Schauspielerin Karin Thaler„Ich fühlte mich zu dick, das ist bis heute so geblieben“

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Tolle Frau, tolle Ausstrahlung: Karin Thaler bei einem PR-Termin. Sie selbst geht stets sehr kritisch mit sich und ihrem Körper ins Gericht, dabei hat sie das gar nicht nötig.

Rosenheim – Karin Thaler (54) ist das Herz und die Seele des TV-Dauerbrenners „Die Rosenheim-Cops“, spielte von Anfang an an der Seite des im Januar verstorbenen Joseph Hannesschläger.

Sie als die immer ausgleichende Marie Hofer, er der poltrige Kommissar und Bauer Korbinian Hofer – ein ungleiches Geschwisterpaar. Noch verzögert sich (durch Corona) die Fortsetzung ohne Hannesschläger – dafür erweisen sich die nachmittäglichen Wiederholungen (auch wegen Corona) zu Quoten-Rennern. Wir haben Karin Thaler zum langen Interview gebeten.

Vor 20 Jahren wurden die ersten „Rosenheim-Cops“-Pläne geschmiedet. Wenn man Ihnen gesagt hätte: „Du musst die Serie 20 Jahre lang spielen!“ – hätten Sie zugestimmt? Karin Thaler: Die Frage ist falsch formuliert. Es war schon damals kein „müssen“, es war ein „dürfen“. Diese Rolle ist für mich wie ein Lottogewinn. Ich habe zwischendurch viele andere Sachen gedreht, manchmal acht andere Projekte im Jahr, dazu parallel sechs Jahre die Serie „Hubert und Staller“ – aber immer wenn ich zu den „Rosenheim Cops“ zurückkam, war das das Größte für mich.

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Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis der Serie? Sie ist wie ein Überraschungs-Ei. Spannung und was Süßes, es ist die tolle Landschaft – und am Rande passiert ein Mordfall. Und es ist der Cast, der zusammengewachsen ist, von dem jeder seine eigene Seelenausstrahlung hat. Wir stehen alle hinter der Serie, wir rotzen unsere Arbeit nicht runter, sondern sind voll motiviert.

Wie ist es, wenn Sie sich in einer Wiederholung sehen? Irgendwie finde ich mich da süß, wie eine eigene Tochter, denke voller Wehmut: „Mein Gott, war ich jung, war ich hübsch!“ Das fand ich damals gar nicht, heute frage ich mich, warum ich so kritisch mit mir war. Ich sah süß aus, hab gut gespielt, war schlank – habe mich dennoch zu dick gefühlt. Das ist bis heute geblieben.

Wie kamen Sie zur Rolle? Es war ein normales Casting mit Joseph Hannesschläger, der als Einziger feststand. Ich dachte erst, das funktioniert nicht – er ist groß, dick, dunkelhaarig, grauäugig, ich klein, dünn, blond und braunäugig, das passt nicht für Bruder-Schwester – doch es klappte.

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Hätten Sie „Marie“ gern mehr private Abwechslung gegönnt – ein Liebesverhältnis? Aber ja. So eine Liebesgeschichte bringt eine andere Farbe rein. Wenn ich im Film begehrt werde, tut es mir selbst gut. Es gab schon einige Flirtgeschichten – aber die werden im Alter weniger. Ich würde in der Serie gern noch mal eine große Liebe haben – und das Objekt der Begierde sein.

Welchen Typen hätten Sie für Ihre „Marie“ vor Augen? Einer wie Henning Baum. Der würde ihr gut stehen. So ein richtiger Brocken. Sie sind mit dieser Rolle eine Art Botschafterin des ländlichen Lebens geworden.

Könnten Sie selbst dort leben? Auf dem Land schon, aber nicht auf einem Hof. Zu viel harte Arbeit. Frühes Aufstehen ist nicht meine Sache. Es wären zu viele Verpflichtungen. Mein Mann und ich lieben die Freiheit, haben deshalb auch keinen Garten. Wir wollen spontan die Wohnung abschließen und wegfahren können.

War Schauspielerin Ihr Traumberuf? Ja. Das ging schon ganz früh los. Als kleines Mädel habe ich beim Baden extra viel Schaum gemacht und wie eine Hollywood-Diva drin gesessen. Dann musste meine Mutter immer wieder reinkommen und sagen: „Oh, da ist ja die große Schauspielerin in ihrem Schaumbad!“

Sie fingen in ganz hochwertigen Filmen an. Für „Das schreckliche Mädchen“ – Ihren ersten Kinofilm – haben Sie eine Oscar-Nominierung erhalten. Noch Sehnsucht nach „Hochwertigkeit“? Ja, ich habe einige davon gemacht. Damals spielte Geld noch keine Rolle, Hauptsache spielen, auch ohne Gage. Dann kamen die Serien. Heute bin ich darüber froh, so hatte ich ein sicheres Leben, keine Existenzängste. Es gibt viele Kollegen, die mich beneiden: „Sei froh, wir müssen von Monat zu Monat um Drehtage kämpfen!“

Haben Sie Angst vorm Alter? Überhaupt nicht. Ich stelle mich langsam drauf ein, am Meer zu leben, meine Wohnung zu genießen, nur hin und wieder zu arbeiten, vor allem mehr Zeit für mich zu haben. Mein Mann ist dann immer bei mir. Jetzt haben wir – „dank Corona“ – schon den Probelauf und können uns vorstellen, wie es mal sein wird. Die einzige Angst, die ich habe, ist, dass ich richtig aus dem Leim gehe.

Ihr Mann ist Musiker. Wie haben Sie sich kennengelernt? Wie das so ist im Leben: Ich habe getanzt, er machte Musik. Er spielte E-Gitarre, hatte lange schwarze Haare (länger als ich) – und er gefiel mir natürlich. Wir haben uns verknallt. Und dann habe ich meinen One-Night-Stand geheiratet (lacht).

Vor einem Jahr haben Sie auf den Malediven noch mal geheiratet. Wegen der Party? Das hatte mit Party nichts zu tun. Als wir 1997 heirateten, hatten wir keinen Pfennig, es war ein kleines Fest, nur Standesamt mit unseren Engsten und Liebsten. Irgendwann kam der Wunsch, da mal nachzubessern – wir beide barfuß am Strand, noch mal ja sagen. Das war uns sehr wichtig, das haben wir gemacht – ganz allein.

Klingt schön… Ja. Es gibt Scheinpaare und Seinpaare, wir sind ein Seinpaar. Wir passen zueinander, passen aufeinander auf, beglücken uns, lieben uns wahrhaftig. Wir versuchen, uns unser Leben so schön wie möglich zu machen – und gegenseitig Gutes zu tun.

Karin Thaler: Bekannt aus vielen Serien

Karin Thaler (geboren am 12. Juni 1965 in Deggendorf) debütierte 1986 im TV mit „Gundas Vater“ (ausgezeichnet mit dem TV-Preis „Goldener Gong“). Ab dann in vielen TV-Serien zu sehen – u.a. von 1990 bis 2008 in „Der Landarzt“, von 1999 bis 2008 in „Unser Charly“ (spielte Inka Lenz, die Ehefrau von Frank Behnke) und von 2011 bis 2017 in „Hubert und Staller“.

1991 feierte sie ihr Kino-Debüt in „Das schreckliche Mädchen“. Sie gehört seit Beginn der ersten Staffel (ausgestrahlt ab 2002) zur Stammbesetzung der ZDF—Serie „Die Rosenheim-Cops“. Sie ist verheiratet mit dem Musiker Milos Malesevic. Das Paar lebt in München.