Nach dem schockierenden Tod einer Hamburger Mutter und ihrer zwei Kinder in Istanbul sind sie jetzt in der Türkei beigesetzt worden. Der Vater wird nicht dabei sein. Er schwebt weiter in Lebensgefahr.
Tödliches StreetfoodMutter und Kinder beigesetzt
Aktualisiert
Es sollte ein unbeschwerter Urlaub werden - Vater, Mutter, der sechs Jahre alte Sohn und die drei Jahre alte Tochter waren am Sonntag nach Istanbul gereist. Nun wurden die junge Mutter und ihre beiden Kinder (drei und sechs Jahre alt) beigesetzt. Alle drei waren mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung in eine Klinik eingeliefert worden, wo sie starben.
Tragisch: Der Vater der Familie konnte seine Liebsten auf ihrer letzten Reise nicht begleiten. Er wird weiter auf einer Intensivstation in Istanbul behandelt.
Die sterblichen Überreste seien nach der Autopsie an die Familie übergeben und ins westtürkische Afyonkarahisar gebracht worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Dort wurden die Hamburger Mutter und ihre zwei Kinder am Samstag (15. November) beigesetzt.
Sie seien in einem Ort in der westtürkischen Provinz Afyonkarahisar beerdigt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. An der Trauerfeier nahmen demnach Verwandte der Familie und Lokalpolitiker teil. Die Familie hat türkische Wurzeln.
Todesursache: Autopsiebericht liefert kaum nennenswerten Hinweise
Ermittler gehen derweil Hinweisen zur Aufklärung der Tragödie nach. Im Verdacht steht weiterhin eine Lebensmittelvergiftung. Noch werde aber auf die Ergebnisse von Laborergebnissen gewartet, so Anadolu. Ein erster Autopsiebericht habe kaum nennenswerten Hinweise geliefert.
Am Freitag waren bereits vier Verdächtige festgenommen worden. Laut dem Staatssender TRT geht es um Verkäufer von Süßigkeiten, gefüllten Muscheln und einem Gericht aus Kalbsdärmen (Kokorec). Ihnen werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, berichtete Anadolu. Demnach sind alle Verdächtigen wegen anderer Delikte vorbestraft.
Familie aß typisches Streetfood
Vater, Mutter, der sechs Jahre alte Sohn und die drei Jahre alte Tochter waren am Sonntag nach Istanbul gereist. Die Familie soll am Dienstag um die Mittagszeit in den Stadtteil Ortaköy gefahren sein. Das habe der Vater der Familie ausgesagt, bevor sich sein Zustand verschlechtert habe, berichtet die Zeitung „Sabah“.
Dort hätten sie bei einem fliegenden Händler gefüllte Muscheln und in einem anderen Laden dann Suppe und Kokorec gegessen. Auf dem Rückweg ins Hotel im Stadtteil Fatih hätten sie noch Lokum - eine türkische Süßigkeit - und Wasser eingekauft. Anadolu berichtete, die Familie habe auch Hühnchen gegessen.
Am Mittwoch sei die Familie zunächst wegen Übelkeit und Erbrechens in ein Krankenhaus mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung eingeliefert worden, berichtete die Nachrichtenagentur. Die Eltern seien mit Durchfall und Gastroenteritis diagnostiziert und behandelt worden, die Kinder in einer anderen Klinik wegen Übelkeit und Erbrechens, später aber wieder entlassen worden. Als sich besonders der Zustand der Kinder verschlechterte, sei die gesamte Familie in der Nacht erneut in ein Krankenhaus gebracht worden. Kurz darauf verstarben beide Kinder, gefolgt von der Mutter.
Der Gesundheitsdirektor der Provinz Istanbul erklärte auf X, bisher sei kein ungewöhnlicher Anstieg der Lebensmittelvergiftungsfälle festgestellt worden.
Familie will weitere potenzielle Opfer geschützt wissen
Justizminister Tunc sagte, es seien Proben an den Orten entnommen worden, an denen die Familie gegessen habe. In der Türkei werden Restaurants und Straßenverkäufer zwar kontrolliert, die Kontrolldichte ist jedoch insbesondere in touristisch stark frequentierten Gebieten Experten zufolge oft unzureichend.
Die Behörden ließen einen Laden in dem betroffenen Stadtteil schließen. „Der Betrieb, von dem angenommen wird, dass er den Vorfall verursacht hat, wurde von den zuständigen Einheiten unserer Gemeinde zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit auf unbestimmte Zeit versiegelt“, zitierte die Zeitung „Cumhuriyet“ die Stadtteilverwaltung.
Laut türkischen Medien hat die Familie türkische Wurzeln und war zum Urlaub nach Istanbul gereist. Das Auswärtige Amt bestätigte, es handele sich um deutsche Staatsbürger.
Der Vater der Mutter forderte eine umfassende Aufklärung der Todesursache, zitierte ihn Anadolu. Er wisse nicht, wer sonst noch von den Speisen gegessen habe. Die Familie weine seit zwei Tagen. „Wenigstens sollen andere nicht auch leiden.“ Türkische Medien veröffentlichen ein Video, das die Familie im Warteraum eines Krankenhauses zeigen soll. (dpa)
