Perverse Kriegs-PartyAls Putin seine giftige Rede hÀlt, kommt es plötzlich im TV zum Zwischenfall

Der russische PrĂ€sident Wladimir Putin ist am Freitag (18. MĂ€rz) auf einer großen Leinwand zu sehen, wĂ€hrend er seine Rede im Moskauer Olympiastadion Luschniki hĂ€lt.

Der russische PrĂ€sident Wladimir Putin ist am Freitag (18. MĂ€rz) auf einer großen Leinwand zu sehen, wĂ€hrend er seine Rede im Moskauer Olympiastadion Luschniki hĂ€lt.

Es sind Szenen, die kaum zu ertragen sind: WĂ€hrend in der Ukraine weiter Menschen sterben, wird in Moskau gefeiert. Im Olympiastadion wird ein Konzert veranstaltet, Fahnen werden geschwenkt – und Putin heizt die Kriegsstimmung in seinem Volk weiter an. Im Staatsfernsehen gab es indes einen ĂŒberraschenden Zwischenfall.

von Martin GÀtke  (mg)

Bei diesen Bildern lĂ€uft es einem eiskalt den RĂŒcken runter: WĂ€hrend in der Ukraine weiter Bomben fallen und Menschen sterben – darunter mittlerweile auch 109 Kinder, wie ukrainische Medien berichten – macht Putin Party.

Im Moskauer Olympiastadion Luschniki hÀlt er am Freitag (18. MÀrz) seine zynische Rede, lobt seine Truppen, die ihre Artillerie und Waffen weiter gegen das ukrainische Volk richten. Und die Menge feiert.

Wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtet, sollen rund 200.000 Menschen im und um das Stadion herum versammelt sein. Sie schwenken riesige Fahnen– mal ist die russische Flagge zu sehen, mal das Kriegssymbol „Z“, das auch auf den russischen Panzern und der Kriegsmaschinerie in der Ukraine geschrieben steht. Auf den Bannern steht „FĂŒr eine Welt ohne Nazismus“ oder „FĂŒr unseren PrĂ€sidenten“ geschrieben.

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Moskau: Verstörende Szene im Stadion – „Made in the U.S.S.R.“

Der bekannte SĂ€nger Oleg Gazmanow sinkt den Hit „Made in the U.S.S.R.“, die Eröffnungszeile des Songs lautet: „Ukraine und Krym, Belarus und Moldawien – das ist alles mein Land.“ Weder die Ukraine noch Moldawien, einst Sowjetrepubliken, gehören heute zu Russland.

Tausende feiern in Moskau, wĂ€hrend Putin seine Kriegsrede hĂ€lt. Auf der Flagge steht das Kriegssymbol „Z“ geschrieben und „FĂŒr Putin“.

Tausende feiern in Moskau, wĂ€hrend Putin seine Kriegsrede hĂ€lt. Auf der Flagge steht das Kriegssymbol „Z“ geschrieben und „FĂŒr Putin“.

In der Mitte des Stadions, auf dem Fußballplatz, ist eine riesige BĂŒhne fĂŒr Wladimir Putin aufgebaut worden. Die Redner schicken ihren PrĂ€sidenten mit viel Lob auf die BĂŒhne. Er sei ein KĂ€mpfer gegen den „Nazismus“ in der Ukraine – eine Behauptung, die von der Ukraine und vom Westen rundweg abgelehnt wurde.

Putin: „Wir werden absolut all unsere PlĂ€ne erfĂŒllen“

Putin selbst erklĂ€rt den Menschen dann, dass alle Ziele des Kremls erreicht wĂŒrden. „Wir wissen, was wir tun mĂŒssen, wie es tun mĂŒssen und zu welchem Preis. Und wir werden absolut all unsere PlĂ€ne erfĂŒllen“, sagt Putin. Die russischen Soldaten in der Ukraine, die dort ihre „militĂ€rische Sonderoperation“ durchfĂŒhrten, hĂ€tten russischen Zusammenhalt veranschaulicht.

„Schulter an Schulter helfen sie sich gegenseitig, schĂŒtzen sich gegenseitig, werfen sich bei Bedarf wie BrĂŒder mit ihren Körpern vor die Kugeln. Eine solche Einheit hatten wir lange nicht mehr“, lauten Putins Worte.

Verstörende Szenen in Moskau: Menschen halten Flaggen mit einem Z in der Luft, dem russischen Symbol fĂŒr den Krieg in der Ukraine.

Verstörende Szenen in Moskau: Menschen halten Flaggen mit einem Z in der Luft, dem russischen Symbol fĂŒr den Krieg in der Ukraine.

Eine Szene auf Telegram zeigt einen kurzen Ausschnitt aus der Rede, ĂŒbertragen vom russischen Staatsfernsehen. Doch plötzlich war Putin nicht mehr zu sehen, der Sender schnitt einen Teil der Rede ab, stattdessen wurde das vorab aufgezeichnete Konzert gezeigt, bei dem patriotische Lieder gesungen wurden. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow spĂ€ter dazu: Ein technischer Fehler sei der Grund gewesen.

Die Kinderwagen, die fĂŒr die mindestens 109 Kinder stehen, die seit der russischen Invasion am 24. Februar getötet wurden, sollen das Bewusstsein fĂŒr den Wunsch der Ukraine wecken, das Land zur Flugverbotszone zu machen.

Die Kinderwagen in Lwiw, die fĂŒr die mindestens 109 Kinder stehen, die seit der russischen Invasion am 24. Februar getötet wurden, sollen das Bewusstsein fĂŒr den Wunsch der Ukraine wecken, das Land zur Flugverbotszone zu machen.

Die Kriegsparty in Moskau zeigt auch, unter welchem Druck Putin und sein Machtzirkel stehen mĂŒssen: Die Verluste auf russischer Seite steigen und steigen, die Moral der Truppe soll stark darunter leiden. Laut ukrainischen Medien seien mehr als 14.000 russische Soldaten getötet worden, 450 Panzer und 93 Flugzeuge seien zerstört worden.

Immer mehr Familien bekommen die Nachricht, dass ihr Sohn in diesem Krieg gefallen ist. Und immer mehr Russinnen und Russen fragen sich: WofĂŒr eigentlich?

Ukraine: 109 leere Kinderwagen fĂŒr 109 tote Kinder

Und wĂ€hrend Putin seine giftigen Worte an sein Volk richtet, werden in Lwiw (Lemberg) 109 leere Kinderwagen auf dem zentralen Rynok-Platz aufgestellt, eine Aktion einer KĂŒnstlerin. Sie stehen fĂŒr die 109 unschuldigen Kinder, die wĂ€hrend des Krieges laut ukrainischer Nachrichtenagentur umgekommen sind.