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„LOL“Bastian Pastewka verrät, wo er sein Lachen nicht zurückhalten kann

Der Schauspieler Bastian Pastewka kommt am 23.01.2019 zur Premiere der neuen Staffel der Comedy-Serie "Pastewka".

Bastian Pastewka (hier im Januar 2019) hat eine Strategie für die zweite Staffel von „LOL: Last One Laughing“

Seit Ende der 90-er bringt Bastian Pastewka Menschen im TV zum Lachen, in der zweiten Staffel der Amazon-Comedy „LOL: Last One Laughing“ muss er sich selbiges verkneifen. Hier spricht der Komiker über sein „Out-of-Body-Erlebnis“ in der Show, unpassende Lacher im Alltag und Humor als Generationenfrage.

München. Es ist nicht zu hoch gegriffen, zu behaupten, dass Bastian Pastewka die deutsche Comedy-Landschaft mitgeprägt hat: Seine Figuren in „Die Wochenshow“ wurden bereits Ende der 90-er Kult, seine SAT.1- und spätere Amazon-Serie „Pastewka“ wurde von der Kritik und Fans geliebt. Der 49-jährige Komiker, Schauspieler, Synchronsprecher und Hörbuchinterpret hat sich obendrein einen Ruf als waschechter Film- und Fernsehnerd erworben.

In der zweiten Staffel des von Michael „Bully“ Herbig moderierten Comedy-Formats „LOL: Last One Laughing“ bei Amazon Prime (abrufbar ab 1. Oktober), in dem sich zehn Comedians zu einem Nicht-Lachen-Wettbewerb treffen, misst sich Bastian Pastewka mit alten Bekannten ebenso wie mit Shootingstars der Comedyszene. Ein Gespräch über lustige Predigten zu Teenager-Zeiten, verschmähte YouTube-Empfehlungen von Chris Tall und die Verlogenheit derjenigen, die Humor mit Niveau in Verbindung bringen.

Herr Pastewka, wo müssen Sie sich im Alltag das Lachen verkneifen?

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Bastian Pastewka: Lachen ist kein kopfgesteuerter, sondern ein emotionaler Ausdruck. Wir sehen etwas und prusten los, ohne darüber nachzudenken. Oder wir lachen erst und sagen danach: „Also darüber darf man eigentlich nicht lachen.“ Deshalb ist man immer in Gefahr, jemandem mit diesem Ausdruck möglicherweise zu berühren oder gar zu beleidigen. Da muss man aufpassen.

Fällt Ihnen eine konkrete Situation ein?

Bastian Pastewka: Wenn man Teenager ist – erstaunlicherweise war ich mal einer –, dann hast du deine Emotionen noch nicht unter Kontrolle. Warum habe ich früher in der Kirche so gelacht, wenn der Pfarrer die Predigt von oben verlesen hat? Weil man nicht lachen durfte. Man sollte sitzen, artig zuhören und ein stilles Gebet sprechen. Doch als Jugendlicher, wenn du noch nicht weißt, wer du bist und die Gliedmaßen unregelmäßig wachsen, dann bist du sowieso der Idiot mit dem Flaum auf der Oberlippe und den Pickeln im Gesicht. Dann sitzt du einfach da und machst „Hihihi“ in dich rein und weißt nicht, wieso.

Und heute?

Bastian Pastewka: Natürlich ist der Impuls heute immer noch da. Nur, man verbirgt es besser. Ich bin neulich bei einer Hochzeit gewesen, und es war wunderschön. Doch in der Sekunde, in der die Predigt begann, saß ich da und verwandelte mich wieder in den 14-jährigen Konfirmanden.

Schwierige Voraussetzungen für LOL. Wie haben Sie die ersten Minuten wahrgenommen?

Bastian Pastewka: Niemand wusste, wohin mit sich. Als Bullys Gong zum ersten Mal ertönte und klar war, jetzt wird's ernst, war mit einem Schlag alles vollkommen egal, was wir je als Kolleginnen und Kollegen miteinander erlebt hatten. Es herrschte das Gefühl von tiefer Verunsicherung, weil wir plötzlich alle unserer Kunst enthoben waren. Keiner konnte sofort eine Nummer machen oder etwas Privates erzählen. Ich habe es vorgezogen, mich in eine Ecke zu setzen mit einer Brille ohne Gläser und an einer Pfeife zu nuckeln, in der kein Tabak war. Außerdem habe ich mich in eine Art Out-of-Body-Experience begeben, um mein Hirn auszuschalten. Dann habe ich eben über atonale Zwölftonmusik nachgedacht, oder nochmals über die Serie „Tschernobyl“.

