„Sie haben mich als Kunden verloren“Politiker teilt Foto von Ritter Sport – es folgt ein riesiger Shitstorm

Ritter Sport muss derzeit einen großen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erleben, nachdem der ukrainische Botschafter das Foto einer bearbeiteten Verpackung bei Twitter geteilt hat. Unser Foto zeigt eine Schokoladentafel von Ritter Sport im Jahr 2020.

Ritter Sport muss derzeit einen großen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erleben, nachdem der ukrainische Botschafter das Foto einer bearbeiteten Verpackung bei Twitter geteilt hat. Unser Foto zeigt eine Schokoladentafel von Ritter Sport im Jahr 2020.

Ritter Sport muss derzeit einen großen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erleben, nachdem der ukrainische Botschafter auf Twitter eine bearbeitete Schokoladen-Verpackung geteilt hat. Das Unternehmen reagiert auf die massive Kritik.

von Martin Gätke (mg)

Adidas hat es getan, ebenso Obi, VW oder die Deutsche Bank: Viele Unternehmen haben sich aus Russland zurückgezogen, nachdem Putin die Ukraine angegriffen hat. Doch es gibt auch deutsche Unternehmen, die trotz des Krieges weiterhin in dem Land tätig sind. Eines davon ist der Schoko-Gigant Ritter Sport, der weiterhin seine Süßigkeiten nach Russland liefert.

Dafür musste das Unternehmen jetzt jede Menge Kritik einstecken. Nachdem der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk auf Twitter darauf aufmerksam gemacht hat, dass Ritter Sport weiterhin Geschäfte mit Russland macht, folgte ein veritabler Shitstorm in den sozialen Netzwerken.

Am Dienstag (29. März) hatte Melnyk eine bearbeitete „Sonderedition“ von Ritter Sport geteilt, die „Kriegs-Edition“. Die Verpackung ist darauf mit Blut bespritzt, „ukrainisches Blut“, wie darauf zu lesen ist. „Quadratisch. Praktisch. Blut“, schrieb Melnyk in seinem Post in Anspielung auf den bekannten Slogan von Ritter Sport. „Trotz der Aggression gegen die Ukraine bleibt Ritter Sport in Russland. Viel Glück noch.“

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Zahlreiche User reagierten auf den Tweet empört, sie riefen zum Boykott auf. Sie zeigten wenig Verständnis dafür, dass das Unternehmen aus Baden-Württemberg weiterhin Schokolade in Russland verkauft.

Ritter Sport bleibt in Russland tätig und erntet Shistorm im Netz

„Tschüss Ritter Sport. Sie haben mich als Kunden verloren“, schreibt ein Nutzer auf der Facebook-Seite von Ritter Sport. „Schade, ich habe diese Schokolade immer gerne gegessen. Aber ich muss eh abnehmen“, erklärt ein weiterer Nutzer bei Twitter. „Kein Nestlé, kein Ritter Sport. Wenn die keinen Anstand haben und sich nicht an den Sanktionen beteiligen, dann sanktioniere ich diese Zuckerklumpenhersteller. Begreift endlich, das ist auch unser Krieg“, meint eine andere Nutzerin.

„Wir haben uns die Entscheidung, weiter Schokolade für den russischen Markt zu liefern, auch nicht leicht gemacht“, erklärt Ritter Sport auf Anfrage des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (RND). Bei einem Stopp der Lieferungen nach Russland müsste die Produktion in Deutschland und Österreich deutlich heruntergefahren werden. „Davon betroffen wären letztlich auch die Kakaobauern in Westafrika, Mittel- und Südamerika.“

Ritter Sport: Schoko-Stopp hätte „ernsthafte Auswirkungen“

Ritter Sport spricht von „ernsthaften Auswirkungen“, die ein Schokoladenstopp für das Familienunternehmen hätte. Der Umsatz von Ritter Sport belaufe sich in Russland nach eigenen Angaben auf etwa 10 Prozent, das sind zwischen 40 und 50 Millionen Euro. In Russland betreibt der Schoko-Hersteller seine größte ausländische Vertriebsmannschaft.

Bereits Anfang März habe Ritter Sport die Entscheidung getroffen und umgesetzt, „nicht weiter in den russischen Markt zu investieren sowie Werbung dort zu stoppen“, heißt es vom Unternehmen weiter.

Ritter Sport, Metro, Bayer, Henkel: Viele deutsche Unternehmen bleiben in Russland

Ritter Sport ist längst nicht das einzige Unternehmen, das weiter in Russland agiert. Kürzlich hat die Uni Yale eine Liste veröffentlicht, die das Vorgehen von über 450 Unternehmen untersucht. Metro, Bayer, Henkel werden dort als einige der Firmen aufgeführt, die in Russland weiter tätig bleiben.

Die Firmen selbst argumentieren bislang damit, dass sie die Versorgung der Russinnen und Russen in ihrem Land sicherstellen wollen, etwa mit Lebensmitteln oder Medizin. Henkel etwa verkauft auch Haushalts- und Hygieneprodukte in Russland, weil ein Stopp „weitreichende Konsequenzen“ habe, auch für die Beschäftigten vor Ort, so das Argument des Unternehmens.

Gut möglich, dass viele der Firmen einen Imageschaden davon tragen. Nicht nur der ukrainische Botschafter, auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Unternehmen in Frankreich dafür kritisiert, weiter in Russland zu produzieren. Autobauer Renault reagierte – und stellte die Produktion im Land ein.

Ritter Sport reagiert: Gewinn aus Russland-Geschäft soll gespendet werden

Mittlerweile hat auch Ritter Sport auf den Shitstorm reagiert und erklärt in einem langen Statement: „Wir verurteilen die grausame Aggression der russischen Armee in der Ukraine aufs Schärfste und wünschen uns genau wie Ihr, dass diese endlich aufhört.“ Man wünsche sich einen ehrlichen und offenen Austausch mit der Community – „auch jetzt, wo es unbequem ist und wir massiv kritisiert werden.“

Man wolle sich als Familienunternehmen der Verantwortung stellen, die man für Mitarbeitende und die Menschen in der Ukraine empfindet. Daher will das Unternehmen jeglichen Gewinn aus dem laufenden Russland-Geschäft an humanitäre Hilfsorganisationen spenden. Man liefere aber weiterhin Schokolade an Russland, um Arbeitsplätze und die Lebensgrundlage für Kakaobauernfamilien zu sichern. Gleichzeitig räumt Ritter Sport auch ein: „Wir sind uns bewusst, dass wir hiermit niemanden umstimmen werden.“