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„Was treiben Sie da eigentlich?“Putin rastet vor laufenden Kameras völlig aus

Der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Videokonferenz am 28. Dezember 2022 mit Handelsminister Denis Manturow. Damals ging es um die Eröffnung eines Titan-Polymer-Werks in St. Petersburg.

Der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Videokonferenz am 28. Dezember 2022 mit Handelsminister Denis Manturow.

Vor laufender Kamera staucht Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Handelsminister zusammen. Das Staatsfernsehen zeigte die Szenen der Öffentlichkeit – und das aus gutem Grund. 

von Martin Gätke (mg)

Wladimir Putin inszeniert sich gern als der starke Mann im Land, der Macher, der alle Geschicke in Russland leitet und alles in seiner Hand hat. Doch aktuell läuft es weniger gut für seinen Angriffskrieg in der Ukraine: Jeden Tag erleidet die Armee erhebliche Verluste, zehn Schiffe der Schwarzmeerflotte Kriegsflotte müssen sich wegen „spezifischer Bedrohung“ zurückziehen, Drohnen setzen den Truppen zu und der Westen will die Ukraine nun mit Kampfpanzern unterstützen. 

Zudem fehlt es der Armee an allem: Es mangelt an Personal, an Ausrüstung, an Technologie. Putin braucht offenbar einen Sündenbock – und wütet medienwirksam gegen seinen Handelsminister, der seit Juli 2022 auch Vize-Regierungschef ist.

Wladimir Putin rastet im Staatsfernsehen aus

Denis Manturow ist bereits seit 2012 Russlands Minister für Industrie und Handel, eigentlich zählte der 53-Jährige zu den Lieblingen Putins. Doch die erste Kabinettssitzung im neuen Jahr wurde für Manturow eine durchaus leidvolle. Denn Putin war allem Anschein nach wenig zufrieden mit seiner Arbeit. 

Alles zum Thema Wladimir Putin

In dem Ausschnitt aus der Sitzung vom 11. Januar, den das russische Staatsfernsehen der Öffentlichkeit zeigte, ist zu sehen, wie Putin Manturow vor laufender Kamera zusammenstaucht. Putin warf ihm vor, als Handelsminister seine Aufgabe, die russische Rüstungsindustrie voranzutreiben, nicht zufriedenstellend zu erfüllen. Hier sehen Sie den Putin-Ausraster im Video:

Manturow hat seit einigen Monaten die Aufgabe, die Engpässe in der russischen Armee zu beseitigen. Und hält auch die Staatsaufträge an die Rüstungsindustrie in seinen Händen. Als der Minister in der virtuellen Sitzung über die Produktion von Helikoptermotoren in St. Petersburg sprach, die zuvor in der Ukraine produziert wurden, verlor Putin die Beherrschung. 

Putins Ausraster im Staatsfernsehen: „Was treiben Sie da eigentlich?“

Immer wieder fiel er Manturow ins Wort und rastete während des Gesprächs aus: „Es dauert zu lang. Diese 700 Flugzeuge, einschließlich der Hubschrauber, sie müssen das mit dem Verteidigungsministerium klären. Mehrere Unternehmen haben noch immer keine Aufträge erhalten.“ Für 2023 hätte es für einige Firmen noch keine staatlichen Aufträge gegeben, sie stellten weder mehr Personal ein noch bereiteten sie sich darauf vor, ihre Produktion zu erhöhen. 

Der Präsident machte klar, dass seine Geduld am Ende ist. „Was treiben Sie da eigentlich?“, las der Staatschef Manturow die Leviten. „Wann werden die Verträge unterzeichnet?“ Kleinlaut erklärte der Handelsminister, er werde sein Bestes geben. Putin wiederum stellte ihm ein Ultimatum: „Nein, tun Sie es innerhalb eines Monats. Verstehen Sie denn nicht, in welcher Situation wir sind? Es muss in einem Monat erledigt sein, nicht später.“ Kreml-Sprecher Dmitri Peskow spielte diese Auseinandersetzung später als „normalen Arbeitsablauf“ herunter.

Inszenierte Wut des Präsidenten: Putin sucht Sündenböcke

Putin inszeniert sich gerne als kühl kalkulierender Staatschef, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Warum also zeigt die russische Propaganda diesen Wutausbruch? Laut dem US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) sucht Putin vermutlich nach Sündenböcken für die aktuellen Probleme in der Rüstungsindustrie. 

Der Ausraster sei Teil einer laufender Kampagne des Kremls, die darauf abziele, Putins Image als engagierter Kriegsführer aufzupolieren. Der Kreml hätte diesen Disput schließlich auch aus dem offiziellen Protokoll herausschneiden können, die Szenen nicht zeigen müssen (so wie er es sonst nach den meisten Meetings tut). Doch er zeigte den wütenden Putin – womöglich, um andere Beamte innerhalb des Kremls als Schuldige für die Rückschläge zu identifizieren.

Seit Dezember 2022 zeigt sich Putin vermehrt öffentlich, besucht Unternehmen der Rüstungsindustrie. Zuvor hatten sich mehrere private Rüstungshersteller darüber beschwert, dass sie keine staatlichen Aufträge erhalten hätten.

Zwar versuchte Manturow Putin immer wieder davon zu überzeugen, dass das Ministerium zusätzliche Verträge „auf der Grundlage der Möglichkeiten, die sich aus dem Haushalt ergeben“, genehmigen wird, doch vergeblich. Die Szene mache laut ISW auch die Unterschiede zwischen der „russischen Finanzrealität und Putins unrealistischen Zielen“ deutlich.