Bei Markus LanzParteichef wirbt um Verständnis für Lauterbach: „Es rattert bei ihm im Kopf“

Lars Klingbeil (SPD) am 06.04.2022 zu Besuch bei Markus Lanz. Er wirbt um Verständnis für Lauterbach.

Lars Klingbeil (SPD) am 06. April 2022 zu Besuch bei Markus Lanz. Er wirbt um Verständnis für Karl Lauterbach.

Nach seinem Rückzug vom Rückzug bei der Corona-Isolation ist Karl Lauterbach derzeit in aller Munde. Während der Gesundheitsminister von vielen Seiten Kritik abbekommt, hat der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil bei „Markus Lanz“ nun für Verständnis für Lauterbach geworben.

Karl Lauterbach erlebt derzeit keine leichten Zeiten. Nur einen Tag, nachdem der Gesundheitsminister das Ende der Isolationspflicht für Corona-Infizierte ab 1. Mai bekannt gegeben hatte, legte er am vergangenen Dienstag eine Kehrtwende hin - und revidierte seine Entscheidung vom Vortag.

Im ZDF-Talk „Markus Lanz“ sprach er von einem „verheerenden Signal“ und räumte seinen eigenen Fehler ein. In der Folge musste Lauterbach harte Kritik einstecken. Am Mittwochabend (6. April 2022) bekam der SPD-Politiker aber Unterstützung aus den eigenen Reihen. Wiederum bei „Markus Lanz“ sprang ihm sein Parteichef Lars Klingbeil zur Seite.

Zwar verdeutlichte Klingbeil auf Nachfrage von Gastgeber Lanz, er habe von Lauterbachs Rückzug in puncto Isolationspflicht erst am Mittwochmorgen erfahren, aber es habe ihn nicht überrascht. „Ich hab' gemerkt, es rattert bei ihm im Kopf“, beschrieb der SPD-Vorsitzende seine Eindrücke von der Fraktionssitzung am Dienstag. Für Lauterbachs Entscheidung zeigte Klingbeil derweil Verständnis: „Ich glaube, dass es richtig ist, auch als Politiker zu zeigen, dass man nachdenkt, dass man Dinge korrigiert, dass man in der Lage ist, Dinge zu überdenken.“

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Markus Lanz: Karl Lauterbach revidiert seine Entscheidung

Besonders in „so turbulenten“ Zeiten wie derzeit sei diese Fähigkeit wichtig, stellte der 44-Jährige heraus. „Es ist brutal, was wir für Entscheidungen treffen müssen, wie zerrissen man ist als Politiker“, gab Klingbeil zu Protokoll. Markus Lanz blieb trotzdem hartnäckig und wollte wissen, ob Bundeskanzler Olaf Scholz von Lauterbachs Vorgehen gewusst habe. „Ich glaube nicht, dass der Gesundheitsminister eine solche Entscheidung trifft, ohne dass er vorher andere einweiht“, wich Klingbeil aus. Keiner der beiden müsse bei ihm Rechenschaft ablegen.

Während Klingbeil bei „Markus Lanz“ für Nachsicht für Karl Lauterbach warb, waren andere hochrangige Politiker weit weniger gnädig. CDU-Chef Friedrich Merz bemängelte etwa das „kurzatmige“ Vorgehen des Gesundheitsministers. Merz' Parteikollege Erwin Rüddel wurde auf Twitter noch deutlicher und schrieb: „Gesundheitspolitik ist keine Talkshow.“ Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) erkannte gegenüber „Welt“ eine „kommunikative Fehlleistung, die das Vertrauen der Bevölkerung beschädigt“. (tsch)