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Nach Ermordung von Trump-Fan„USA am Rande eines Bürgerkriegs“

Charlie Kirk (r.) und Donald Trump im Jahr 2018.

Charlie Kirk (r.) und Donald Trump im Jahr 2018.

Nach dem Attentat auf den konservativen Aktivisten und Trump-Vertrauten Charlie Kirk verschärft sich die Stimmung im Land. Ein Experte warnt: „Amerika steht am Rande eines Bürgerkriegs“.

Der Schock in den USA ist nach dem Attentat auf das rechte Sprachrohr und den Trump-Aktivisten Charlie Kirk weiterhin groß.

Während andere Führungspersönlichkeiten in solchen Lagen das Land zum Zusammenhalt aufrufen, hat US-Präsident Donald Trump das Gegenteil getan: Er nannte Kirk in seiner ersten Rede einen „Märtyrer“, machte die „radikale Linke“ für den Anschlag verantwortlich.

„Seit Jahren vergleichen radikale Linke wunderbare Amerikaner wie Charlie mit Nazis und den weltweit größten Massenmördern und Kriminellen“, sagte Trump. Die Rhetorik sei „unmittelbar für den Terrorismus“ in den USA verantwortlich.

Der Präsident drohte weiter: „Meine Regierung wird alle finden, die zu dieser Gräueltat und jeder anderen Form von politischer Gewalt beigetragen haben.“

„Amerikas Abstieg in einen Strudel politischer Gewalt“

In den USA macht sich ein gefährliches Narrativ breit, verbreitet von Trump und seiner MAGA-Bewegung: Linke und Demokraten ließen solche Morde geschehen. Und die andere Seite müsse sich nun „wehren“.

Dabei ist weiterhin nichts über den Täter bekannt, er ist noch immer auf der Flucht. Trump und seine Anhängerschaft hat die Schuldigen trotzdem schon festgemacht. Die Schießerei wurde indes von allen politischen Lagern in den USA sofort verurteilt, auch von Demokraten.

Inderjeet Parmar, Professor für Internationale Politik an der City St. George's University of London, glaubt, dass das Attentat eine „erschreckende Eskalation“ in einem Land markiert, das sich „am Rande eines Bürgerkriegs“ befindet, wie er dem „Mirror“ erklärt.

„Dies ist ein düsteres Zeugnis für Amerikas Abstieg in einen Strudel politischer Gewalt.“

Kirks Tod – er wurde während seiner „American Comeback Tour“ von einem Scharfschützen niedergeschossen – markiere eine erschreckende Eskalation in einer Nation, die bereits extremen gespalten ist. 

„Trump wird diesen Mord nutzen“

Es seien weitere feurige Reden aus dem Oval Office, Tiraden auf Trumps Social-Media-Plattform Truth Social und Rache-Aufrufe zu erwarten. Seine Basis – Evangelikale, die MAGA-Bewegung und konservative Anhänger – werde „wütend“ reagieren und Kirk als „gefallenen Helden“ betrauern. Kirks Tod werde die gesellschaftliche Kluft nur noch weiter vergrößern, befürchtet Parmar.

Trump wird diesen Mord nutzen, um sich selbst als denjenigen hinzustellen, der für Recht und Ordnung sorgt“, sagt auch der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger gegenüber „n-tv“. Es bestärke etwa sein Vorhaben, die Nationalgarde in US-Städten zu stationieren. Und die Demokraten würden weiter als „Feind“ charakterisiert.

Erlebt die politische Gewalt in den USA eine Renaissance? Jäger: „Sie ist jedenfalls nicht weg gewesen.“ Schaue man in die öffentliche Meinung des Landes, würde man feststellen, dass etwa ein Viertel der US-Amerikaner der Meinung seien, dass amerikanische Patrioten „zum Nutzen der USA“ auch Gewalt anwenden sollten. „Das ist eine erhebliche Zahl, wenn man berücksichtigt, wie hoch die Waffenquote in den Vereinigten Staaten ist!“ Das Gefühl, „die USA mit Gewalt zu retten“, sei also weit verbreitet, so Jäger. „Und Trump befeuert dieses Gefühl ständig.“