„Maischberger”Grünen-Politiker macht richtig miesen Scherz, Lauterbach ist stinksauer

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Karl Lauterbach (SPD) im Gespräch mit Boris Palmer (Grüne) bei „maischberger. Die Woche” am Mittwochabend (5. August).

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Die ARD-Talkshow von Moderatorin Sandra Maischberger ist zurück aus der Sommerpause – und natürlich dominiert weiterhin ein Thema: Corona. In „maischberger. Die Woche“ am Mittwochabend (5. August, 22.45 Uhr) ging es diesmal auch um die Tausenden Corona-Skeptiker, die am Wochenende in Berlin gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie demonstrierten.

Allein in Berlin sind laut Polizei 20.000 Menschen gegen die Beschränkungen auf die Straße gegangen.

Und während viele Politiker die Demonstranten scharf kritisieren, gibt es auch einige, die die Corona-Maßnahmen tadeln. Einer von ihnen ist der Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer von den Grünen.

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Wie viel Angst sollten wir vor einer zweiten Welle haben?

Er diskutierte unter anderem mit SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach darüber, wie viel Angst wir vor einer zweiten Welle in Deutschland haben müssen. Und machte den Epidemiologen mit einem schlechten Wortwitz ziemlich sauer.

Die Zahlen der Neuinfektionen steigen in Deutschland immer weiter. Am Donnerstag, ein Tag nach Ausstrahlung der Sendung, erreichte sie erneut einen vierstelligen Wert. Zuletzt lagen die Fallzahlen Anfang Mai über 1000 – das ist rund drei Monate her. Was können wir tun, um eine Katastrophe zu verhindern?

Karl Lauterbach (SPD): Wunsch nach Fußball und vollen Stadien ist „frivol”

Karl Lauterbach rührte die Trommel für eine härtere Gangart. „Alle Kriterien für eine zweite Welle sind in Deutschland klar erfüllt“, erklärte er. Es sei daher wichtig, dass sich die Menschen bei Feiern oder Restaurantbesuchen beispielsweise mehr einschränken. Auch damit die Infektionszahlen gering gehalten werden könnten – und die Kinder und Jugendlichen wieder in die Schulen gehen könnten. Den Wunsch vieler Deutschen nach Fußball, danach, Zuschauer wieder in die Stadien zu lassen, findet er „frivol und unangemessen“.

Für SPD-Politiker Karl Lauterbach ist die zweite Welle schon da: „Wir hecheln erfolglos hinterher”

Der umstrittene Oberbürgermeister Palmer wirft Lauterbach vor, er mache den Menschen mit seinen Äußerungen zu viel Angst und sei zu pessimistisch. „Bei mir ist hängen geblieben: Die nächsten 18 Monate müssen jetzt nach der Methode Lauterbach gelebt werden“, sagte Palmer. Und das hieße ziemlich viel Shutdown.

Boris Palmer reißt miesen Scherz, Karl Lauterbach reagiert gereizt

Im Verlauf des Gesprächs ließ er sich zu einem Wortwitz hinreißen, der so gar nicht gut ankam: „Das ist mir zu apodiktisch“, sagte der Grünen-Politiker bezüglich der „Methode Lauterbach“. „Und – der Kalauer darf sein – zu apo-karl-yptisch.“ Das Wortspiel mit dem Vornamen des SPD-Politikers nahm dieser sofort krumm. Karl Lauterbach rollte mit den Augen und reagierte gereizt: „Lassen Sie doch einfach diese Begrifflichkeiten“, warf er ein. „Ich finde einfach, ,apokarlyptisch‘ ist ein abwertender Begriff. Das würde ich einfach nicht bringen. Machen Sie einfach Ihr Argument.“

Palmer verteidigt jedoch sein Wortspiel und erklärt, dass Lauterbachs Ansichten oft „demoralisierend“ seien. „Wenn ich Ihnen zugehört habe, war ich demoralisiert nach Ihren Auftritten.“ Lauterbach habe sich geirrt, als er im Mai vor Lockerungen warnte.  Palmer behauptet: „Die von Ihnen prognostizierte Welle hat es nicht gegeben.“

Karl Lauterbach: „Opfern” von Kindern für Corona-Bekämpfung ist „geschmacklose Formulierung”

Der SPD-Politiker rechtfertigte seine damalige Einschätzung: Das sei auch die Meinung der Experten gewesen, und er selbst kenne sich als Epidemiologe mit den Zahlen aus. Er ärgert sich zudem über die Behauptung von OB Palmer, der sagt: „Für arme Kinder auf der Welt ist die Corona-Bekämpfung schlimmer als Corona selbst.“ Er unterstellte, Kinder würden für die Bekämpfung „geopfert“. Eine „geschmacklose“ Formulierung, wie Lauterbach findet.

In einem Punkt gab Palmer Lauterbach am Ende dann doch Recht: „Wir müssen jetzt vorsichtig sein. Es gibt eine Gefahr und wir sind viel zu nachlässig geworden und zu leichtsinnig. Wir sollten zusammenstehen und die Bevölkerung wieder mitnehmen bei den Schutzmaßnahmen.“ Wenigstens in diesem Punkt sind sich beide einig.

Boris Palmer ist bei den Grünen seit Jahren umstritten. Für Empörung hatte er zuletzt Ende April gesorgt, als er in einem Fernsehinterview zum Umgang mit der Coronavirus-Pandemie sagte: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“ (mg)