Im Dortmunder „Tatort: Feuer“ ermitteln Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) im Todesfall eines Opfers häuslicher Gewalt. Die Mutter zweier Kinder lebte zuletzt im Frauenhaus. Wie funktioniert diese Einrichtung – und bekommt man überhaupt einen Platz?
Harter „Tatort“-StoffEhemann als fieser Gewalttäter – wie schafft man es ins Frauenhaus?

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Im Dortmunder „Tatort: Feuer“ spricht Peter Faber (Jörg Hartmann) mit Fanny Bellmes (Karolina Lodyga), einer guten Freundin des Opfers Meike Gebken. Die lebte im Frauenhaus - auf der Flucht vor ihrem schlagenden Ehemann. Wer findet im Frauenhaus Schutz - und ist es schwierig, dort einen Platz zu bekommen?
Es war ein für Dortmunder Verhältnisse erstaunlich leiser „Tatort“, den Regisseurin Nana Neul als letzten deutschen Fall vor der Sommerpause inszenierte.
Am kommenden Sonntag gibt es noch einen Schweizer „Tatort“, danach folgt als Abschluss der Sonntagskrimi-Saison 2024/25 am 22. Juni ein „Polizeiruf 110“ aus Brandenburg.
Worum geht es im Dortmunder „Tatort“?
Doch zurück in den Pott. Einen fieseren Gewalttäter als den Ehemann des Opfers hat man schon länger nicht mehr gesehen. Wer spielte das Ekelpaket? Viele Szenen des Films spielten im Frauenhaus, wo das spätere Opfer Schutz fand. Kommissarin Herzog (Stefanie Reinsperger) zieht „undercover“ dort ein. Wie viele Frauenhäuser gibt es in Deutschland und was muss man tun, wenn man dort Schutz suchen will?
Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat es im Fall eines Hausbrandes mit Todesfolge mit einem maximal unempathischen Angehörigen zu tun. Jens Hielschers (Sebastian Zimmler) Frau Meike (in Rückblenden: Nadja Becker) ist an einer Rauchvergiftung verstorben. Den Witwer, der die Nacht auf der Arbeit verbrachte, scheint es kaum zu stören. Zuletzt wohnte Meike im Frauenhaus.
Zur Familie gehören auch zwei Kinder: Der halbwüchsige Finn (Caspar Hoffmann), der nur selten zu Hause war und sich nun versteckt hält, stammt aus einer früheren Beziehung der Toten. Die kleine Zoe (Tesla Tekin) hat den Tod der Mutter vom Garten aus miterlebt - konnte ihre Mama aber nur noch „schlafend“ im rauchenden Haus finden. Zoe wird nach deren Tod in einer Einrichtung betreut. Der Vater will das kleine Mädchen aber umgehend zu sich holen. Ist er der Mörder - und wie starb das langjährige Opfer häuslicher Gewalt wirklich?
Worum geht es wirklich?
In ruhigen Verhören und Dialogen geht es um Fragen wie: Warum ist es für die Opfer so schwer, aus dem toxischen Verhältnis auszubrechen? Welche geheime Macht haben die Täter über die Opfer? Und: Wie kompliziert und belastet sind die Beziehungen Angehöriger oder von Freunden zu Opfern und Tätern von Gewalt betroffener Familien?
Zwar kann das Opfer im „Tatort“ nicht mehr selbst berichten, dafür aber Freundinnen wie Fanny Bellmes (Karolina Lodyga) oder Frauen mit ähnlichen Geschichten, die Kommissarin Herzog im Frauenhaus kennenlernt. Autor Markus Busch verwendet viel Zeit darauf, verschiedene Facetten der Beziehungsgewalt zu erzählen. Über seinen „Tatort“ sagt er: „Ich hoffe, dass dieser Film auch quasi in die andere Richtung funktioniert: dass er auch Täter nicht unberührt lässt.“
Was sollte man über Frauenhäuser wissen?
Die Frauenhausbewegung begann 1971 mit der Gründung des ersten Frauenhauses durch Erin Pizzey in einem Vorort Londons. Am 1. November 1976 eröffnete das erste autonome Frauenhaus in West-Berlin. Weitere Einrichtungen in Köln (Dezember 1976) und Bielefeld (Januar 1977) folgten.
Die Initiatorinnen dieser Häuser waren meist Frauen aus der Neuen Frauenbewegung. Heute gibt es etwa 400 Frauenhäuser bundesweit, davon sind rund 150 autonom. Etwa 230 werden von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen oder anderen Trägern betrieben. Jährlich finden dort rund 14.000 Frauen sowie über 16.000 Kinder Schutz vor Gewalt.
Was muss ich tun, damit ich im Frauenhaus Schutz finde?
Aufgenommen werden volljährige Frauen, unabhängig von Religion, Nationalität oder Herkunft, die von körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt betroffen sind. Auch Frauen, die von Zwangsverheiratung bedroht sind, erfüllen die Aufnahmevoraussetzungen. Eine Aufnahme kann telefonisch oder persönlich erfolgen.
In einem Vorgespräch wird die Bedrohungssituation besprochen und eventuell ein Treffpunkt vereinbart, an dem die Frau abgeholt wird. Die Polizei unterstützt im Bedarfsfall. Persönliche Gegenstände und Dokumente wie Personalausweis, Krankenkassenkarte, Bankkarte, Einkommensnachweise und Geburtsurkunden sollten mitgebracht werden. Auch Dokumente und Schulsachen der Kinder.
Frauen, die Leistungen nach SGB II oder SGB XII erhalten oder geringfügig beschäftigt sind, zahlen keine Miete. Frauen mit höherem Einkommen müssen sich an den Kosten beteiligen. Sie betragen maximal - mit Kindern - um die 900 Euro. Die finanzielle Belastung erwerbstätiger Frauen und Mütter wird kritisiert, da sich manche Frauen wegen dieser Kosten zu einem Verbleib in der Gewaltbeziehung entscheiden.
Wer war der fiese Ehemann?
Sebastian Zimmler, geboren 1981 in Ost-Berlin, zählt zu den prägenden deutschen Theaterschauspielern seiner Generation. Nach Erfahrungen in einer Jugendtheatergruppe und einem abgebrochenen Sozialpädagogikstudium begann er 2006 ein Schauspielstudium an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, das er 2010 abschloss.
Noch vor Studienende wurde er fest ins Ensemble des Hamburger Thalia Theaters übernommen, dem er seit der Spielzeit 2009/2010 angehört. Zweimal wurde er dort für seine Rollen mit dem „Theaterpreis Hamburg - Rolf Mares“ ausgezeichnet. Aus Kino und Fernsehen kennt man Sebastian Zimmler über Rollen in „Was bleibt“ (2011), „Hüter meines Bruders“ (2013), „Die Habenichtse“ (2015) und aus der Netflix-Serie „Dogs of Berlin“ (2018).
Wie geht es beim Dortmunder „Tatort“ weiter?
Auf Halde liegt derzeit kein neuer Fall. Die nächste Dortmunder Folge wird - Stand jetzt - erst im Sommer 2025 gedreht.
Sie soll nach aktuellem Planungsstand im ersten Quartal 2026 in der ARD Mediathek und im Ersten zu sehen sein. Auch über Titel und Inhalt ist noch nichts bekannt. (tsch)