Neue Schock-Aufnahmen bei Google MapsJetzt kann die ganze Welt den Horror sehen

Auf Google Maps sind die Trümmer des Theaters in Mariupol (Ukraine) zu sehen – ebenso der Schriftzug „Djeti“ (Kinder) auf dem Vorplatz.

Google Maps hat sein Kartenmaterial zu Mariupol aktualisiert. Auch die Trümmer des Mariupoler Theaters sind zu sehen – ebenso der Schriftzug „Djeti“ (Kinder) auf dem Vorplatz.

Google Maps hat sein Kartenmaterial aktualisiert. Nun zeigen neue Satellitenbilder das Ausmaß der Zerstörung in und um die Hafenstadt Mariupol im Süden der Ukraine. Putins Horror wird so für die ganze Welt sichtbar. 

von Martin Gätke (mg)

Einst war Mariupol mit seinen rund 440.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine blühende, florierende, pulsierende Hafenstadt. Der Strand war beliebt bei Reisenden, es gab Museen, Einkaufsmeilen, einen Zoo. Sie war nicht nur ein wichtiges Wirtschaftszentrum, sondern auch bei Studierenden als Universitätsstadt beliebt.

Doch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine beendete mit einem Schlag das unbeschwerte Leben auch dort – vom ersten Tag an wurde Mariupol von russischen Truppen belagert. Seitdem die letzte ukrainische Verteidigung im Asow-Stahlwerk ihren Widerstand dann im Mai 2022 aufgab, befindet sich Mariupol vollständig unter russischer Kontrolle. 

Ukraine: Google Maps aktualisiert Kartenmaterial von Mariupol

Wie groß das Ausmaß der Zerstörung in Mariupol ist, ist nun für alle Welt auf Google Maps zu sehen. Der Kartendienst hat sein Material aktualisiert – und sorgt damit für schockierende Einblicke. Wo einst Wohnhäuser und Geschäfte standen, sind nur noch schwarze Flächen zu sehen. Wie riesige Wunden klaffen sie inmitten der Stadt. Unzählige Trümmer und Rauchschwaden zeugen davon, was russische Bomben angerichtet haben. 

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Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden 90 Prozent der Stadt im Krieg zerstört, mindestens 20.000 Menschen seien getötet worden. 

Zuletzt hatte Google seine Bilder von Mariupol im Juni 2021 aktualisiert, mehrere Monate vor Putins Angriff. Nun zeigt das neue Kartenmaterial, wie hart besonders das Stadtzentrum getroffen wurde. Ganze Häuserblocks sind zum Teil ohne Dächer zu sehen, auch das zerstörte Asow-Stahlwerk, jene letzte Bastion der Ukraine vor der Kapitulation der Stadt, ist zu sehen. 

Weltweit für Entsetzen sorgte im vergangenen Frühjahr auch die Nachricht vom zerbombten Drama-Theater der Stadt. Am 16. März 2022 wurde es durch einen russischen Luftangriff zerstört. Nun kann sich jeder Internetnutzer und jede Internetnutzerin den erschütternden Schriftzug ansehen, den die Ukrainerinnen und Ukrainer auf den Platz vor das Theater geschrieben haben. „Djeti“ (Russisch für Kinder). Ein vergeblicher Versuch, die Streitkräfte vom Bombardement abzuhalten.

Ukraine-Journalist: „Mein Herz schmerzt so sehr“

Wie viele Menschen sich genau zum Zeitpunkt der Zerstörung im Theater befunden haben, ist unklar. Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ sprach von 500, laut ukrainischen Angaben waren es mehr als doppelt so viele. 

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Erschütternd: Wer in den Streetview-Modus wechselt, sieht das Theater so, wie es vor der Zerstörung ausgesehen hatte. Das entsprechende Foto wurde im April 2019 aufgenommen: Damals zierten bunte Ostereier und Osterhasen den Vorplatz. An der Fontäne in dem Park, der zum Theater gehört, spielen Kinder. Szenen aus einem Leben, das nicht mehr existiert. 

Petro Andryushchenko, Berater des ukrainischen Bürgermeisters von Mariupol, machte auf Telegram zudem darauf aufmerksam, dass nicht nur die völlig zerstörte Stadt zu sehen ist, sondern auch Massengräber – die größer seien als jene in Wynohradne oder Manhusch (rund 20 Kilometer westlich von Mariupol).

Auf Twitter zeigte sich der ukrainische Journalist Maxim Eristavi schockiert über die neuen Einblicke. Er starre auf die Zerstörung wie in ein dunkles Wurmloch, schreibt er. Er schaue sich die Google-Stecknadeln an und blicke auf Orte, die heute nur noch Ruinen sind. „Wie digitale Geister des Lebens, dessen uns dieser Völkermord beraubt hat.“ Eristavi ergänzt: „Mein Herz schmerzt so sehr.“