Der Austausch von 1000 Gefangenen war das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul. Nun deutet Außenminister Lawrow die Bereitschaft für Friedensgespräche an. Nur eine Lüge, oder meint der Kreml das ernst?
Wenn Gefangenenaustausch abgeschlossen istRussland spricht von Frieden mit der Ukraine – nur eine weitere Lüge, oder meinen die das ernst?
Russland und die Ukraine wollen an diesem Wochenende den größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn fortsetzen. Das kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) in seiner abendlichen Videobotschaft an.
Ähnlich äußerte sich das Moskauer Verteidigungsministerium: Der vereinbarte Austausch von je 1.000 Gefangenen solle in den nächsten Tagen fortgesetzt werden, hieß es aus Moskau.
Russischer Außenminister will Ukraine Bedingungen für Beendigung des Krieges präsentieren
Der russische Außenminister Sergej Lawrow (75) stellte unterdessen in Aussicht, der Ukraine bald Bedingungen für eine Beendigung des seit mehr als drei Jahren andauernden Kriegs zu präsentieren, wie die russische Agentur Interfax berichtete.
„Sobald der Kriegsgefangenenaustausch abgeschlossen ist, dann werden wir bereit sein, der ukrainischen Seite den Entwurf eines solchen Dokuments, den die russische Seite jetzt vollendet, zu übergeben“, sagte er.
Alles nur Lüge und Hinhaltetaktik? Selenskyj antwortete, wenn Russland eine ganze Woche brauche, um ein sogenanntes Memorandum als Antwort auf die Forderung nach einer Waffenruhe vorzulegen, „dann ist das nichts anderes als eine Verhöhnung der Welt. So viel vergeudete Zeit“. Neue Sanktionen gegen Russland seien notwendig, bekräftigte der ukrainische Präsident.
Die Angriffe gehen unterdessen weiter. Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kyjiw und deren Umgebung wurden in der Nacht mindestens acht Menschen verletzt. Sie seien von herabfallenden Trümmern abgeschossener Drohnen getroffen worden. Nach dem Einflug erster Gruppen von Kampfdrohnen warnte Bürgermeister Vitali Klitschko die Bewohner der Metropole vor weiteren Angriffen. „Geht in Deckung“, forderte er die Bewohner Kyjiws auf der Plattform Telegram auf.
Bei dem größten Austausch in dem seit mehr als drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg wurden am Freitag jeweils 390 Rückkehrer an die andere Seite übergeben. Nach Angaben des zuständigen Koordinierungsstabs in Kyjiw kamen drei Frauen und 387 Männer aus russischer Gefangenschaft frei. Die freigelassenen Soldaten hatten die Ukraine demnach in den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja, Charkiw und Cherson verteidigt. Alle Freigelassenen würden medizinisch untersucht und erhielten physische und psychologische Hilfe.
„Es gibt keine größere Freude“, schrieb der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bei der Plattform X. „Solche humanitären vertrauensbildenden Maßnahmen sind von entscheidender Bedeutung für unsere kontinuierliche Arbeit, den Frieden wiederherzustellen.“
Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge wurden 270 Kriegsgefangene und 120 Zivilisten aus ukrainischer Gefangenschaft freigelassen. Unter den Zivilisten seien auch Bürger aus den zeitweilig von Kyjiws Truppen kontrollierten Orten im russischen Gebiet Kursk. „Derzeit befinden sich die russischen Soldaten und die Zivilisten im Hoheitsgebiet der Republik Belarus, wo sie die notwendige psychologische und medizinische Hilfe erhalten“, hieß es in der Mitteilung. Sie alle sollten bald nach Russland kommen, um ihre Behandlung und Rehabilitation in medizinischen Einrichtungen fortzusetzen.
Der Austausch war vergangene Woche bei Gesprächen in Istanbul vereinbart worden. Er blieb das einzige konkrete Ergebnis der ersten direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen seit 2022, auf die vor allem US-Präsident Donald Trump gedrängt hatte. (dpa/susa)