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Wird alles noch schlimmer?Szenarien zeigen jetzt, wie der Ukraine-Krieg enden könnte

Ein Blick auf ein völlig zerstörtes Gebäude nach einem Artilleriebeschuss von russischen Streitkräften am 3. März 2022 in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Wie könnte dieser Krieg enden?

Ein Blick auf ein völlig zerstörtes Gebäude nach einem Artilleriebeschuss von russischen Streitkräften am 3. März 2022 in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Wie könnte dieser Krieg enden?

Die Menschen in der Ukraine müssen seit Tagen mit einem Krieg in ihrem Land leben. Russland hat damit begonnen, wichtige Städte zu bombardieren. Hat die erste wichtige Großstadt bereits einnehmen können. Wie wird dieser Krieg enden? Einige mögliche Szenarien.

von Martin Gätke (mg)

Unerschütterlich geht die russische Offensive in der Ukraine weiter. Raketen treffen Wohnhäuser und andere zivile Gebäude. Nachdem Putins Armee das südukrainische Cherson eingenommen hatte, wurde auch in den anderen Großstädten weiter gekämpft. Im Norden wurden zwei Schulen von Luftangriffen getroffen. Dutzende weitere Menschen sterben.

Wie soll dieses Blutvergießen aufhören? Wie kann der Krieg enden? Hier sind mögliche Szenarien, wie es jetzt weitergehen könnte.

Wie der Krieg enden wird – ob er überhaupt in kürzerer Zeit enden wird – ist natürlich völlig unklar. Doch ein Blick in die Geschichte gibt uns zumindest Möglichkeiten in die Hand, wie es jetzt in der Ukraine weitergehen könnte. Dabei gibt es wahrscheinliche Szenarien und eher unwahrscheinliche Möglichkeiten.

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Ukraine-Krieg: So könnte der Konflikt ausgehen

Bruno Tertrais, einer der angesehensten strategischen Denker Frankreichs und Senior Fellow der parteiunabhängigen Denkfabrik Institut Montaigne in Paris, hat sich darüber Gedanken gemacht. Und einige Szenarien in einem Beitrag auf der Seite des Instituts aufgelistet.

Was also könnte nun passieren?

  • Annexion der Ukraine? Diese Möglichkeit der Annexion eines kompletten Landes – ähnlich wie es der Irak 1990 mit Kuwait getan hat – hält Tertrais eher für unwahrscheinlich. Das Szenario würde erst nach einem langen, schrecklichen und sehr zerstörerischen Krieg eintreten. Ein Krieg, der die Ukrainer dazu bringen könnte, um jeden Preis einen Frieden zu bekommen. Doch die Ereignisse der letzten Woche zeigten, dass die Ukraine sich erstaunlich gut zur Wehr setzen kann. Putins Truppen stocken, die Ukrainerinnen und Ukrainer sind hoch motiviert, ihr Land zu verteidigen.
  • Teilung der Ukraine? Wird die Ukraine ein ähnliches Schicksal ereilen wie Korea oder Deutschland? Auch das hält der Denker für unwahrscheinlich – aus dem gleichen Grund: Der Widerstand innerhalb der Bevölkerung ist zu stark. Außerdem gibt es nicht nur eine Frontlinie (die das Land etwa in Ost und West teilen würden), sondern viele verschiedene.
  • Könnte Putin gestürzt werden? Dieses Szenario ist besonders bei Twitter sehr beliebt – ist allerdings wohl ebenfalls eher ein Wunschdenken. Auch wenn diese Möglichkeit mittlerweile wahrscheinlicher erscheint – gibt es doch in Russland mittlerweile zahlreiche Proteste gegen den Krieg und auch die Bilder der Särge und toten Soldaten sowie die Sanktionen sorgen für zusätzlichen Druck. Doch Putin hat noch jede Menge Anhänger und die russischen Eliten könnten wirtschaftliche Turbulenzen bestens überstehen. Und auch wenn die „normale“ Bevölkerung eher darunter leidet, im russischen politischen System hat sie kaum eine Chance, sich Putin zu widersetzen. Eine massive militärische Niederlage könnte zwar zu einem Regimewechsel führen, so Tertrais – davon ist aber derzeit nicht auszugehen.

Was also sind dann die wahrscheinlichen Szenarien?

Ukraine: Folgt ein langer und zermürbender Krieg?

Auch wenn sich die Bevölkerung und die ukrainischen Truppen tapfer widersetzen – die harte Realität ist, dass die russischen Truppen trotz einiger logistischer Probleme immer mehr Territorium einnehmen. Ihre Panzer fahren in die Städte ein, die sie zuvor völlig zerbombt haben.

