Neuer Film „Red Sparrow”Jennifer Lawrence: „Ich bin meinen Nackt-Komplex los“

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Jennifer Lawrence bei der „Red Sparrow“-Premiere in London.

Los Angeles – Sie lässt alle Hüllen fallen, setzt sich mit gespreizten Beinen auf den Klassentisch und animiert – oder besser provoziert – einen Mitschüler zum Sex.

So eine Szene wäre für Jennifer Lawrence (27) früher undenkbar gewesen. In „Red Sparrow” (ab Donnerstag im Kino – hier mehr zu den Kino-Starts der Woche) konnte sie sich aber nicht mit einer „No nudity”-Klausel aus der Affäre ziehen.

Warum Jennifer Lawrences Brüste im „Red Sparrow“-Trailer in den USA zensiert wurden, lesen Sie hier.

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Um in dem Spionage-Thriller als zu allem bereite Lockvogel-Agentin nicht unglaubwürdig zu wirken, musste sie da durch. Uns hat sie im Interview klar gemacht: „Ich kann nicht jemanden spielen, der weiter gehen muss, als ich gehen würde.”

Außerdem hat sie mit uns über ihr Single-Leben gesprochen.

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Hatten Sie Angst vor diesen Szenen?

Lawrence: Seit Jahren. Angst davor, diesen Bereich zu verlassen, in dem ich mich sicher fühle. Aber ich bin froh, dass ich es getan habe.

Froh warum?

Lawrence: Mir wurde klar, dass mich ein Komplex verfolgte. Der, dass ich von anderen kritisch beurteilt werde. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich den Komplex losgeworden bin.

Haben Sie denn jetzt noch überhaupt vor irgendetwas Angst?

Lawrence (lacht)Interviews. Nein echt. Ich hasse es, missverstanden zu werden. Oft warte ich nach einem Interview total angespannt darauf, dass es erscheint. Und hoffe, dass ich nicht versehentlich wie ein totales Arschloch rüberkomme. Das bereitet mir auch schon mal schlaflose Nächte.

Gibt es noch etwas, dass Sie unsicher macht?

Lawrence: Etwas nicht zu wissen. Deshalb ist es für mich sehr wichtig, mir selbst Dinge beizubringen. Ich habe eine angeborene Neugier und wenn mich was interessiert, dann lese ich etwas darüber. So wandele ich eine Schwäche zur Stärke um.

Was würden Sie als ihre größte Stärke bezeichnen?

Lawrence: Dass ich stets meine ehrliche Meinung sage. Ich sage grundsätzlich nur das, was ich wirklich glaube. Und rede nicht um den heißen Brei herum, nur um vielleicht eine angespannte Situation zu entschärfen. Das wäre für mich ein Zeichen der Schwäche.

Als Spionin nutzen Sie die Schwächen von Männern. Wie würden Sie im wahren Leben einen Mann verführen, den Sie wirklich wollen?

Lawrence: Das ist ja wohl die Gretchenfrage. Wenn er dich nicht mag, deine Personality: Was kann man da schon machen? Keine Ahnung.

Im Film haben Sie eine liebevolle Beziehung zu Ihrer Mutter. Im wahren Leben auch?

Lawrence: Ich lebe schon allein seitdem ich 14 bin. Doch auch mit 27 muss ich noch sagen, dass ich meine Mutter brauche. Sie ist die größte Unterstützerin, die ich im Leben habe. Ich würde ohne sie niemals hier sitzen. Sie hat soviel geopfert, damit ich eine Karriere haben kann. Deshalb suche ich Ihren Rat in allen Dingen... Außer wenn es um Boys geht (lacht).

Mit wem reden Sie denn über Männer, mit ihrem Vater?

Lawrence: Ich kann doch nicht mit meinem Vater über meine Männer reden – er wäre völlig entsetzt. Mein Vater hat früher gedacht, ich nehme die Pille, weil ich Akne habe. Wenn ich Jungs-Probleme habe, dann gehe ich damit zu meinen sehr weisen Freundinnen.

Im Moment ist das ja nicht notwendig, weil Sie wieder single sind, oder?

Lawrence: Das stimmt. Und ich realisiere grade, dass das Singledasein doch viele Vorteile hat. Ich kann machen, was ich will. Ich habe mein Haus umbauen lassen, um meiner Faulheit genüge zu tun. Ich habe mein Esszimmer in ein Fernsehzimmer umwandeln lassen, weil mir der Weg zwischen Küche und TV davor zu lang war (lacht). Ich liebe es auf meinem Sofa zu kuscheln, Rotwein zu trinken und „Modern Family” oder „Veep” zu schauen.

Und Sie fühlen sich gar nicht einsam?

Lawrence: Das kommt sicher in ein paar Monaten. Aber bis dahin genieße ich es, niemand Rede und Antwort stehen zu müssen. Und ganz allein bin ich ja auch nicht. Pippy ist ja auch noch da.

Wer ist Pippy?

Lawrence: Sie ist mein Hund.

Noch einmal zurück zur Nacktheit. Im Film wird Ihnen eingeimpft, dass der Staat Ihren Körper besitzt. Als Schauspielerin stellen Sie Ihren Körper der Kunst zur Verfügung. Ist das vergleichbar?

Lawrence: Nein. Ich vermiete meinen Körper, allerdings aus völlig freiem Willen für meine Kunst. Und ich habe damit kein Problem. Als Künstler muss man halt Opfer bringen und ich tue das gerne für etwas, was ich über alles liebe. Ich könnte für keinen anderen Job so viel Leidenschaft empfinden, wie für die Schauspielerei.

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