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Ukraine-KriegSein größter Schwachpunkt: „Wenn das passiert, könnte Putin erschossen werden“

Der russische Präsident Wladimir Putin besucht am 5. Dezember die Krim-Brücke, die das russische Festland und die Halbinsel verbindet und im Oktober durch einen Bombenangriff beschädigt wurde. In Russland wächst unter den Hardlinern die Wut über das, was sie als „Zögern“ Putins und das Fehlen einer klaren Strategie ansehen. Die Krim könnte dabei Putins großer Schwachpunkt sein.

Der russische Präsident Wladimir Putin besucht am 5. Dezember die Krym-Brücke, die das russische Festland und die Halbinsel verbindet und im Oktober durch einen Bombenangriff beschädigt wurde. In Russland wächst unter den Hardlinern die Wut über das, was sie als „Zögern“ Putins und das Fehlen einer klaren Strategie ansehen. Die Krym könnte dabei Putins großer Schwachpunkt sein.

Putin könnte bald in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine eine verheerende Niederlage erleiden, die ihn nicht nur seine Präsidentschaft kosten könnte: Dreh- und Angelpunkt dafür könnte die Krym sein. Ihr Verlust könnte das Ende von Putin bedeuten, mutmaßen Experten.

von Martin Gätke (mg)

Dieser Tag im Oktober 2022 war für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein durchaus gefährlicher: Die Ukrainer haben reichlich an Boden wiedergewonnen und eine riesige Explosion auf der Krym-Brücke, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet und 2014 von Russland annektiert wurde, brachte die Propaganda-Maschinerie plötzlich ins Stocken.

Die triumphalen Rufe auf der einen Seite sorgten für Zorn und Unverständnis auf der anderen, vor allen Dingen unter den russischen Hardlinern: Die kritisierten den Kriegsherren Putin plötzlich ungewöhnlich scharf, attestierten ihm Zögern und das Fehlen einer klaren Strategie. Kadyrow, Prigoschin und seine Wagner-Truppe und viele anderen erhöhten den Druck auf Putin, das Vertrauen schmolz dahin. 

Putin: Halbinsel Krym ist sein größter Schwachpunkt

Nachdem dann auch noch Cherson von der Ukraine zurückerobert wurde, tauchten plötzlich E-Mails eines Whistleblowers des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB auf, die einen unvermeidlichen Bürgerkrieg unter den engsten Verbündeten Putins voraussagten. 

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Fest steht: Putins Invasionskrieg ist zu einem Stellungskrieg im Osten geworden, die Ukraine verteidigt sich tapfer, bald dürften sogar erste westliche Kampfpanzer das Land dabei noch unterstützen. Und gleichzeitig könnte ausgerechnet die Krym, jene für Moskau strategisch und symbolisch so wichtige Halbinsel, zu einem großen Schwachpunkt Putins werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in den letzten Monaten vermehrt den Wunsch geäußert, die Krym befreien zu wollen. Das sei weiterhin Kriegsziel, trotz westlicher Skepsis. Und der Vorschlag scheint umso wahrscheinlicher zu werden, als dass die ukrainischen Streitkräfte im Vorteil gegenüber den eindringenden Russen angesehen werden.

Putin: Verlust der Krym könnte „größte Niederlage“ sein

Der Verlust der Halbinsel könnte als eine der größten Niederlagen angesehen werden, die Putin in diesem Krieg erleiden könnte. Dieser Rückschlag könnte das Ende seiner Präsidentschaft bedeuten, erklärten nun Russland-Experten laut „Newsweek“.

Der Verlust würde „in Russland den Eindruck erwecken, dass Putin nicht in der Lage ist, die Dinge zu regeln und würde ihn definitiv politisch schwächen“, wird der Geschichtsprofessor der Catholic University of America, Michael Kimmage, von „Newsweek“ zitiert.

Sean Spoonts, ein Veteran der US-Marine und Chefredakteur des militärischen Nachrichtenmagazins SOFREP, erklärte gegenüber dem Magazin, dass Putins Schicksal noch schlimmer ausfallen könnte als der Verlust seiner Präsidentschaft, wenn die Krym an die Ukraine fällt.

„Putin könnte feststellen, dass die Generäle in der Armee, die Führung seiner Regierung und die Oligarchen Druck auf ihn ausüben, damit er zurücktritt“, sagte Spoonts. „Oder sie vergiften ihn, oder jemand erschießt ihn nach den russischen Gepflogenheiten bei derlei Führungswechseln.“

„Die Krym ist der gefährlichste Teil dieses Krieges, ohne Frage“

Putin und Vertreter des Kremls haben erklärt, dass Russland nur dann in Friedensverhandlungen mit der Ukraine eingehen wird, wenn Selenskyj die vier ukrainischen Gebiete anerkennt, die Russland im vergangenen Jahr unrechtmäßig annektiert hat. Selenskyj hat mehrfach sehr deutlich gemacht, dass er das nicht zulassen wird. Und nicht nur das: Er wolle, dass die Krym wieder Teil der Ukraine wird.

„Die Krym ist der gefährlichste Teil dieses Krieges, ohne Frage“, sagte Kimmage. „Für Selenskyj ist es glasklar, dass sie wieder zur Ukraine gehören muss. Für Putin ist es glasklar, dass die Krym russisch ist. In diesem Sinne kann also nur einer von beiden gewinnen. Und das erhöht nur den Einsatz.“ Auch deshalb, weil russische Oligarchen zahlreiche Immobilien auf der Halbinsel besitzen: Hotels, Ressorts, Boote. 

„Da die Angliederung der Krym an Russland im Jahr 2014 bei der russischen Öffentlichkeit so beliebt war, könnte sie Putins Untergang bedeuten, wenn er sie entweder militärisch oder durch Verhandlungen verliert“, sagte Mark N. Katz, Professor an der George Mason University Schar School of Policy and Government, gegenüber „Newsweek“.

Experte über Putin: „Er ist in Schwierigkeiten, egal, was passiert“

Das hieße auch: Putin würde zu drastischen Mitteln greifen, um das zu verhindern, „egal wie verzweifelt die Lage auch sein mag“, so Katz weiter. „Wenn er wirklich mit der Möglichkeit rechnet, dass die ukrainischen Streitkräfte die Krym zurückerobern könnten, dann würde Putin wohl auch den Einsatz von Atomwaffen ins Spiel bringen, um den Westen zu zwingen, Selenskyj zum Rückzug zu bewegen.“

William Reno, Professor und Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaft an der Northwestern University, ist gar der Meinung, dass, selbst wenn Putin die Krym halten sollte, seine Präsidentschaft durch den Krieg zu Ende gehen könnte. „Meiner Meinung nach ist er in Schwierigkeiten, egal was passiert. Das Ergebnis in der Ukraine, selbst wenn Russland im Sinne der aktuellen Kriegsziele des Kremls ‚gewinnt‘, bedeutet für Russland einen verheerenden strategischen Rückschlag“, sagte Reno.

Denn: „Russlands Exporte sind problematisch geworden. Niemand wird seine Waffen wollen. Sie haben die produktivsten Teile ihrer eigenen Bevölkerung verjagt. Ihre Wirtschaft wird zu kämpfen haben, während die Wirtschaft der Nachbarn wächst. Selbst in einem autoritären Staat ist es für eine Führung, die so viel Mist gebaut hat, schwer zu überleben.“