Großer Ärger um ARD-SchalteScharfe „Tagesthemen“-Kritik aus Köln – Professor spricht Klartext

Moderatorin Anne Will schaltet am Ende ihrer Sendung am 26. November zu den „Tagesthemen“ mit Moderatorin Aline Abboud. Der Begriff „Geiselaustausch“ sorgt für große Kritik.

Moderatorin Anne Will schaltet am Ende ihrer Sendung am 26. November zu den „Tagesthemen“ mit Moderatorin Aline Abboud. Der Begriff „Geiselaustausch“ sorgt für große Kritik.

Am Sonntag hat die Hamas weitere Geiseln freigelassen, eine dritte Gruppe wurde dem Roten Kreuz übergeben. Auch in den ARD-Tagesthemen im Anschluss an die Talkshow mit Anne Will war dies ein großes Thema – allerdings sorgt ein Wort in der Berichterstattung erneut für Kritik. 

von Martin Gätke (mg)

Drei Tage nach Beginn der Feuerpause im Gazastreifen sind am Sonntag (26. November 2023) weitere Geiseln freigelassen worden. Das bestätigte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, dem die Hamas die Geiseln übergab. Im Gegenzug ließ Israel – wie bereits bei den Geiselfreilassungen am Freitag und Samstag – 39 palästinensische Gefangene frei. 

Die Freilassung der Geiseln durch Hamas und die Übergabe der Gefangenen war auch Thema im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Nicht nur in der Sendung Weltspiegel, sondern auch in den „Tagesthemen“ war von einem Geiselaustausch zwischen Israel und der Hamas die Rede – ein Begriff, der für einige Kritik sorgte. Auch der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger äußerte sich via X (vormals Twitter).

ARD: Kölner Professor kritisiert Begrifflichkeit in ARD scharf

Jäger teilte einen Ausschnitt der Talksendung mit Anne Will am Sonntagabend, in welchem die Moderatorin zu den „Tagesthemen“ und ihrer Kollegin Aline Abboud schaltet.

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Es gehe in der Sendung unter anderem um Nahost, „wie es dort nach der Waffenpause weitergehen könnte und auf den Geiselaustausch, der heute, anders als gestern, ohne Verzögerungen stattfand“, erklärt Abboud.

Hier den Post ansehen:

„‚Geiselaustausch‘ ist antisemitische Propaganda“, kritisierte Jäger in seinem Post, „so als halte Israel seit Jahren Palästinenser als Geiseln. Das ist inzwischen häufig angemahnt worden, dass wer es sagt, es genau in dieser Absicht sagt.“ Es gebe Medien, bei denen es „offenkundig die offizielle Sprache ist“, schreibt der Politikwissenschaftler weiter. 

Bereits zuvor sprach auch die Sendung „Weltspiegel“ von einem „Geiselaustausch“ zwischen Israel und der Hamas. In einer Themenankündigung hieß es am Sonntag seitens der ARD: „Ist der Austausch der Geiseln zwischen Israel und der Hamas ein erster Schritt zum Frieden? Der @Weltspiegel_ARD berichtet über die aktuellen Ereignisse – um 18:30 Uhr im Ersten.“ 

ARD: Auch Themenankündigung zu „Weltspiegel“ sorgt für Kritik

Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer machten die ARD daraufhin auf den Fehler aufmerksam, erklärten, die falsche Behauptung, Israel habe Geiseln, sei antisemitisch. Stunden später löschte der Sender den Post und schrieb stattdessen: „Israel: Nach dem Geisel-Deal – Erster Schritt zum Frieden? Hinweis: Die Überschrift in der Ankündigung des Beitrags war nicht korrekt. Wir haben den Tweet gelöscht.“ 

Fest steht: Geiseln hatte ausschließlich die Terrororganisation Hamas genommen. Die von Israel freigelassenen Straftäter waren wegen Verbrechen verurteilt worden.

Der Post wurde heftig kritisiert, unter anderem vom Ökonomen Justus Haucap: Der Begriff „Geiselaustauch“ im ARD-„Weltspiegel“ sei „starker Tobak und kaum zu ertragen“. Die Botschaft Israels äußerte sich ebenfalls: „Es ist traurig, wenn die Rundfunkbeiträge in so eine schlampige Arbeit von @Weltspiegel_ARD, @ARD_Presse gesteckt werden.“

Anne Wills kurze Schalte zu den „Tagesthemen“ und zu Moderatorin Aline Abboud wurde in der ARD-Mediathek indes bereits kommentarlos herausgeschnitten.