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„In richtige Bahn lenken”Song-Schreiberin erklärt, wie Helene-Fischer-Lied Hit wurde

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Ela Steinmetz trat 2014 beim ESC an, heute schreibt sie unter anderem Lieder für Helene Fischer.

von Simon Küpper (sku)

Berlin/Köln – Sie kann einfach alles. Zumindest musikalisch. Ela Steinmetz (28, „ela.“) lässt sich nicht auf eine Musikrichtung festlegen. 2014 trat sie mit ihrer Band „Elaiza“ für Deutschland beim ESC an – obwohl sie zuvor kaum jemand kannte.

  • Sängerin Ela trat 2014  für Deutschland beim ESC an
  • Heute scheibt sie Lieder für verschiedene Künstler
  • Für Helene Fischer schrieb Ela einen großen Hit

Heute schreibt sie nicht nur Musik für sich selbst, sondern auch für Interpreten der verschiedensten Musikstile. Helene Fischer, Sarah Lombardi, Adel Tawil und Michael Patrick Kelly sind nur einige davon.

Im Interview mit EXPRESS erzählt sie, wie ein Lied zu einem Helene-Fischer-Song wird, wie ihr die ESC-Teilnahme bis heute hilft, wann sie einen Auftrag ablehnen würde und warum sie Musik in ihrem Kleiderschrank macht.

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EXPRESS: Du machst Musik für Schlagerkünstler und mit HipHoppern – gibt es da Unterscheide?

Ela: Für mich ist jeder Tag eine neue Challenge. Als Songwriterin bin ich sehr offen, was Musikrichtungen angeht. Es macht total Spaß, mich auf jegliche Art und Weise auf die Musik einzulassen. Mit meiner eigenen Musik bewege ich mich meist im Pop-Bereich – aber auch New Metal oder Elektro gab es schon.

Wenn du alles schreibst, was hörst du?

Um ehrlich zu sein, höre ich total viel Punk und Hardcore New Metal. Viele hören ja beim Autofahren Radio – das kann ich gar nicht. Dann analysiere ich alles. In meinem Kopf rattert es eh so viel, das ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen. Viele Melodien oder Textzeilen fallen mir auch mitten in der Nacht ein. Dann stehe ich auf und setze mich ans Klavier. Meine Freunde kennen das schon. Etwa, dass ich beim Einkaufen mal schnell was ins Handy gröle, um es zu speichern (lacht). Paddy Kelly hat mal zu mir gesagt: Bei dir muss ich immer die Memo-Funktion anhaben, weil ich nie weiß, was bei dir kommt.

Die Musik – auch verschiedene Stile – liegen dir im Blut. Deine Mutter war Opern- und Jazzsängerin, dein Vater Rock-Gitarrist.

Es war relativ klar, was ich mache. Aber meine Mutter und mein Stiefpapa haben immer gesagt: Mach das, was du willst. Hauptsache du bist glücklich dabei. Mit Zwölf ging es los, dass ich mitten in der Nacht im Wohnzimmer am Klavier saß. Und meine Mutter hat immer gesagt: Wenn man Musik verstehen will, muss man sich für jede Musik öffnen.

Du bist mit deiner Band Elaiza beim ESC 2014 angetreten – eine Karriere von 0 auf 100. Ihr habt euch ja für den Vorentscheid noch in einem kleinen Club qualifizieren müssen.

Das war total schön. Wir dachten, wir haben nichts zu verlieren und wollten einfach mal mitmachen. Beim Auftritt in der Lanxess Arena sollte man zwei Songs vorbereiten – falls man es in die nächste Runde schafft. Wir hatten einen Kumpel von Nathalie als Begleit-Musiker dabei und haben so gehofft, dass er nicht umsonst da ist (lacht).

Danach hat man in Deutschland nicht mehr so viel von euch gehört.

Es war nicht leicht, mit dem zweiten Album an die Erfolge anzuknöpfen. Aber wir waren dennoch weltweit gut unterwegs. Wir hatten unseren Fokus gar nicht mehr so auf den deutschen Markt. Wir sind Musikerinnen – uns geht es immer noch um die Kunst.

Wie ist euer Kontakt heute?

Wir sind Nachbarn, sehen uns einmal die Woche. Ich war 21 Jahre alt als der ganze Spaß losging. Wir haben zwei Alben veröffentlicht, waren weltweit auf Tour und hatten über Nacht den krassesten Medien-Rummel, den es gibt. Das hat viel mit uns gemacht – Positives. Aber wir haben festgestellt, dass wir eine Pause davon brauchten. Wir schreiben neue Sachen, vielleicht kommt da auch nochmal etwas, aber ganz ohne Druck.

