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ZDF-Doku „37°Leben“Ex-Freundin misshandelte René (39) – bis er in der Psychiatrie landete

René (39) wanderte nach Norwegen aus, um seine Erlebnisse zu verarbeiten. Jetzt fühlt er sich bereit, in seine alte Heimat zurückzukehren. (Bild: ZDF/Dawin Meckel/OSTKREUZ)

René (39) wanderte nach Norwegen aus, um seine Erlebnisse zu verarbeiten. Jetzt fühlt er sich bereit, in seine alte Heimat zurückzukehren. (Bild: ZDF/Dawin Meckel/OSTKREUZ)

Wenn Männer Gewalt in der Beziehung erfahren, schämen sie sich häufig und leiden still. René (39) und Steven (37) sprechen in einer ZDF-Reportage über ihre Erfahrungen, wie sie es geschafft haben, sich zu trennen und wie sie auch heute noch unter der Erfahrung leiden.

Beleidigungen, körperliche Angriffe, Angst - für René (39) und Steven (37) war das jahrelang Alltag. Sie haben in ihren Beziehungen psychische und physische Gewalt durch ihre Ex-Freundinnen erfahren.

In der ZDF-Dokumentation „37°Leben: Gewalt gegen Männer: Wenn die Liebe zur Qual wird“ (in der ZDFmediathek verfügbar) erzählen sie ihre Geschichten. „Ich habe mich entschieden, die Öffentlichkeit zu suchen und über das Thema zu reden, weil ich dachte, es ist nicht bekannt genug“, erklärt René seine Beweggründe.

Ex-Freundin schmiss Cocktailgläser nach Steven

Laut Bundeskriminalamt sind 20,8 Prozent der Opfer von Partnerschaftsgewalt männlich, die Dunkelziffer ist hoch. Eine repräsentative Studie des Kriminalforschungsinstitutes geht davon aus, dass 54 Prozent aller Männer in ihrem Leben unterschiedliche Gewaltformen in einer Beziehung erlebt haben. In ganz Deutschland gibt es aber nur 15 Schutzeinrichtungen für Männer.

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René will das ändern. Er ist eines der Gesichter der Kampagne „Ohne Gewalt leben“ der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) in Dresden.

Am Anfang, das erzählen beide Männer im Interview mit den ZDF-Reportern, seien die Beziehungen noch ganz normal und schön gewesen. Rückblickend fällt Steven aber auf, dass er „schon ziemlich isoliert“ worden sei von seiner Ex-Freundin. Es habe mit „Kleinigkeiten“ begonnen, erinnert sich René, doch aus „verbalen Übergriffen“ wurden körperliche. Einmal habe er einfach nur gehen wollen, erzählt der 39-Jährige, aber „[sie] ist dann auf mich gesprungen und hat sich an mir festgeklammert“.

Auch Steven kennt solche Situationen. Wenn er das Haus ohne seine Ex-Freundin verlassen wollte, habe sie sich ihm in den Weg gestellt, sich vor die Tür gelegt, geweint und geschrien und versucht, ihn mit körperlicher Gewalt davon abzuhalten, „in einem Fall auch mit dem Messer. Ich weiß nicht, ob sie zugestochen hätte oder nicht, ich weiß nicht, ob sie dazu in der Lage ist. Aber sie stand da mit dem Messer. Oder mit Cocktailgläsern, die sie nach mir geschmissen hat.“

René überwand seine Beziehung erst in der Traumaklinik

René schafft es nach etwa drei Jahren, sich zu trennen. Ein paar Monate später wollen er und seine Ex-Freundin nochmal ein klärendes Gespräch führen. „Bei diesem Treffen kam es dann auch zu sexuellen Handlungen, die ich nicht wollte“, erzählt er. Danach habe er es „irgendwie“ zu einem Freund geschafft, habe nicht reden oder ihm in die Augen schauen können. „Völlig apathisch“ sei René gewesen, berichtet sein Freund, den er zusammen mit den ZDF-Reportern besucht.

Weil reden nicht geht, schreibt René damals auf, was passiert ist. „Nicht lachen! Nicht lachen, versprochen? Auch nicht sauer sein?“, „Ich bin schuld“, „Ich habe mich nicht getraut, mich zu wehren oder 'Nein' zu sagen“ und „Darf ich duschen? Fühle mich eklig“, steht auf dem Zettel. Sein Freund ruft den Notarzt.

„Am nächsten Morgen war ich in der Psychiatrie“, erinnert sich René. Dort bleibt er für 30 Tage, begibt sich anschließend in Therapie und besucht eine Traumaklinik. „Das war so heilsam, das hat wirklich mein ganzes Leben verändert“, beschreibt er die Zeit dort. 2019 wandert er außerdem nach Norwegen aus, um seine Erlebnisse weiterzuverarbeiten. Auch dort besucht ihn das ZDF-Team.

„Es fühlt sich an wie Frühling“: Steven befreite sich aus toxischer Beziehung

Stevens Ex-Freundin wird nach zwei Jahren Beziehung schwanger. Während der Schwangerschaft und bis seine Tochter etwa ein Jahr alt ist, scheint alles in Ordnung, doch dann sei es wieder „vermehrt zu Ausrastern“ gekommen, erzählt er. An Stevens 27. Geburtstag eskaliert die Situation. Seine Ex-Freundin schlägt ihm ins Gesicht, während er seine Tochter auf dem Arm hat. „Das war für mich irgendwie der Punkt zu sagen 'Nein, jetzt höre ich auf, jetzt gehe ich'“, erinnert er sich.

Er zieht um und rutscht immer weiter ab, fängt an zu trinken. Es dauert, bis Steven zurück ins Leben findet. Heute kann er wieder seinen Hobbys nachgehen und seine Freiheit genießen. „Es fühlt sich an wie Frühling“, lacht der 37-Jährige. Mit seiner mittlerweile elfjährigen Tochter telefoniert er einmal die Woche, auch Besuche stehen an: „Aber eher hier als dort, weil die Zeit mit meiner Ex-Freundin kann ich nicht nochmal verbringen“, dafür sei die Angst zu groß.

Trotzdem, „zurzeit geht es mir gut“, versichert Steven. Auch für René geht es bergauf, er ist bereit, nach Deutschland zurückzukehren und setzt sich weiter dafür ein, dass für Männer, die Opfer von Gewalt werden, mehr Anlaufstellen geschaffen werden. Deutschland mache einen Schritt in die richtige Richtung, findet der 39-Jährige. „Als Betroffener, der es erlebt hat, wünsche ich mir natürlich, dass der Schritt größer ist.“

Hilfe bei Gewalterfahrungen in der Beziehung bieten das Hilfetelefon Gewalt an Männern (0800 1239900) und das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (116 016). (tsch)