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„Das machen die? Heilige Sche*ße“Anruf gibt erschreckenden Einblick in Putins Armee

Ein ukrainischer Soldat feuert Ende Mai einen Mörser auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut ab.

Ein ukrainischer Soldat feuert Ende Mai einen Mörser auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut ab. Zahlreiche abgefangene Anrufe von russischen Soldaten geben einen erschreckenden Einblick in Putins Armee.

Immer wieder veröffentlicht der ukrainische Militärgeheimdienst Audioaufnahmen von angeblich abgefangenen Telefongesprächen von russischen Soldaten. Sie geben erschreckende Einblicke in die Art und Weise, wie der Kreml an der Front junge Männer verheizt. 

von Martin Gätke (mg)

Putin will die Stellungen an der Front bis zum Tod halten. Das war schon vor einigen Monaten die Einschätzung der britischen Regierung. Wer fliehen oder sich unerlaubt zurückziehen will, wird erschossen. Von sogenannten „Barrieretruppen“ oder „blockierenden Einheiten“, die Soldaten an der Fahnenflucht hindern sollen.  

Diese Taktik, Deserteure zu erschießen, sei ein Beleg für die niedrige Moral und die schlechte Disziplin in der Armee. Doch offenbar werden auch jene Soldaten gezwungen, an der Front zu bleiben, deren befristeter Vertrag mit dem Verteidigungsministerium bereits abgelaufen ist. Und nach Monaten, erschöpft vom Krieg, auf die Heimkehr warten. Sie bekommen damit keine Möglichkeit, die Armee zu verlassen. 

Russland: Anruf gibt erschreckenden Einblick in Putins Armee

Das legt ein abgehörtes Telefongespräch nahe, das der ukrainische Militärgeheimdienst nun auf seinem Telegram-Kanal veröffentlicht hat. Die Echtheit dieser von ukrainischer Seite veröffentlichten Gespräche lässt sich nicht unabhängig überprüfen. 

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In dem Gespräch ist laut Übersetzung von „Kyiv Post“ zu hören, wie eine Frau mit ihrem Partner, einem Soldaten an der Front, darüber spricht, dass er dazu gezwungen wird, weiterzukämpfen. Beide überlegen, ob es eine Möglichkeit gibt, den in der Ukraine stationierten Soldaten nach Hause zu holen. 

Die aufgebrachte Frau sagt dem Mann, er solle sich „auf das Schlimmste vorbereiten“, weil sie nicht glaubt, dass die Vorgesetzten ihm erlauben werden, die Ukraine zu verlassen, obwohl seine Dienstzeit längst rum ist. 

Russland: „Tun sie das wirklich? Heilige Scheiße“

„Tun sie das wirklich? Sie werden nicht demobilisiert, sondern gezwungen, Verträge zu unterzeichnen? Heilige Scheiße. Und was tun wir jetzt in dieser Situation? Entweder unterschreiben oder ... scheiße!“, sagt sie verzweifelt. Und fügt an: „Ich bin ehrlich: Unterschreibe den Vertrag nicht. Ganz gleich, wie groß der Druck ist, tu das nicht. Scheiß auf die.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs wütet die Frau über Putins Krieg, der in Russland nur „spezielle Militäroperation“ genannt werden darf. Er bedeute die „Vernichtung der russischen Bevölkerung“, meint sie am Telefon. „Yura, die werden nur Leute los“, sagte sie. „Sie sehen in dir nichts weiter als Fleisch. Ja, es stimmt, Geld spielt immer noch eine Rolle, aber ihre Absicht ist es, so viele Menschen wie möglich zu eliminieren.“

Telefongespräche geben erschreckenden Einblick in Putins Armee

Um die Unterzeichnung eines weiteren Vertrags zu vermeiden, schlägt sie ihrem Mann vor, einem Offizier ein Bestechungsgeld anzubieten. „Es ist frustrierend, wir müssen überlegen, den Beamten zu bestechen. Bieten wir ihm einen erheblichen Anreiz, zum Beispiel eine halbe Million Rubel“, überlegt sie am Telefon. Umgerechnet rund 4500 Euro.

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Bereits Anfang August veröffentlichte der Geheimdienst ein Gespräch eines russischen Soldaten, der behauptete, seine Einheit werde von neuen Vertragssoldaten „ausgelöscht“. Die Kreml-Truppen hätten den Befehl erhalten, die Überreste seiner Einheit zu vernichten, zeitgleich seien die Papiere, in denen sie als im Einsatz vermisst aufgeführt sind, bereits vorbereitet worden.

„Im Grunde bin ich vor unserer Truppe weggelaufen“, sagt er. „Nur noch zwei von uns sind am Leben. Der Rest ist tot. Wir wurden alle durch Vertragssoldaten ersetzt, und jeder von uns wird jetzt als MIA [Missing In Action, Status von vermissten Soldaten, Anm. d. Red] geführt.“

Putin: So will er seine Armee weiter aufstocken

Auch dieses Gespräch lässt sich nicht unabhängig überprüfen – doch es wäre ein Beleg für die Einschätzung, Putins „Barrieretruppen“ würden andere Soldaten daran hindern, sich zurückzuziehen oder zu fliehen. Seit Beginn des Krieges werden Gespräche veröffentlicht, etwa zwischen russischen Soldaten und ihren Freunden und Familienangehörigen. Sie geben Hinweise darauf, dass eingezogene Truppen entweder zum Kampf gezwungen werden oder auf der Stelle hingerichtet werden.

Darüber hinaus deuten einige der Gespräche darauf hin, dass Russland plant, seinen Angriff auf die Ukraine mindestens in den nächsten drei Jahren fortzusetzen. Um seine Armee weiter aufzustocken und die massiven Verluste auszugleichen, hat das russische Parlament kürzlich die Obergrenze zur Einberufung auf 30 Jahre angehoben.

Laut einem Bericht von „Institute for Study of War“ (ISW) greift der Präsident zudem zu makaberen Mitteln, um noch mehr Männer anzulocken: So verspricht er etwa, dass, sollte ein Soldat fallen, seine Familie umgerechnet rund 30.000 Euro bekommt. So zieht er vor allen Dingen junge Männer aus ärmeren Gegenden Russlands an die Front.