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Um von sich abzulenkenTrump bricht mit „durchgeknallter“ Abgeordneten

Donald Trump hat der republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene seine Unterstützung entzogen. 

US-Präsident Donald Trump hat Marjorie Taylor Greene verstoßen. Aber nicht etwa, weil die ultrarechte republikanische Abgeordnete krude Verschwörungstheorien streute, gegen Migranten hetzte oder Erdbeben eine Mahnung Gottes nannte. Marjorie verliert seine Gunst, weil sie es wagte, Trump in der Epstein-Affäre zu kritisieren.

In einem Post auf der Plattform Truth Social sagte sich Trump demonstrativ von der „durchgeknallten“ Kongressabgeordneten los, die „trotz meiner rekordartigen Erfolge für unser Land“ immer nur mit Beschwerden von sich hören lasse.

„Ich kann nicht jeden Tag die Anrufe einer pöbelnden Wahnsinnigen entgegennehmen“, schrieb Trump. Auch andere Konservative hätten inzwischen „die Nase voll von ihr und ihren Eskapaden“. Sollte sich ein geeigneter Kandidat finden, der Greene bei den Vorwahlen im Bundesstaat Georgia schlagen könne, werde er denjenigen mit aller Kraft unterstützen.

Marjorie Taylor Greene: Vom glühenden Trump-Fan zur Kritikerin

Greene erlangte nach ihrem Einzug ins Parlament 2021 schnell landesweit Bekanntheit als eine der führenden Hardlinerinnen des rechten Flügels ihrer Partei. Über Jahre hinweg tat sie sich als glühende Unterstützerin Trumps und erzkonservativer Positionen hervor - etwa im Abtreibungs- und Waffenrecht sowie in der Einwanderungspolitik, wobei sie wiederholt gewaltverherrlichende und rassistische Äußerungen von sich gab.

Zuletzt aber ging sie auf Konfrontationskurs zum Präsidenten und verlangte zusammen mit einer kleinen Gruppe Republikaner die vollständige Veröffentlichung aller Akten zum Fall Epstein - eine Forderung, die auch die Demokraten im Kongress vehement vertreten. Nächste Woche soll im Repräsentantenhaus darüber abgestimmt werden.

Donald Trump und Marjorie Taylor Greene stehen während einer Wahlkampfkundgebung auf der Bühne.

Donald Trump und Marjorie Taylor Greene stehen während einer Wahlkampfkundgebung auf der Bühne.

Der in einflussreichen Kreisen bestens vernetzte Multimillionär Epstein hatte vor seinem Tod im Jahr 2019 einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer fielen - auch Trump verbrachte Zeit mit ihm, wie mehrere Party-Videos belegen.

In einem Interview am Freitag (14. November 2025, Ortszeit) bezeichnete Greene die Weigerung Trumps, sein Wahlkampfversprechen einzulösen und sämtliche Epstein-Akten zu veröffentlichen, als „schwere Fehleinschätzung“. Sie könne sein Verhalten nicht nachvollziehen, sagte sie dem Sender CBS.

Nach Trumps öffentlicher Schelte warf Greene ihm nun auf der Online-Plattform X vor, er habe gelogen. Sie habe nicht versucht, ihn anzurufen, beide hätten sich am selben Tag aber noch Textnachrichten zur Causa Epstein geschickt. „Anscheinend hat ihm das den Rest gegeben.“

Offensichtlich wolle Trump „ein Exempel statuieren, um andere Republikaner abzuschrecken“, damit sie nächste Woche nicht für eine Veröffentlichung der Epstein-Akten stimmen, schrieb Greene. Sollten die Demokraten geschlossen für eine Offenlegung der Akten sein, bräuchte es nur die Stimmen weniger Republikaner, um den Antrag durchzusetzen.

Greene gehört zu den umstrittensten Figuren am rechten Rand ihrer Partei und polarisiert wie kaum jemand sonst im US-Kongress. Die selbsternannte „christliche Nationalistin“ hat eine große Fangemeinde in sozialen Medien, obwohl - oder gerade weil - sie krude Verschwörungstheorien verbreitet und immer wieder mit Hetze gegen Minderheiten auf sich aufmerksam macht. So behauptete sie, die Regierung manipuliere das Wetter und Erdbeben seien eine Mahnung an die Menschen, Abbitte zu leisten für ihre Sünden.

Zudem stützte Greene die mehrfach widerlegte Behauptung Trumps, er sei mit verbotenen Mitteln um den Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 betrogen worden. Als der Republikaner im Jahr darauf das Weiße Haus für den Demokraten Joe Biden räumen musste, huldigte sie Trump weiter und sagte: „Die Partei gehört ihm. Sie gehört niemandem sonst.“

Trump Ermittlungen veranlasst Ermittlungen gegen Bill Clinton

In der Affäre um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat US-Präsident Donald Trump jetzt Ermittlungen gegen den früheren Präsidenten Bill Clinton veranlasst.

Er rief das Justizministerium und die Bundespolizei FBI am Freitag auf, Epsteins Verbindungen zu Clinton und „vielen anderen Leuten und Institutionen“ zu untersuchen. Trump steht in der Affäre selbst unter Druck. Bereits nächste Woche könnte das Repräsentantenhaus eine Freigabe aller Epstein-Akten verlangen.

Der verurteilte US-Sexualstraftäter Epstein war 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden. Ihm wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben. Trump bestreitet engere Beziehungen zu seinem früheren Nachbarn aus Florida.

Trump lenkt die Aufmerksamkeit auf Clinton und weitere Persönlichkeiten

Nun versuchte Trump, die Aufmerksamkeit auf den Demokraten Clinton und weitere Persönlichkeiten zu lenken. Namentlich nannte er unter anderem Ex-Finanzminister Larry Summers und den Investor und Unternehmer Reid Hoffman. Justizministerin Pam Bondi beauftragte daraufhin den Staatsanwalt Jay Clayton vom südlichen Bezirk New York mit den Ermittlungen, wie sie im Onlinedienst X schrieb.

„Aufzeichnungen zeigen, dass diese Männer und viele andere große Teile ihres Lebens mit Epstein und auf seiner ‚Insel‘ verbracht haben“, schrieb Trump unter anderem über Clinton in seinem Onlinedienst Truth Social unter Anspielung auf Epsteins berüchtigte Privatinsel Little Saint James in der Karibik. Dort sollen zahlreiche Opfer missbraucht worden sein.

Epstein selbst hatte allerdings geschrieben, Ex-Präsident Clinton (1993 bis 2001) sei „niemals“ auf seiner Insel gewesen. Das geht aus Mails des Sexualstraftäters hervor, die Abgeordnete der Demokraten diese Woche veröffentlichten und die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen. In einer Epstein-Mail vom Januar 2015 heißt es etwa, die Clinton-Geschichte sei „total erfunden, er war niemals dort“.

Clintons Sprecher Angel Urena erklärte, die Mails würden beweisen, „dass Bill Clinton nichts getan hat und nichts wusste“. (dpa/AFP)