Doch dass Putins Armee, die mit solch brutaler Gewalt vorgeht, ein ganzes Land befrieden könnte, ist laut Tertrais ebenso ausweglos wie die Möglichkeit für Russland, die Ukraine zu unterwerfen.

Die Folge könnte – und das wäre ein negatives Szenario sowohl für die Ukraine als auch den Kreml – ein langwieriger Konflikt sein. Ähnlich wie in Afghanistan in den 1980ern. Die Ukraine aber ist für den Kreml wesentlich wichtiger als es Afghanistan damals für die UdSSR war. Moskau wird sich also nicht so leicht zurückziehen.

Um die Ukraine zu unterwerfen, müsste Putin zudem eine Marionetten-Regierung installieren. Um eine ähnliche Situation wie etwa im benachbarten Belarus zu schaffen, das unter dem Joch Putins steht. Dafür wiederum müsste er die ukrainischen Streitkräfte besiegen.

Doch das Land wäre dann alles andere als stabil: Es gäbe Bürgerkriege, Guerillakämpfe – vom Westen unterstützt. Die ukrainischen Bürger, die den Widerstand aufrechterhalten, würden eine solche Regierung nicht akzeptieren – und sich jahrelang, vielleicht jahrzehntelang mit Waffengewalt wehren.

Ukraine-Krieg: Kommt es zu einer weiteren Eskalation in Europa?

Für den französischen strategischen Denker ist eine Eskalation Putins ebenso wahrscheinlich: Russland könnte demnach versuchen, die europäische Sicherheit zusätzlich zum Wackeln zu bringen, in dem er Zwischenfälle an anderen Grenzen provoziert.

  • Ein mögliches Ziel könnte die Gotland-Insel in der Ostsee sein, die zum neutralen Schweden gehört.
  • Moskau könnte auch eine weitere „Front“ eröffnen, in dem es etwa ein Feuer in der kleinen Republik Srpska in Bosnien-Herzegowina legt und das Land ermutigt, die Unabhängigkeit zu erklären.
  • Putin könnte auch die Furcht vor Nuklearwaffen weiter anheizen – und etwa russische Atomwaffen auf belarussischem Territorium stationieren. Das wäre jetzt schon durch eine Verfassungsänderung des Landes möglich.

Auch eine unbeabsichtigte Eskalation wäre möglich, etwa wenn sich ein russischer Bomber verfliegt und von Nato-Kräften abgeschossen wird. Einen ähnlichen Zwischenfall gab es 2015 an der türkisch-russischen Grenze. Der Vorfall führte zu einer ernsthaften Krise zwischen der Türkei und Russland.

Ukraine: Könnte das Land dem Beispiel Finnlands folgen?

Ein weiteres Szenario wäre eine „Finnlandisierung“ der Ukraine, wenn sie sich also bewusst und souverän (und nicht unter Druck) für militärische Neutralität entscheidet. Eine der von Russland vorgetragenen Sorgen wären damit vom Tisch: der Betritt des Landes in die Nato oder die EU. Russland seinerseits müsste sich verpflichten, die Truppen so zu stationieren, dass sie weder für die Ukraine noch für die Nato eine Bedrohung sind.

Allerdings wäre die Ukraine, die sich zuletzt eher dem Westen zugewandt hatte, wieder einem größeren Einfluss des Kremls ausgesetzt. Diese Idee der „Finnlandisierung“, die seit dem Ukraine-Konflikt immer öfter genannt wird und eine pragmatische Koexistenz eines Staates mit einem übermächtigen Nachbarn meint, ist für Kritiker also keine echte Option.

Helsinki hatte sich nach der Niederlage im Kampf gegen die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg zu Neutralität verpflichtet. Finnland musste Moskau damals aber auch einiges Mitspracherecht zugestehen – selbst bei innenpolitischen Fragen. Das hat der finnische Staatspräsident Sauli Niinistö kürzlich dem „Spiegel“ erklärt. Das finnische Konzept habe seinen Preis, erklärte er: weniger Souveränität nach außen, eingeschränkte Demokratie nach innen. Moskau hätte in der Ukraine bei wichtigen Fragen ein Einspruchsrecht – für viele undenkbar.

Ukraine: Wird es eine Verhandlung über einen neutralen Status geben?

Dennoch hat sich die ukrainische Regierung unter dem Druck der übermächtigen Gewalt in der vergangenen Woche bereit erklärt, doch mit Russland über einen neutralen Status zu verhandeln und die Aufgabe des Strebens nach einer Nato-Mitgliedschaft zu verhandeln.

Bedingung seien aber Sicherheitsgarantien. Ob Putin auf das Angebot noch eingehen wird – oder die Ukraine zerschlagen will – das bleibt abzuwarten.