Die Schlächter von ButschaUkraine fahndet mit Fotos nach den Verdächtigen

Nach dem schlimmen Massaker in Butscha zeigt das ukrainische Verteidigungsministerium erstmals russische Verdächtige, die für die Kriegsverbrechen bei Kyjiw mitverantwortlich gemacht werden.

Die Regierung in Kyjiw und westliche Länder beschuldigen Russland, Kriegsverbrechen in der Ukraine zu begehen. Die Ermordung von zahlreichen Zivilisten und Zivilistinnen und vor allem die Bilder und Videos aus dem verwüsteten Kyjiwer Vorort Butscha schockieren die gesamte Weltöffentlichkeit.

„Dies sind Kriegsverbrechen, und sie werden von der Welt als Völkermord anerkannt werden“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) bei seinem Besuch in Butscha am 4. April. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, reiste am 13. April dorthin und nannte die gesamte Ukraine einen „Tatort“.

Ein Team von Ermittlern aus Litauen, Polen und der Ukraine solle vor Ort Beweise sammeln und werde dabei von der EU-Justizbehörde Eurojust unterstützt, kündigte Khan an.

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Ermittlungen gegen zehn russische Brigademitglieder

Kyjiw macht die 64. motorisierte Infanteriebrigade Russlands für die Taten verantwortlich. Die Truppe war in Butscha stationiert. Die ukrainische Staatsanwaltschaft erklärte am Donnerstag (28. April), sie ermittle gegen zehn Brigademitglieder wegen Kriegsverbrechen.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte auf Twitter nun erstmals Fotos von den Verdächtigen des Massakers.

Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa (43) veröffentlichte auf ihrer Facebook-Seite, dass es sich bei den zehn Verdächtigen um vier Unteroffiziere, drei Gefreite, einen Rekruten, einen Korporal und einen Feldwebel handeln solle. Sie sollen Zivilisten und Zivilistinnen in Butscha gefoltert und getötet haben.

Zahlreiche Opfer wurden auf öffentlicher Straße erschossen und mit am Rücken zusammengebundenen Händen aufgefunden. Laut dem Polizeichef von Butscha, Witaly Lobass, wurden nach dem Truppenabzug etwa 400 Leichen entdeckt, unter anderem in zwei Massengräbern. Die meisten seien erschossen worden, etwa ein Viertel habe nicht identifiziert werden können.

In der gesamten Region wurden nach Angaben der stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Olha Stefanischyna mehr als 1000 tote Zivilisten gefunden.

Putin wirft Ukraine „plumpe und zynische Provokationen“ vor

Russland leugnet weiterhin die Beteiligung an dem schrecklichen Kriegsverbrechen in Butscha. Putin warf Kyjiw sogar „plumpe und zynische Provokationen“ vor. Außerdem beschuldigte das Außenministerium die Ukraine, die Zivilisten und Zivilistinnen selbst getötet oder die Leichen dorthin gelegt zu haben.

Der russische Präsident (69) unterzeichnete erst am 18. April ein Dekret, eine richterliche Verfügung, in dem er die Brigade für ihren „Heldenmut und ihre Tapferkeit“ lobte.

Eine Zeugin berichtet, dass zu Beginn der Besatzung in Butscha  hauptsächlich junge russische Soldaten in der Stadt gewesen seien. Erst später seien dann „brutale“ ältere nachgerückt. „In dieser Zeit begannen die Massaker“, sagte die Frau. (afp/kvk)