Die Lage im Nahen Osten bleibt angespannt: US-Präsident Trump hatte Irans oberstem Führer indirekt mit einem Angriff gedroht. Nun drohen die Mullahs dem Präsidenten mit dem Tod.
Lage im Nahen Osten bleibt angespanntJetzt drohen die Mullahs Trump mit Ermordung

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Großayatollah Naser Makarem Shirazi (hier im August 2016)
Während des Krieges zwischen Iran und Israel drohte Donald Trump indirekt, er wisse, wo sich der iranische Revolutionsführer Ayatollah Ali Chamenei aufhalte, habe sich aber entschieden, ihn „vorerst“ nicht zu ermorden.
„Wir wissen genau, wo sich der sogenannte ‚Oberste Führer‘ versteckt hält“, schrieb Trump in der vergangenen Woche auf seiner Plattform Truth Social. „Er ist ein leichtes Ziel.“ Vorerst sei er dort aber sicher. Trump warnte Iran davor, Raketen auf Zivilisten oder US-Soldaten abzufeuern und mahnte: „Unsere Geduld geht langsam zu Ende.“ In Großbuchstaben schrieb er weiter – wohl an Iran gerichtet: „Bedingungslose Kapitulation!“
Iran erklärt Trump zu „Feind Gottes“
Nun scheint es, als müsste Trump auch einen Preis für seine Drohungen zahlen: Die möglichen Konsequenzen für Trump, sollte er seine Drohungen wahr machen, wurden in einer Erklärung eines prominenten schiitischen Geistlichen am Sonntag unterstrichen.
Großayatollah Naser Makarem Shirazi, einer der höchsten religiösen Geistlichen in Iran, antwortete auf eine Anfrage zur eskalierenden Rhetorik des US-Präsidenten und erklärte unmissverständlich, dass jeder, der Ayatollah Ali Chamenei Schaden zufügt, mit dem Tod bestraft werden sollte.
In einer schriftlichen Notiz erklärte Ayatollah Makarem Shirazi: „Jedes Regime oder jede Einzelperson, welche die Führer der islamischen Ummah [die Gemeinschaft aller Muslime weltweit] bedroht und diese Drohungen in die Tat umsetzt, gilt als Muharib.“ Mehrere iranische Medien zitieren daraus.
Nach schiitischer islamischer Rechtsprechung ist ein „Muharib“ jemand, der Aufruhr, Terrorismus, Gewaltverbrechen oder andere rechtswidrige Handlungen begeht, die Angst und Unruhe in der Gesellschaft verbreiten. Die vorgeschriebene Strafe für solche Vergehen ist der Tod. Nicht nur Trump, auch der Ministerpräsident Israels, Benjamin Netanjahu, wurde zu solch einem „Feind Gottes“ ernannt.
Die Äußerungen von Ayatollah Makarem Shirazi werden als „Fatwa“ interpretiert.
Eine „Fatwa“ ist nach islamischem Recht eine Art Rechtsauskunft, die dem Zweck dient, ein juristisches Problem zu klären. Sie soll für alle Muslime bindend sein.
Hohe religiöse Führer des Islam nutzen das Instrument, um Menschen gegen politische Gegner aufzuhetzen. Sie kommt so einer Verurteilung ohne jeglichen Prozess gleich. Nouri Hamedani, ein weiterer Großajatollah, hat ebenfalls eine Fatwa gegen Trump erlassen.
Es sei die Pflicht aller Muslime, die „Gottesfeinde“ für ihre Taten Buße tun zu lassen. „Sollten sie bei diesem Unterfangen Schaden erleiden, werden sie als Märtyrer auf dem Weg Gottes belohnt“, heißt es weiter. Diese Entscheidung könnte die Spannungen im Nahen Osten nun weiter verschärfen. Sie könnte zudem islamistische Terrorgruppen ermutigen, die die „Fatwa“ als direkten Handlungsbefehl auslegen. (mg)