Leute gesehen wird, einen so populär macht – dafür braucht man eigentlich keine Gage. Dazu könnte man auch Geld mitbringen!

Kennen Sie sich mit Flops aus? Klar. Jeder bekommt mal einen Schlag zwischen die Ohren. Ich habe das Hinfallen und Wieder-Aufstehen auch üben müssen, danach ist es nicht immer so geworden, wie ich es mir erträumt hatte. Manchmal wurde es anders, aber oft auch besser.

Was zeichnet ihre Freundschaft mit Arnold Schwarzenegger aus? Ich habe ihn 1982 in der Lichtburg Essen kennengelernt, als er da Premiere mit „Conan“ hatte. Daraus ist unsere Freundschaft entstanden. Einem Freund kann man alles erzählen, er versteht aber auch, wenn man mal schweigen möchte. Das ist so wie in meiner Heimat im Pott: Man sieht sich, umarmt sich und sagt sich damit, wie es ist. Man spielt sich nichts vor.

Sie sind 1983 nach Amerika gegangen. Sind die USA für Sie noch das Traumland? Ja. Das Land war vor Trump in Ordnung, und wird es jetzt auch wieder. Ich versuche, die Ära auszublenden. Vier Jahre Trump können nicht über rund 250 Jahre Amerika siegen.

USA oder Deutschland – wo soll mal Ihr Grabstein stehen? Ich brauche keinen. Ich möchte verbrannt werden. Am schönsten wäre es, wenn 50 Prozent der Asche in der Wüste Kaliforniens und 50 Prozent hier im Ruhrgebiet verstreut würden.

Ralf Möller: Schwimmlehrer, Bodybuilder, Filmstar

Ralf Moeller wurde am 12. Januar 1959 als Ralf Rudolf Möller in Recklinghausen geboren, arbeitete dort als Schwimmlehrer, leistete seinen Wehrdienst in Wuppertal und trainierte in dieser Zeit im Bundesleistungszentrum Leverkusen im Kugelstoßen und Diskuswerfen.

Mit 17 entdeckte er die Leidenschaft fürs Bodybuilding, wurde zum Mr. Universum gekürt. Nach der Sportkarriere widmete er sich der Schauspielerei, spielte in diversen Hollywoodfilmen und in deutschen und amerikanischen TV-Serien mit.

Er hat die deutsche und die US-Staatsbürgerschaft. Gerade ist sein Bestseller „Erstma’ machen“ (Gräfe und Unzer, 16,99 Euro) erschienen. Ralf Moeller erkrankte kürzlich an Covid-19, hat die Infektion aber gut überstanden. Seine Eltern sind inzwischen geimpft.