Hatten Sie eher Angst vor den Insidern einer Anke Engelke oder dem Überraschungseffekt?

Bastian Pastewka: Beides und noch viel mehr! Für mich waren eine Kollegin wie Anke Engelke, die ich seit 25 Jahren kenne, oder eine Larissa Rieß, die ich in diesem Raum erst kennengelernt habe, beide gleich gefährlich.

Ist Last One Laughing auch eine psychische Belastung?

Bastian Pastewka: In einer durchgetakteten Comedy-Show hat alles Regeln und Abläufe. Aber bei „LOL“ weißt du nicht, ob Bully Herbig nicht plötzlich per Knopfdruck ein 16-Tonnen-Gewicht auf uns alle fallen lässt. Man ist also immer auf der Hut. Es ist zwar nicht direkt ein „Kai aus der Kiste“ gesprungen, aber diese psychologische Wirkung, dass etwas passieren kann, kennen wir aus Horrorfilmen. Du weißt, wenn die verängstigte Frau durch den Keller geht und man ganz entfernt ein Schluchzen hört, sitzt in der nächsten Ecke ein Monster mit dem Messer. Genauso ist es in diesem Raum auch. Das ist reine Psychologie, die Spannung macht sich von selbst in dir breit.

Aber um zu gewinnen, muss man doch raus aus der Komfortzone?

Bastian Pastewka: Zugleich war klar: Wenn wir hier herumsitzen wie im Wartezimmer kommen wir auch nicht weiter. Doch wer traut sich zuerst und räumt den Laden auf? Ich habe im Laufe der Zeit gemerkt, dass diese kleinen Spielgeld-Gags, die man hier und da macht, überhaupt nicht zum Ziel führen. Aber als ich merkte, ich kann mich ans Mikro stellen und so tun, als würde ich mit der „Funkstreife Isar 12“ telefonieren, konnte ich die anderen gehörig durcheinanderbringen. Das hat Spaß gemacht.

Würden Sie für den Sieg auch zu unlauteren Mitteln greifen?

Bastian Pastewka: Ich habe nicht versucht, jemanden der gerade auf der Bühne ist, zu stören oder permanent zu kommentieren. Ich bin einfach zu gerne Comedy-Zuschauer, um jemandem ein „laaaangweilig“ Richtung Bühne zu brüllen.

Bei welchen Comedy-Stars wäre die Sendung ganz schnell vorbei für Sie?

Bastian Pastewka: International ist Steve Carrell zum Beispiel ein Meister, oder Jason Sudeikis in „Ted Lasso“. Hierzulande gehört mein Herz Spaßvögeln wie Mirco Nontschew, Teddy Teclebrhan oder Rick Kavanian, die mit ihrem Körper viel machen, mit einer leichten Entrücktheit auf die Bühne gehen. Da lache ich sofort. Klaas Heufer-Umlauf, Max Giermann, Anke Engelke, Tommi Schmitt und ich – ich meine das nicht vermessen – sind Akademiker und kommen von der Vorbereitung. Aber ein Kurt Krömer bei „LOL“? Der macht irgendwas unabhängig vom zentralen Nervensystem. Auf dessen Planeten sind wir alle nur zu Gast.

Sie haben mal gesagt, dass Humor unter anderem eine Generationenfrage ist. Fällt es Ihnen schwer, sich auf Newcomer einzulassen?

Bastian Pastewka: Nein. Ich nenne hier Tahnee als Beispiel, die ist auf den Tag genau 20 Jahre jünger als ich. Ihr Live-Programm habe ich Anfang März 2020 gesehen, kurz vor dem ersten heftigen Lockdown. Da habe ich so gelacht, dass ich gedacht habe: „Der Lockdown hätte jetzt auch keine Comedyshow verhindern können, die besser ist als die von Tahnee.“ Deshalb habe ich mich so gefreut, sie dann ein Jahr später in Natura vor mir zu haben. Ich halte sie für ein Riesen-Talent, für die stärkste Comedy-Frau ihrer Generation.

