„Ich werde euer Albtraum sein“Trump in High Heels: Diese Frau könnte erste Präsidentin werden

Früher war sie Buddhistin, heute wird sie als „gefährlichste Frau Amerikas“ bezeichnet: Kari Lake, Rechtsaußen-Kandidaten der Republikaner in Arizona.

Früher war sie Buddhistin, heute wird sie als „gefährlichste Frau Amerikas“ bezeichnet: Kari Lake, Rechtsaußen-Kandidaten der Republikaner in Arizona.

Es ist so weit: Die US-Zwischenwahlen, die Midterms, haben begonnen – und für die Nation steht viel auf dem Spiel. Die Republikaner, seine MAGA-Bewegung und Ex-Präsident Donald Trump selbst heizen die Stimmung an – es wird ein massiver Rechtsruck erwartet. Eine Frau sticht besonders heraus: Kari Lake, neuer Superstar der Konservativen.

von Martin Gätke (mg)

Kari Lake (53) – kaum eine politische Persönlichkeit hat solch eine 180-Grad-Wende hingelegt wie sie: Ihre Karriere startete in den Fernsehnachrichten, als Moderatorin bei Fox 10 News in Phoenix (Arizona). Über 20 Jahre lang war sie dort Anchor-Woman, eine Buddhistin, die Waffen verabscheute und durch und durch liberal war, wie sich ein Ex-Mitarbeiter erinnert. Sie habe über Dragqueens berichtet, LGBTQ-Themen, habe gar Barack Obama bewundert.

Doch diese Zeiten sind vorbei: Lake hat sich zu einer Heldin der Republikaner entwickelt, ist zu einem Star der MAGA-Bewegung aufgestiegen („Make America Great Again“). Für die Demokraten und für liberale Medien hingegen ist sie „Trump in Highheels“ oder „gefährlichste Frau Amerikas“.

Bei den Midterms werden in 36 von 50 US-Bundesstaaten auch die Gouverneure gewählt. Kari Lake wird wohl, das legen Umfragen nahe, neue Gouverneurin im wichtigen Staat Arizona – und wird gar als Kandidatin für das Rennen um das Weiße Haus gehandelt.

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Midterms in den USA: Wird Kari Lake erste Präsidentin?

Wird nicht Trump, sondern sein Protegé die USA nach Joe Biden regieren? Die erste Frau im Weißen Haus – eine Misses Trump 2.0? Die Bezeichnung „Trump in Highheels“ jedenfalls ist nicht ganz korrekt, denn Kari Lake ist in vielen Punkten gänzlich unterschiedlich: Wer ihre Reden hört oder wer sich mit ihr unterhält, hört kein „ähm“ oder Pausen zum Nachdenken. Was sie sagt, sagt sie knackig und sauber, mal warm, mal hart, wie die „Washington Post“ analysiert. Sie selbst kommt aus keiner reichen Familie oder von einer Elite-Uni, sondern wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf – ein Pluspunkt im Wildwest-Milieu des Landes.

Sie sei vielmehr eine „polierte Trump mit Medientraining“, dass sie fast ein viertel Jahrhundert lang als Moderatorin gearbeitet habe, komme ihr zugute. Praktisch jeder in Arizona kenne den Namen Kari Lake – jene Frau, die täglich um 5 Uhr und 9 Uhr morgens in den Wohnzimmern des Staates über die Bildschirme flimmerte. Heute setzt sie ihre Medienkompetenz als Waffe ein – gegen die Medien selbst. Heute beschimpft auch Kari Lake diese als „Fake News“ und verspricht ihnen: „Ich werde in den nächsten acht Jahren euer Albtraum sein.“ Dafür gibt es tosenden Applaus von ihren Fans.

USA: Kari Lake beschimpft Medien und Reporterinnen und Reporter

Früher war sie selbst Reporterin, heute nennt sie ihre Kolleginnen und Kollegen „Monster“. Sie folgt dem Drehbuch, das Donald Trump vorgegeben hat: Der Ex-Reality-TV-Star, der als Präsident gegen Medien und ihre Berichterstattung hetzte. Das Vertrauen der republikanischen Wählerinnen und Wähler gegenüber traditionellen Medien sinkt immer weiter, immer mehr von ihnen konsumieren lieber angebliche Nachrichten aus dem florierenden Ökosystem rechter Medien. 

Ex-Präsident Donald Trump umarmt Kari Lake bei einer Wahlkampfveranstaltung Anfang Oktober in Mesa (Arizona).

Ex-Präsident Donald Trump umarmt Kari Lake bei einer Wahlkampfveranstaltung Anfang Oktober in Mesa (Arizona).

2021 beendete sie ihre TV-Karriere mitten während der Corona-Pandemie, heute sagt sie, sie sei zu der Überzeugung gekommen, Medien seien „unmoralisch“. Sie startete ihre Kampagne für das Amt der Gouverneurin mit einem Werbe-Clip, in dem sie mit einem Vorschlaghammer Fernsehgeräte zerschmettert. Seitdem verbreitet sie Trumps wirre Aussagen, heizt seine Lügen an, die Wahlen 2020 seien gefälscht gewesen. Sie präsentiert sich als Abtreibungs-Gegnerin, lebenslanges Mitglied der US-Waffenlobby NRA und hetzt gegen Medien und Reporter.

USA: Kari Lake, eine Heldin der Konservativen

In der letzten Phase der Zwischenwahlen haben hochrangige Demokraten, darunter auch Barack Obama, in Phoenix Halt gemacht und die Menschen aufgefordert, nicht für Lake zu stimmen. Sie tritt gegen die Demokratin Katie Hobbs an, die derzeit das Amt der Secretary of State innehat.

Doch der Schlüsselstaat Arizona ist eine Hochburg der rechten Konservativen – und die Kari-Lake-Kampagne wurde zu einem Phänomen. Sie zog riesige Menschenmassen innerhalb kürzester Zeit an, Lake weiß genau, wie sie eine Medien-Show aufzieht. Sollte sie Arizona mit seinen vielen jungen Modernisierern der Techindustrie erobern und in ein „Karizona“ verwandeln, wäre das ein Sieg mit Folgewirkung. Und selbst wenn nicht, hat Lake bereits klargemacht, das Ergebnis nicht anzuerkennen – so wie ihr Vorbild Trump.