„First Dates“Roland Trettl über seine Gastgeber-Rolle: „Ich muss das nicht machen, ich DARF“

20.05.2022, Köln: Fernsehkoch Roland Trettl am Set von 'First Dates'. Foto: Arton Krasniqi

„Bei »First Dates« empfangen wir Gäste, keine Kandidaten“, sagt Roland Trettl. Er möchte, dass sich jeder im Restaurant wohlfühlt.

Mit seiner Show „First Dates – Ein Tisch für zwei“ ist er fast täglich bei VOX zu sehen: der ehemalige Tiroler Sternekoch Roland Trettl. In Köln dreht er seit fünf Jahren seine Dating-Show, hat hier einen Zweitwohnsitz.

von Alexandra Miebach (mie)

Und am Sonntag (3. Juli 2022) feierte Roland Trettl auch noch seinen 51. Geburtstag. Da wird’s höchste Zeit für ein Interview.

EXPRESS.de sprach mit dem früheren Sterne-Koch und heutigen TV-Gastgeber übers Essen, seinen Burn-Out und was ihn an seinem jetzigen Job so rundum glücklich macht.

„First Dates“: Roland Trettl verrät, wer das Essen für die Singles kocht

Sie sind eigentlich Koch, stehen aber bei „First Dates“ nicht selbst in der Küche. Kommen die Ideen für die Gerichte von Ihnen?

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Roland Trettl: Die Gerichte werden von unserer Köchin Doreen gekocht – eine fantastische Köchin, die vermutlich besser kocht als ich. Die Gerichte ändern sich alle vier Monate, das sprechen wir ab. Das ist mir wichtig, weil es sich anfühlt, als wäre das hier mein Restaurant. Ich möchte, dass sich die Gäste wohlfühlen – dann werden sie sich auch eher verlieben.

In der Show suchen Singles nach der großen Liebe. Geht Liebe wirklich durch den Magen?

Roland Trettl: Essen ist mit Emotionen verbunden. Ein leidenschaftlicher Esser ist oft auch ein leidenschaftlicher Liebhaber. Also würde ich sagen: Ja.

Die Gäste haben in Ihrem „Restaurant“ ein Blind-Date. Was geht bei so einem Date Ihrer Meinung nach gar nicht?

Roland Trettl: Das muss jeder selbst entscheiden. Wenn ich z. B. merke, das jemand vorher draußen aus Nervosität noch geraucht hat, würde ich es ansprechen und demjenigen vorschlagen, sich nochmal kurz frisch zu machen.

Sie sind den Gästen gegenüber immer sehr höflich, auch wenn die sich vielleicht mal nicht ganz so korrekt verhalten. Wo liegt bei Ihnen die Grenze?

Roland Trettl: Es ist eine Respektfrage. Die Grenzen zu ziehen ist schwer, weil jeder das anders empfindet. Wenn ich merke, dass jemand seinem Gegenüber gegenüber respektlos wird, z. B. durchs Restaurant schreit, würde ich was sagen.

Gibt es einen Gast oder ein Paar, an das Sie sich besonders gerne zurückerinnern?

Roland Trettl: Jedes Date, das geheiratet hat, bleibt im Kopf. Es gab mal ein Date, die sind reingekommen, ich habe sie zu Tisch gebracht und war mir sicher „Die heiraten“ – mein Gefühl. Eineinhalb Jahre später haben sie sich das Ja-Wort gegeben. Natürlich gibt es auch skurrile Erinnerungen. Ein Gast hat nicht mehr aufgehört zu essen. Ein anderer wollte statt des Essens auf der Karte nur Röstkartoffeln und zehn Spiegeleier.

„First Dates“: Roland Trettl wäre auch selbst auf ein Blind Date gegangen

Wie haben Sie ihre Frau kennengelernt?

Roland Trettl: Wir haben uns in einem Club kennengelernt.

Wäre ein Blind Date für sie jemals eine Option gewesen?

Roland Trettl: Ja, definitiv. Ich weiß aber nicht, ob ich mutig genug gewesen wäre, in so ein „First Dates“-Restaurant zu kommen.

Sie haben in den großen Küchen der Welt gearbeitet, wurden mit einem Stern ausgezeichnet. Doch dann kam der Burnout. Wann haben Sie realisiert, dass es so nicht für Sie weitergehen kann?

