Bei Markus LanzEx-AfD-Chef Meuthen in Widerspruch verstrickt – „Nicht die hellste Kerze“

Jörg Muthen spricht auf dem AfD-Parteitag.

Der Ex-AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen war am 9. Februar bei der Talksendung Markus Lanz zu Gast. Das Foto stammt vom 30. November 2019.

Jörg Meuthen ist kürzlich aus der AfD ausgetreten. Nun war er in der Talksendung „Markus Lanz“ zu Gast, in der sich der gleichnamige Moderator die Frage stellte, wieso Meuthen jahrelang völkisch-nationalistische Politiker in den Reihen der Partei geduldet habe.

von Julian Meiser (jm)

„Er mag nicht die hellste Kerze auf der Torte sein, aber er ist Geschichtslehrer. Und dann weiß er, was ‚Alles für Deutschland‘ heißt und dass das eine SA-Konnotation hat“, erläuterte Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen (60) am Mittwochabend (9. Februar 2022) in Markus Lanz' gleichnamiger ZDF-Talkshow.

Meuthens Angriff galt dem umstrittenen AfD-Politiker Björn Höcke (49), der seit 2020 wegen solcher und ähnlicher Relativierungen des Dritten Reichs vom Verfassungsschutz überwacht wird. Doch nicht nur Höcke musste während der Sendung einstecken, vor allem Meuthen musste um seine Glaubwürdigkeit ringen, immerhin hat er als Parteivorsitzender der „Alternative für Deutschland“ über Jahre hinweg Höcke und dessen völkisch-nationalistischen „Flügel“ in den eigenen Reihen geduldet.

Bei Markus Lanz: Jörg Meuthen verstrickt sich in Widerspruch

Am 28. Januar dieses Jahres trat Meuthen aus der AfD aus. Seine Beweggründe beschrieb der gebürtige Essener so: „Ich habe den Versuch gemacht, diese Partei auf einen bürgerlich-konservativen Kurs zu bringen. Und ich bin darin gescheitert.“ Für ihn sei die Entscheidung des Austritts ein „schmerzhafter Prozess“ gewesen.

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Von der ebenfalls anwesenden Ricarda Lang (28, Grüne) wurde Meuthen unterstellt, er habe das Schiff nun verlassen, weil er gemerkt habe, in der Partei an Macht eingebüßt zu haben. „Das hat nichts mit Rückgrat, nichts mit Anstand zu tun, sondern das liegt daran, dass Sie keine Machtperspektive mehr hatten in dieser Partei“, erklärte die Co-Vorsitzende der Grünen den Austritt Meuthens.

Langs Vorwurf an Meuthen: „Diese Reinwascherei, die Sie jetzt machen, nachdem Sie jahrelang Rechtsextreme in der Partei geduldet haben, nimmt Ihnen niemand ab.“ Nadine Lindner (41), die AfD-Expertin des „Deutschlandradios“, vermutete in der Talkrunde, Meuthen strebe eine weitere politische oder akademische Karriere an und wolle sich daher als „unbefleckt“ verkaufen.

Ex-AfD-Parteichef Jörg Meuthen bei Lanz

Jörg Meuthen hingegen beteuerte, selbst dafür gesorgt zu haben, dass beispielsweise der AfD-Landesvorsitzende Brandenburgs, Andreas Kalbitz (49), aus der Partei geworfen worden sei. Kalbitz gehörte wie Höcke zum sogenannten „Flügel“ der Partei. Der Ausschluss von Kalbitz erfolgte jedoch erst, nachdem der „Spiegel“ ausführlich über dessen Vorleben berichtet hatte.

Ein erneutes Partei-Ausschlussverfahren gegen Björn Höcke leitete Meuthen hingegen nicht ein, obwohl diesem beispielsweise die Relativierung des Völkermords an den europäischen Jüdinnen und Juden vorgeworfen worden war. In Bezug auf das Holocaust-Denkmal in Berlin sagte Höcke 2017 nämlich: „Wir Deutschen […] sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

Bei Markus Lanz: Meuthen verstrickt sich in Widerspruch

Nadine Lindner unterstellte Meuthen in der Sendung, immer ein „funktional-strategisches Verhältnis“ zu den Rechten innerhalb der Partei gepflegt zu haben, um eine Wählerstimmenmaximierung zu erreichen. Auch dass er beim „Institut für Staatspolitik“, einer Denkfabrik der Neuen Rechten, einen Vortrag gehalten hatte und über Jahre hinweg Teil des Kyffhäusertreffen war, warf die Journalistin Meuthen vor.

Obwohl Meuthen in der Talkshow „Markus Lanz“ angab, sich von Andreas Kalbitz spätestens nach dessen „Messer-Einwanderungs-Rede“ von 2018 distanziert zu haben, sprach er am 13. Juli 2019 auf einer Wahlkampfveranstaltung der AfD-Brandenburg in höchsten Tönen von Kalbitz.

Damals sagte er in Cottbus: „In Andreas Kalbitz habt ihr hier in Brandenburg einen ziemlich harten Hund als Spitzenkandidat. (...) Ein Politikprofi – aber einer im guten Sinne, das gibt es nämlich auch. Denn er steht für klare Inhalte und kämpft gegen massivste Widerstände für die Bürger seiner Wahlheimat hier in Brandenburg.“ Dies wurde Meuthen von Moderator Markus Lanz als Widerspruch in seiner Argumentation angesehen.