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Alpen-DramaFrau in kurzer Hose überlebt nach Absturz zwei Nächte in Gletscherspalte

Zermatt-Gletscherspalte-Rettung

Eine Russin musste zwei ganze Tage in einer Gletscherspalte ausharren, in die sie zuvor gestürzt war. Das Foto vom 27. August 2020 zeigt das Rettungsteam, das mithilfe eines Dreibeins die Rettung der Frau in die Wege leitete.

Zermatt  – Mehr Glück als Verstand hat eine Russin bei Zermatt in den Walliser Alpen, als sie allein und leicht bekleidet auf einen Gletscher spaziert und in eine Spalte stürzt.

Die Rettung kommt, aber zwei Tage und Nächte musste sie in der Tiefe ausharren.

Wie viel Glück sie tatsächlich gehabt hat, wird ihr wohl erst im Nachhinein klar geworden sein.

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Frau überlebt zwei Nächte in Gletscherspalte: Retter sprechen von Wunder

Die Retter sprechen von einem Wunder: Eine nur leicht bekleidete Frau ist in den Walliser Alpen in der Schweiz in eine Gletscherspalte gestürzt und hat bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt fast zwei Tage und zwei Nächte überlebt.

Die Russin, die nach Angaben des Rettungsteams der Fluggesellschaft Air Zermatt in Deutschland wohnt, sei bei Zermatt nur mit Unterkühlung, aber ansonsten unverletzt geborgen worden.

„Ich bin seit 21 Jahren Bergretter, aber dass jemand so etwas überlebt, ist in dieser Zeit noch nie vorgekommen“, sagt Einsatzleiter Helmut Lerjen der Deutschen Presse-Agentur. Lerjen war am Dienstag zusammen mit Bergretter Richard Lehner vor Ort. Lehner seilte sich in die Spalte ab und rettete die Frau.

Frau überlebt zwei Nächte in Gletscherspalte: Das war passiert

Aber der Reihe nach: Die Frau (Anfang 30) spaziert am vergangenen Sonntag von der Monte-Rosa-Hütte auf 2883 Metern Höhe nur mit kurzer Hose bekleidet und kleinem Rucksack auf den Grenzgletscher im Monte-Rosa-Massiv oberhalb von Zermatt.

Auf etwa 3725 Meter passiert es: Unter der Schneedecke tut sich für die Frau unsichtbar eine Gletscherspalte auf. Ein Schritt auf die Schneebrücke, die ihr Gewicht nicht hält, und sie stürzt mitsamt dem Schnee in die Tiefe. „Das Loch an der Oberfläche war höchstens ein mal ein Meter“, sagt Lehner der dpa. „Darunter war die Spalte sicher 50, 60 Meter lang und stellenweise zwei bis drei Meter breit.“

Zermatt-Gletscherspalte

Das Foto vom 27. August 2020 zeigt wie tief die Gletscherspalte in den Walliser Alpen wirklich ist.

Die Frau bleibt auf einem Vorsprung in zehn, 15 Metern Tiefe liegen. Der Tag vergeht, die Nacht kommt. Auf der Höhe sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. „Da unten ist es auch noch feucht“, sagt Lehner. „Der einzige Vorteil ist, dass in einer Gletscherspalte kein Wind geht.“ Die Frau versucht, sich durch Rufe bemerkbar zu machen. Aber in dem unwegsamen Gelände sind nicht viele Leute unterwegs. Den ganzen Tag und eine weitere Nacht harrt sie in der Dunkelheit aus.

Schweiz: Bergsteiger werden auf die Frau aufmerksam

Ihr Glück naht Dienstagfrüh. Eine Gruppe von Bergsteigern ist schon früh zur Margherita-Hütte auf gut 4500 Metern direkt hinter der schweizerisch-italienischen Grenze unterwegs.

