Erneut kein PräsenzunterrichtDas Schuljahr sollte wiederholt werden – für alle

Schule-Stühle

Die Klassenräume in den Schulen, wie hier in einer Grundschule in Ditzingen, bleiben vorerst weiter leer.

Köln – Der Lockdown wird verlängert, Schulen und Kitas bleiben zu großen Teilen geschlossen. Kein Präsenzunterricht bis Ende Januar – das kündigte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer am Mittwoch an. Eltern stehen erneut vor der Herausforderung, die Kinderbetreuung und Arbeit parallel zu organisieren. Aber auch die Kinder sind Leidtragende. Ein Kommentar.

Frühestens im Februar werden die Schüler wieder einen Unterricht in den Klassenräumen erleben, ihre Mitschüler wiedersehen. Klausuren können auch keine geschrieben werden. Bis dahin muss erneut im Homeschooling einigermaßen versucht werden, den Kindern und Jugendlichen Wissen zu vermitteln. Was für einen gewissen Zeitraum eine praktikable Lösung darstellt, kann auf Strecke nicht den Besuch in der Schule ersetzen. Im Fernunterricht lernen die Schüler kaum etwas.

Corona: Schulen müssen erneut auf Online-Unterricht umstellen

Die dauerhaften Schulschließungen werden inzwischen zur Gewohnheit. Von März bis Ende Juni 2020 mussten etliche Jahrgänge mit Distanzunterricht klarkommen, von Mitte Dezember bis mindestens Anfang Februar das gleiche Bild. Bei vielen Kindern kann man daher schon längst von einem verlorenen Jahr sprechen. Lernen in der Gruppe unter direkter Anleitung eines Pädagogen lässt sich mit keiner Teams- oder Zoom-Konferenz kompensieren.

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Maßnahmen wegen Corona: Ausstattungen der Schulen weiterhin absolut mangelhaft

Die politischen Entscheidungsträger haben mehrmals verpasst, rechtzeitig vernünftige Rahmenbedingungen für eine Fortführung des Schulalltags zu schaffen. Flächendeckende Luftfilter, Trennscheiben für die Klassenräume, CO2-Ampeln, Ausweich-Räume, um die Klassen zu entzerren, Einstellen von Referendaren – alle diese Möglichkeiten wurden ausgelassen. Stattdessen gab es Anleitungen zum richtigen Lüften.

Nun geht die Flickschusterei der Schulministerin munter weiter. Doch nach der erneut notwendigen Vollbremsung und einer Kehrtwende von 180 Grad sollten mittlerweile alle Politiker, Lehrer, Eltern und Schüler einsehen, dass die sinnvollste Regelung wäre, wenn alle Schülerinnen und Schüler ein Schuljahr wiederholen.

Corona-Folgen: Lehrpläne werden bis zum Ende des Schuljahres nicht erfüllt

I-Dötzchen haben bisher kein vernünftiges erstes Schuljahr erlebt, Schulabgänger können sich nicht angemessen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten. Wenn alle – vom kleinsten Kita-Kind bis zum angehenden Abiturienten – ein zusätzliches Schuljahr einlegen, würde allen der Druck genommen. Es wird den Pädagogen – trotz aller digitalen Hilfsmittel – nicht gelingen, den Lehrplan zu erfüllen. Durch die langen Pausen im Präsenzunterricht und die verlängerten Ferien entstehen beträchtliche Lücken bei der Vermittlung des Lernstoffs.

Manch Lehrer wird vielleicht angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen und fehlender Prüfungsmöglichkeiten „Gnaden-Noten“ verteilen. Aber damit ist niemandem geholfen, das böse Erwachen folgt dann mit zeitlicher Verzögerung. Leichtere Prüfungen sind auch keine Lösung, sie bringen den Ruf des „Corona-Bonus“ mit sich. Freiwillige „Ehrenrunden“ schaden nur Wackelkandidaten oder sozial schwächer gestellten Schülern.

Ein weiterer Aspekt: Wegen der wirtschaftlichen Krise nach dem Ende der Corona-Maßnahmen dürften es Schulabgänger im Sommer auch auf dem Berufsmarkt schwer haben. Daher: Gebt den Schülern ihr verlorenes Jahr zurück.