„Maischberger“Virologe Streeck überrascht mit Corona-Plan – ARD-Moderatorin sichtlich irritiert

Prof. Hendrik Streeck am 9.2.2022 zu Gast bei Sandra Maischberger im ARD-Talk.

Prof. Hendrik Streeck am 9.2.2022 zu Gast bei Sandra Maischberger im ARD-Talk.

Hendrik Streeck hat am Mittwoch (9. Februar) in der ARD mit einem konkreten Plan für Corona-Lockerungen überrascht. Moderatorin Sandra Maischberger gab sich sichtlich irritiert.

von Jan Voß (jv)

Die aktuellen Corona-Zahlen, sie sind weiter auf Rekordkurs. Aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante steigen die Infektionszahlen in bislang in der Pandemie nie bekannte Höhen. Doch ARD-Moderatorin Sandra Maischberger bringt es auf den Punkt: „Die Menschen gucken auf die Zahlen, sie sind astronomisch, aber man ist nicht mehr so beängstigt.“

Sieht das Prof. Hendrik Streeck, Virologe an der Universität Bonn, genauso?

Streeck kann zumindest die Ansicht teilen, dass „das Ausschlaggebende“ nicht mehr die neuen Infektionszahlen sind. „Es ist wie der Wetterbericht, man schaut da jeden Tag drauf und hofft, dass es sich in die richtige Richtung verändert.“

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„Maischberger“: Hendrik Streeck bereitet eine Sache Sorge

Viel wichtiger sei es, auf die Hospitalisierungsrate auf den Krankenhäusern genau zu beobachten, so Streeck am Mittwochabend (9. Februar) in der ARD-Sendung. „Regional sehen wir teils einen sehr starken Anstieg, bundesweit sehen wir einen leichten Anstieg, auch auf den Intensivstationen“, bewertet der Virologe die Corona-Lage in Deutschland.

Eine Situation, die Streeck allerdings Sorge bereitet. Es sind nicht „die guten Daten in der Hospitalisierungsinzidenz, die wir jetzt eigentlich brauchen“, betont der Virologe.

Auch Hendrik Streeck selber rechnet aufgrund der hohen Infektionslage, dass er sich jederzeit mit dem Coronavirus infizieren könnte. Er fühle sich aber mit der Drittimpfung geschützt „wie mit einer kugelsicheren Weste“. Das bestätigten auch alle Studien und Daten: „Die Impfung schützt sehr gut vor einem schweren Verlauf. Leider schützt sie aber nicht vor der Infektion an sich.“

Aufgrund der Tendenz im R-Wert sieht Streeck aber tatsächlich den Höhepunkt der Omikron-Welle bald erreicht. Auch die Infektionszahlen werden sich nach Einschätzung des Virologen schon bald umkehren.

„Maischberger“: Hendrik Streeck zu  Aussagen von Karl Lauterbach

Zu den Aussagen von Karl Lauterbach zu Corona-Toten bezog Hendrik Streeck bei „Maischberger“ auch Stellung. Der Bundesgesundheitsminister hatte Lockerungen vorerst ausgeschlossen mit der Begründung, dass wir ohne die aktuellen Maßnahmen täglich bis zu 500 Tote pro Tag in Deutschland haben könnten.

„Das ist ein bisschen Spekulation“, begann Streeck eher vorsichtig. Im Anschluss wurde er allerdings deutlicher und fuhr eine deutliche Spitze gegen Lauterbach aus. „Ich kann nicht sagen, wie die Fallzahlen aussehen würden, hätten wir nicht die 2G-Regeln.“ Die 2G-Regeln seien an sich nicht besonders wissenschaftlich begründet, so der Virologe weiter.

Streeck forderte: „Wir müssen dahin wieder zurückkommen, welche Maßnahmen wirklich wissenschaftlich begründet sind, wo wir auch sagen können, das hat einen nachgewiesenen Effekt.“ Als eine solche Corona-Maßnahme führte der Virologe etwa das Masken-Tragen auf, das einen ganz klaren Effekt habe.

ARD-Moderatorin Maischberger irritiert von Corona-Aussagen Streecks

Sandra Maischberger hakt nach: „Einkaufen mit Maske ohne 2G oder 3G halten Sie aus virologischer Sicht für eine gute Idee?“

Hendrik Streeck schlägt einen stufenweisen Öffnungsplan vor. Er selbst sei auch nicht dafür, jetzt sofort alles zu öffnen. Ab einer Zeit, in der die Zahlen sich stabilisiert haben oder wieder zurückgehen.

Mit einer Aussage sorgt Streeck dann aber für Überraschung: „Der Einzelhandel war noch nie der Hauptübertragungsort für Infektionen.“

Die ARD-Moderatorin ist sichtlich irritiert. Ob er sich dabei sicher sei. „Das wissen wir?“, fragt Maischberger verblüfft. Doch Streeck bestätigt. Zwar sei die Datenlage in Deutschland schlecht, doch nichts deute darauf hin, dass Einkaufen in Supermärkten oder im Einzelhandel die Infektionslage deutlich vorantreibe. „Deswegen halte ich es auch für gerechtfertigt, dass man da anfängt zu lockern und diese Maßnahmen zurücknimmt und auch die Ungeimpften aus ihrem faktischen Lockdown wieder herausholt.“