Die gut ausgerüsteten Alpinisten orten zahlreiche Schneelöcher und müssen immer wieder Umwege gehen. Der erste der Seilschaft hört plötzlich Hilferufe aus einer Spalte. Er setzt sofort einen Notruf ab. Die Alpinisten lassen ein Seil zu der Frau hinunter, damit sie sich sichern kann.

So lief die Rettung der Russin

Der Notruf geht an Lerjen im Bereitschaftsdienst. Er steigt mit Lehner und dem Spaltenrettungsmaterial sofort in den Hubschrauber. „Wir haben in diesem Gebiet viele Spaltenunfälle, wir sind bestens darauf vorbereitet“, sagt Lerjen.

Der Hubschrauber kann in der Nähe des Unfallorts so nah am Boden schweben, dass die beiden aussteigen können. „Ich habe Kontakt mit der Frau aufgenommen. Gut hören konnte man sie nicht, aber ich habe ihr gesagt, dass die Rettung nun da ist, um sie zu beruhigen“, sagt Lehner.

Über dem Loch stellen Lerjen und Lehner das Dreibein auf, vom Aussehen ähnlich wie ein Kameragestell. Daran sind Seilwinden, mit denen Lerjen Lehner langsam in die Spalte hinunterlässt. „Allein schon so einen Sturz zu überleben ist ein Riesenglück“, sagt Lehner. „Wenn man da mit dem Kopf aufschlägt, kann man sich tödliche Verletzungen zuziehen.“

Wunder-von-Zermatt

Das Foto vom 27. August 2020 zeigt den Ablauf der Rettungsaktion der Russin, die zwei Tage lange in einer Gletscherspalte in den Walliser Alpen gefangen war.

Er findet die Frau auf einem kleinen Vorsprung. Sie hat die Schuhe verloren, ist aber ansprechbar. „Sie war sehr ruhig und hat wenig gesprochen“, sagt Lehner. Sie habe nicht über Schmerzen geklagt. „Sie stand unter Schock und war mit den Gedanken sehr bei sich selbst.“

Die Rettung dauerte kaum eine Stunde

Lehner schaut kurz, ob die Frau größere Verletzungen hat, sichert sie dann mit Gurten, und Lerjen zieht sie mit der Seilwinde an die Oberfläche. Dort hat Lerjen bereits den Hubschrauber mit Notarzt alarmiert. Kaum eine Stunde dauert es und die Rettung ist geglückt. „Wir arbeiten ohne Hektik, sehr ruhig und schnell“, sagt Lerjen. Die beiden helfen der Frau in den schwebenden Hubschrauber, der sie ins Krankenhaus fliegt. Die Air Zermatt meldet später, dass die Frau zwar mit 34 Grad unterkühlt war, aber sonst unverletzt blieb.

Für die Bergretter geht es einzig darum, Menschen nach Unfällen zu retten. Wie diese in ihre missliche Lage gekommen sind, hinterfragen sie nicht. Grundsätzlich ist aber klar: In Shorts einen Ausflug auf einen Gletscher zu unternehmen, das ist fahrlässig. „Man geht grundsätzlich nie ohne Ausrüstung oder allein auf einen Gletscher“,sagt ein anderer Bergretter.

Nach Angaben der Air Zermatt hatte der Hüttenwart auf der Monte-Rosa-Hütte die Frau noch gewarnt. Weil sie allein unterwegs war, wurde auch keine Vermisstenmeldung aufgegeben.

Die Air Zermatt leitete im April 2018 auch die Suche nach dem verschollenen Tengelmannchef Karl-Erivan Haub. Der durchtrainierte Haub war allein auf einem Gletscher am Klein Matterhorn unterwegs, um sich für einen schwieriges Ski-Marathon fitzumachen. Seine Leiche wurde nie gefunden. „Bergretter halten immer Ausschau nach Vermissten, wenn sie in dem Gebiet sind“, sagt Rettungschef Anjan Truffer. Die gezielte Suche wurde aber im Oktober 2018 eingestellt (dpa)