Inwiefern ist Humor denn nun eine Generationenfrage?

Bastian Pastewka: Jeder hat zwar etwas Lustiges in sich, aber es wird natürlich geformt in einer Zeit, als man Humor, Lachen, Comedy das erste Mal entdeckt. Wenn du noch nicht weißt, wie die Welt ist, triffst du unbewusst viel mehr Entscheidungen, als du glaubst. Meine Generation hat sich in Ermangelung von Streamingdiensten und ständig verfügbarer Unterhaltung permanent eine Kino-Karte gekauft, um in das Double-Feature von „Das Leben des Brian“ und „Blues Brothers“ zu gehen. Wir konnten diese Filme gemeinsam mitsprechen. Ich bin gut befreundet mit dem tollen Entertainer Chris Tall. Dem musste ich erklären, was Monty Python ist. Dafür konnte er mir unendlich viele YouTube-Stars und andere Kolleginnen und Kollegen empfehlen, die ich noch nicht kannte.

Und Sie durchforsten YouTube dann nach seinen Empfehlungen?

Bastian Pastewka: Auf keinen Fall! Ich schaue mir das nicht an, um künstlerisch frei zu bleiben (lacht).

Gibt es eine Comedy-Sparte, zu der Sie nie einen Zugang gefunden haben?

Bastian Pastewka: Ich glaube nicht, dass das Publikum in Sparten denkt. Leuten, die sagen, sie mögen eher den „gehobenen Humor“ oder sie lesen gerne mal einen Kishon und gehen ins politische Kabarett, glaube ich kein Wort. Das sind Menschen die auch sagen: „Ich gucke nur 3sat, Phoenix und ARTE.“ Aber das sind die, die sich beim erstbesten Pimmel-Witz von Markus Krebs wegschmeißen. Allerdings geben diese Leute es nicht zu, weil sie immer noch glauben, Humor hätte etwas mit Erziehung oder Niveau zu tun. Ich denke aber, dass das nicht so ist.

Was ist Ihre Meinung zum aktuellen Kabarett?

Bastian Pastewka: Das aktuelle politische Kabarett finde ich fast uninteressant, weil es so wahnsinnig erwartbar daherkommt. Es werden alle unsere Probleme, die meiner Ansicht nach sowieso permanent sichtbar sind, noch mal aufs Tapet gebracht. Wenn gute Gedanken dabei sind, ist das ja schön, aber manchen Kabarettisten und Kabarettistinnen möchte ich zurufen: „Schreibe sie doch einfach bei Twitter rein, mach einen Podcast, aber bring sie nicht nachts im SWR, da sieht sie doch eh keiner.“

Gibt es Comedy, auf die man sich einigen kann?

Bastian Pastewka: Mit Hape Kerkeling liegt man eigentlich immer richtig. Aber glücklicherweise sind die Fans vielseitig interessiert und sagen: „Ich kann über X lachen und über Y eben nicht.“ Solange diese Diskussion aktiv ist, leben wir in einer guten Zeit.

Mit etwas Abstand: Hat das Ende ihrer Serie „Pastewka“ ein Loch hinterlassen?

Bastian Pastewka: Neue Projekte waren seitdem – abgesehen von einem schönen kleinen Hörspiel-Podcast, dem meine ganze Leidenschaft gehört – aufgrund von Corona leider nicht möglich. Aber der Kontakt zur „Pastewka“-Familie, den Schauspielerinnen und Schauspielern, der ist immer noch da. Wir skypen miteinander, verabreden und treffen uns. Es war uns wichtig, regelmäßig im Austausch zu bleiben. Deshalb ist das hinterlassene Loch nicht groß, denn wir haben das Ende unserer Serie nach 15 Jahren gemeinsam beschlossen. Wir drehen zwar nicht mehr miteinander, aber wir leben weiterhin harmonisch in der gleichen Stadt. Und das ist ein größeres Geschenk, als es eine elfte Staffel wäre. (tsch)