Roland Trettl: Meine Frau hat das eher realisiert als ich. Das sind Momente, in denen es wichtig ist, jemanden an der Seite zu haben, der dich eher reflektiert, als du es in dem Moment selber kannst. Meine Frau hat mich gefragt: „Bist du glücklich mit dem, wie du gerade lebst?“. Dadurch hat sie mir die Augen geöffnet.

Wie gehen Sie heute mit Stress um? Was hilft Ihnen, nach einem langen Tag abzuschalten?

Roland Trettl: Morgens vor der Arbeit gehe ich laufen. Yoga hilft mir auch dabei. Arbeit und Freizeit zu trennen, ist auch wichtig. Das Wichtigste ist, dass man das, was man tut, nicht als etwas sieht, das man machen muss. Sondern als etwas, das man machen DARF. Ich rede mir bei allem was ansteht im Vorfeld selber immer ein „Ich freue mich, das zu machen“. Das ist mental wahnsinnig hilfreich.

Vermissen Sie den Restaurant-Alltag?

Roland Trettl: Nein, gar nicht. Zuhause habe ich einen Kitchen-Club, den 14 bis 16 Gäste buchen können. Das mache ich höchstens viermal im Jahr. Das ich nochmal ein Restaurant eröffne, kann ich nicht ausschließen. Aber dann nicht im deutschsprachigen Raum. Eher in Spanien, wo ich das Meer vor der Tür habe und wo ich die besten Lebensmittel frisch bekomme.

Was halten Sie vom Vegan-Trend? Würden Sie persönlich komplett auf tierische Produkte verzichten?

Roland Trettl: Das ist kein Trend, eher eine Einstellung. Mir ist wichtig, das ich nicht das Gefühl habe, dass mich jemand bekehren will. Für mich sind Essen und Trinken alles, meine Belohnung. Fleisch gehört ab und an dazu. Mir ist wichtig, dass das Lebewesen, das für mich gestorben ist, bis zu seinem Tod ein gutes Leben hatte.

Als Koch sind Sie in der kulinarischen Welt herumgekommen, haben viel probiert. Gibt es irgendwas, dass Sie auf keinen Fall essen würden?

Roland Trettl: Essen hat viel mit Kultur zutun. Ich würde sagen, dass jede Kultur ihr Essen hat – und man das akzeptieren sollte.

Was ist für Sie die Kulinarik-Hauptstadt der Welt?

Roland Trettl: New York, da gibt es eine unglaublich kulinarische Vielfalt.

Sie kommen aus Südtirol, leben in Österreich, sind für Drehs regelmäßig im Rheinland. Was sagen Sie zur rheinischen Küche?

Roland Trettl: Ich esse eigentlich keine rheinischen Gerichte. In Köln gibt es aber fantastische Restaurants, in denen ich regelmäßig bin.

Was sollten Rheinländer unbedingt in Ihrer Heimat Südtirol probieren?

Roland Trettl: Schlutzkrapfen. Das sind Teigtaschen, gefüllt mit Spinat und Quark. Dazu einfach Parmesan und Nussbutter.

Roland Trettl: Vom Sternekoch zum Gastgeber bei „First Dates“

Roland Trettl wurde am 3. Juli 1971 in Bozen, Südtirol, geboren. 1987 begann er seine Kochausbildung im Parkhotel Holzner in seinem Heimatort Oberbozen, arbeitete in Eckart Witzigmanns Münchener Restaurant „Aubergine“.

1997 bis 2001 war er Küchenchef in Witzigmanns Restaurant „Ca’s Puers“ auf Mallorca (1 Stern). Von Mai 2003 bis Ende 2013 war er Executive Chef im Restaurant „Ikarus“ im Hangar-7 am Flughafen Salzburg, erhielt hier 2004 erneut einen Michelin-Stern. 2013 und 2015 war er Gastjuror bei „The Taste“, war von 2016 bis 2018 fester Teil der Jury.

Trettl trat mehrfach gegen Tim Mälzer bei „Kitchen Impossible“ (Vox) an. Außerdem schrieb er mehrere Bücher. Er ist Gastgeber bei „First Dates“, ist verheiratet, hat einen Sohn. Die Familie lebt in Salzburg.