Du schreibst auch viel für andere. Ist das nicht unbefriedigend, wenn man selbst ganz gut singen kann?

Ehrlich gesagt gar nicht. Ich trenne das komplett. Wenn ich für mich schreibe, sind das meine Themen und Gefühle. Mit jemand anderem ist es mir sehr wichtig, persönlich zusammenzuarbeiten. Die Themen festlegen, darüber sprechen, wie es klingt. Es gibt viele Interpreten, die nicht schreiben können, umso schöner ist es, dass ich das vervollständigen kann.

Wie kommt es zu der Zusammenarbeit?

Ganz unterschiedlich. Mittlerweile rufen mich die Künstler selbst an. Manchmal ist es auch so, dass ich ins Studio gehe und irgendetwas fühle. Dann stelle ich hinterher fest: Das wäre perfekt für diesen oder jenen Interpreten. Ich zehre da auch heute noch von der ESC-Teilnahme. Das ist ein Komponisten-Wettbewerb und ich war mit meinem eigenen Song dort. Das hat mir viele Türen geöffnet.

Du hast „Ich wollte mich nie mehr verlieben“ für Helene Fischer geschrieben – was muss ein Helene-Song haben?

Wir haben ganz viel miteinander telefoniert und an dem Song gefeilt. Ich schreibe Musik aus Überzeugung, nicht, um in irgendeine Schublade reinzupassen. Aber dadurch, dass Helene ihre Gedanken mit mir geteilt hat, wurde es zu einem Helene-Fischer-Song. Ich habe einfach die große Ehre, die Dinge in die richtige Bahn zu lenken und zu vervollständigen.

Würdest du auch für andere schreiben, wenn dein Name nicht genannt werden sollte?

Ghostwriting? Das würde ich nicht machen. Dann würde ich ja die Fans anlügen. Musik ist etwas Persönliches, ein wichtiges Gut, sie begleitet uns durch unser Leben und transportiert Emotionen – das ist extrem viel Wert.

Macht die Corona-Situation das Songschreiben schwieriger?

Gerade ist es extrem schwierig, weil man sich nicht immer persönlich treffen kann. Ich habe vor kurzen noch versucht, über Zoom einen Song zu schreiben. Da gibt es dann schnell ein Timing-Problem.

Dein erstes eigenes Album ist hingegen schon fertig.

Ja, Liebe und Krieg ist mein Debütalbum gewesen und es ist total verrückt, wie die Leute darauf abfahren. Für mich war das eher eine Selbstverwirklichung. Ich habe mein Team eingepackt und das Album in Norwegen aufgenommen. Dass es solche Aufmerksamkeit kriegt, habe ich nicht gedacht. Für mich war es einfach ein biografischer Querschnitt meiner letzten Jahre: Was es heißt, als junger Mensch nach Berlin zu ziehen etwa.

In „Wenn unsere Zeit gekommen ist“ heißt es auch „Ich halte dieses Solo-Ding für überschätzt“.

Das ist aber gar nicht auf die Musik bezogen. Ich für mich habe in Berlin entdeckt, dass man nicht immer in die gesellschaftlichen Werte und Norme passen muss – sondern sich am Ende selbst treu bleiben sollte. Nur weil ich kurze Haare habe und gerne viel zu weite Klamotten trage, fragen mich die Leute in Instagram-Kommentaren nach meiner sexuellen Orientierung. Das hat ja nichts mit der Musik zu tun.

Wie reagierst du darauf?

Ich habe einmal einen Post dazu gemacht und zum Glück die tollsten Fans, die mich unterstützen.

Antwortest du den Leuten, die sowas schreiben?

Nein. Da gibt es wichtigeres auf der Welt gerade. Ich nutze die Zeit lieber für kreative Dinge.

Zum Beispiel Konzerte im Kleiderschrank.

Ja, genau (lacht). Meine Tour musste verschoben werden, dann habe ich mir diese Alternative über Instagram überlegt. Im Kleiderschrank ist der Sound einfach am besten. Es ist cool, dass man sowas machen kann, aber es ist natürlich nicht dasselbe wie ein richtiges Konzert. Ich bin gespannt, ob die Tour dann nächsten Oktober stattfinden kann.