Mit ihren jüngsten Aussagen zur Finanzierung des Rentenpakets löste Bärbel Bas landesweit Furore aus. Bei „Markus Lanz“ versuchte Alexander Schweitzer, seine Parteichefin zu verteidigen. Dabei legte er sich jedoch verbal mit dem ZDF-Moderator an.
„Das gehört sich nicht“Als Gast Bärbel Bas verteidigt, lacht Markus Lanz los

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Markus Lanz lachte, als Alexander Schweitzer versuchte, die Worte von Bärbel Bas zu verteidigen.
Aktualisiert
Auf dem diesjährigen Bundeskongress der Jusos hatte SPD-Chefin Bärbel Bas am vergangenen Wochenende den Arbeitgebern eine Kampfansage gemacht. Bas erklärte, dass ihr auf dem kürzlichen Arbeitgebertag deutlich geworden sei, „gegen wen wir eigentlich gemeinsam kämpfen müssen“.
Vor Ort wurde Bas ausgelacht, nachdem sie die Rentenreform verteidigte und beteuerte, dass die hohen Kosten aus Steuermitteln gedeckt und die Beitragszahler nicht belastet würden.
Bei „Markus Lanz“ stellte sich SPD-Politiker Alexander Schweitzer hinter Bas und erklärte zunächst diplomatisch: „Technisch ist es richtig und trotzdem ist es natürlich am Ende eine Belastung.“ Lanz zeigte sich unbefriedigt und deutete auf „die politische Botschaft“ hin, die Bas damit auszusenden versuchte. „Wer denkt sich sowas aus?!“, so Lanz fassungslos.
Schweitzer reagierte schwammig: „Das war sicherlich eine Formulierung, die man dann auch diskutieren kann.“ Lanz lachte und konterte erneut unbeeindruckt: „Kann man die diskutieren oder geht die gar nicht?“
Von dem SPD-Mann wollte er daraufhin konkret wissen: „Können Sie verstehen, dass Leute Frust kriegen, wenn sie solche Sätze hören?“ Alexander Schweitzer wollte Bärbel Bas jedoch nicht in den Rücken fallen und sagte: „Ich kann verstehen, dass Menschen sagen: 'Ich sehe das anders.' (...) Aber ich kann nicht verstehen, dass man jemanden einlädt und dann auslacht. Das gehört sich nicht.“
Laut Schweitzer habe die SPD-Chefin lediglich „technisch argumentiert“. Der ZDF-Moderator hielt weiter dagegen und stellte klar: „Intellektueller Tiefstflug - mehr ist das doch nicht. Kann man doch irgendwie keinem mündigen Bürger zumuten einen solchen Satz. Und sich dann beleidigt in die Schmollecke zu stellen, (...) finde ich tatsächlich schwierig.“
Laut Alexander Schweitzer gibt es seitens der SPD „keinen Kampf gegen die Arbeitgeber“
Markus Lanz redete sich am Dienstagabend weiter in Rage, als er warnend anmerkte: „Wir laufen wirklich mit Ansage auf amerikanische Verhältnisse zu und dann versuchen wir so rhetorische Nebelkerzen zu werfen, mit so Wattebällchen die Leute einzulullen, indem wir ihnen sagen: 'Pass auf, euch passiert nichts, wir machen das aus Steuermitteln.' (...) Das ist der Grund, warum die Leute lachen!“
Alexander Schweitzer sah dies offenbar anders. Er stichelte in Richtung Lanz: „Ich finde es einfach nicht in Ordnung. Es ist nicht höflich, jemanden auszulachen, den man auf die Bühne eingeladen hat.“
Statt einzulenken, äußerte der ZDF-Moderator weiter Kritik an der Bundesarbeitsministerin. Er echauffierte sich darüber, dass Bas offenbar Arbeitgeber als „neue Gegner der SPD“ ausgerufen habe.
Alexander Schweitzer dementierte dies jedoch. Stattdessen sagte er, dass es „keinen Kampf gegen die Arbeitgeber“ gebe und forderte: „Das ist auch nicht die Position, die wir jetzt in den Vordergrund rücken sollten.“ Lanz lachte prompt: „Das ist schon passiert!“ Schweitzer ließ sich davon nicht beirren und konterte energisch: „Die SPD ist Teil einer Bundesregierung, die jetzt gerade eine massive Steuerreform zugunsten der Unternehmen auf den Weg gebracht hat.“ Laut des SPD-Mannes sei es „eine Pro-Unternehmens-Politik, die ich ausdrücklich unterstütze“.
Lanz nahm dies zum Anlass, über die geplante Abstimmung zum Rentenpaket zu sprechen. Er wollte wissen: „Was passiert, wenn die Abstimmung jetzt schiefgeht in dieser Woche?“ Schweitzer antwortete mit ernstem Blick, dass die Bundesregierung „ein massives Problem“ bekomme, sollte es keine Einigung geben. Lanz hakte nach: „Dann ist sie zu Ende?“ Schweitzer reagierte vorsichtig: „Das weiß ich nicht, aber sie ist zumindest in massiven Schwierigkeiten. (...) Ich mache mir schon Sorgen, (...) was diese Abstimmung angeht.“
Alexander Schweitzer: „Man steht hier in diesem Land wie kurz vor einer Wirtshaus-Schlägerei“
Ähnlich emotional ging es bei „Markus Lanz“ zu, als Paul Ronzheimer von seinen Eindrücken vom AfD-Jugendkongress berichtete, in dessen Umfeld er von Demonstranten als Nazi beschimpft wurde. Ein Fakt, der auch den ZDF-Moderator sichtlich nachdenklich stimmte: „Es ist nicht jeder ein Nazi, der eine konservative Position hat.“
Journalistin Karina Mößbauer warnte daraufhin: „Die Ränder, (...) da hat man das Gefühl oder den Eindruck, dass sich die Fronten immer mehr verhärten.“ SPD-Politiker Alexander Schweitzer nickte und fügte sorgenvoll hinzu: „Man steht hier in diesem Land wie kurz vor einer Wirtshaus-Schlägerei.“
Als Lanz wissen wollte, ob sich Alexander Schweitzer mit einem AfD-Politiker in die ZDF-Sendung setzen würde, erklärte der SPD-Politiker: „Ich nehme Ihre Einladungen immer gerne an und wenn Sie noch jemanden von der AfD dazu eingeladen hätten, dann wäre ich wahrscheinlich trotzdem gekommen. Ob das am Ende ein gutes Sendeformat ist, das müsste ich jetzt Ihnen überlassen.“ Dabei betonte er, dass er „keine Zurückhaltung“ habe, „was den Umgang mit der AfD angeht“.
Gleichzeitig stellte er jedoch die Frage in den Raum: „Haben Sie denn alle den Eindruck, (...) dass diese Strategie des 'Wir laden ein und entzaubern' bisher funktioniert hat? Ich weiß nicht, ob das funktioniert hat.“ Lanz konterte prompt: „Die Strategie der Ausgrenzung hat definitiv nicht funktioniert. Die stehen jetzt in Umfragen bei fast 30 Prozent.“ (tsch)
