Ukraine-KriegWas hat Putin vor? Ex-General bewertet Optionen und stellt verheerende Prognose

Nach dem Abzug der russischen Truppen aus Kyjiw befürchten Expertinnen und Experten eine neue Strategie. Ex-General Mick Ryan analysiert Wladimir Putins Optionen und kommt zu einem schlimmen Ergebnis.

von Jan Voß (jv)

Der kilometerlange Truppenaufmarsch vor der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw ist vielen noch präsent. Doch Ende März wurde das Militär von dort abgezogen. Angeblich, um Vertrauen für die Verhandlungen mit der Ukraine zu bilden. Doch Geheimdienste befürchten, dass Wladimir Putin inzwischen eine neue Strategie verfolgt und seine Truppen neu formiert.

Der australische Ex-General und Militärstratege Mick Ryan bewertet die aktuelle Lage Russlands im Ukraine-Krieg. Er sagt deutlich, dass Russland im Norden besiegt wurde. Präsident Wladimir Putin habe seine „Siegesstrategie“ deshalb völlig neu aufgestellt. Der Fokus Russlands liege jetzt im Süden und Südosten der Ukraine, ist sich Ryan sicher. Sollte die Analyse zutreffen, hätte Russland zwei Optionen.

Ukraine-Krieg: Erste Option für Russland nach Abzug aus Kyjiw

Die erste Option würde in einem Umzingeln der ukrainischen Truppen vom Osten her bestehen. „Das Ziel wäre die Einnahme des gesamten ukrainischen Territoriums östlich von Dnipro und die Vernichtung der ukrainischen Streitkräfte im Osten“, so Ex-General Ryan.

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Allerdings sieht der Militärexperte schon allein aufgrund der Entfernungen, Dnipro liegt rund 430 Kilometer von der russischen Grenze, Probleme für Putins Armee. Auch bislang sei es nicht gelungen, diese beiden wichtigen militärischen wichtigen Gebiete in der Ukraine einzunehmen.

Ukraine-Krieg: Zweite Option für Putins Armee

Die zweite Option, die Mick Ryan für Wladimir Putin sieht, würde darin bestehen, die ukrainischen Streitkräfte im Osten durch Angriffe in Donezk und Luhansk einzukesseln. Weitere Truppen würden dann aus dem Süden und Nordosten versuchen, nach Slowjansk durchzustoßen.

„Das Ziel wäre die endgültige Einnahme der gesamten Gebiete Donezk und Luhansk“, so Ryan. „Es würde auch darauf abzielen, die Stärke der ukrainischen Armee, die einige ihrer besten Kräfte in dieser Region stationiert, erheblich zu verringern.“

Russlands Optionen in der Ukraine: Ex-General zieht bittere Bilanz

Doch auch für diese Option benötigt Russland nach Einschätzung des Ex-Generals deutlich mehr Soldaten und eine Neu-Aufrüstung.

Er kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass der Ukraine-Krieg vermutlich noch lange dauern wird. „Selbst wenn die Russen die Kontrolle über die Ostukraine erlangen sollten, ist es wahrscheinlich, dass sie mit einem erbitterten und gut geführten ukrainischen Widerstand konfrontiert werden.“ Er prognostiziert einen „erbitterten Zermürbungsfeldzug“.