SpargelzeitErntezeit im Zeichen der Pandemie – wie geht das?

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Frühlingszeit heißt Spargelzeit. Die Ernte in Deutschland hat begonnen. 

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Viele können es gar nicht mehr erwarten: Die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr bei endlich milden Temperaturen. Denn dann ist auch wieder die Zeit des Kaisergemüses – die Vorfreude steigt und das Rheinland spargelt an.

  • Genießer sind schon heiß: Die Spargelzeit hat endlich begonnen 
  • Was ist anders bei der Spargelernte in Corona-Zeiten?
  • Alles Wissenswerte über Spargel: Nährwerte, Lagerung, Genusstipps

Spargelverkauf schon kurz vor Ostern gestartet

Je früher der erste Spargel gestochen wird, umso größer ist die Begeisterung der Spargelliebhaber. Denn somit kommen sie länger in den Genuss des Gemüses aus heimischem Anbau, der traditionell am 24. Juni, dem Johannistag endet.

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Obstbauer Kevin Bonnacker begann in der letzten Märzwoche mit der Spargelernte in Kaldenkirchen am Niederrhein. 

Auch in diesem Jahr kommt der Spargel noch rechtzeitig zu Ostern auf den Tisch. Spargelproduzent Kevin Bonnacker (25) führt einen Betrieb in der vierten Generation in Nettetal-Kaldenkirchen am Niederrhein. „Aufgrund des aktuell schönen Wetters konnten wir zu Beginn der Woche mit der Ernte starten – und am Karsamstag mit dem Spargelverkauf loslegen“, so der gelernte Obstbauer im Gespräch mit dem EXPRESS.

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Spargelernte: Die Bodentemperatur ist wichtig

Für den Unternehmer auch in diesem Jahr eine Herausforderung: Die Corona-Pandemie beeinträchtigt auch sein Geschäft auf den ca. 50 Hektar Spargelanbaufeldern.

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Nachdem der Spargel unter Folien gehalten wurde, hat er durch den Treibhauseffekt eine gute Bodentemperatur und kann jetzt geerntet werden.

Auch wenn der Frühling in diesem Jahr länger auf sich warten lies als 2020, ist Bonnacker gewappnet. „Spargel benötigt eine ausreichende Bodentemperatur von zwölf Grad um zu wachsen. Durch Minitunnel bzw. eine Dreifachabdeckung erzielen wir den Treibhauseffekt, der aufgrund der Wärme die frühzeitige Spargelernte ermöglicht“, so der 25-Jährige.

Spargel bei regionalen Anbietern kaufen 

Und die Deutschen lieben ihren Spargel aus der Region. „Spargel sollte möglichst frisch auf den Tisch kommen“, sagt Ralf Große Dankbar von der Landwirtschaftskammer NRW. Er rät zum Gemüse aus der Region, denn die weißen Stangen altern nach dem Stechen schnell – und entwickeln bei zu langer Lagerung Bitterstoffe.

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Die langsam wärmeren Temperaturen sorgen dafür, dass in Regionen des Rheinlands die Ernte pünktlich begann und der Spargel Ostern auf dem Tisch steht.  

„Am frischesten ist er direkt vom Bauern – stechen, sortieren, kühlen und im Hofladen verkauft, passiert dort am selben Tag. Durch richtige Lagerung bleibt der Spargel länger frisch und hält sich Zuhause in einem feuchten Tuch im Kühlschrank drei bis vier Tage“, so der Experte.

Dass Deutschland eine Nation von Spargelliebhabern ist, zeigen vor allem die Zahlen von der Bundesvereinigung „Deutsches Obst und Gemüse“. Jeder Deutsche hat im letzten Jahr rund 1,2 Kilogramm Spargel verzehrt – und zwar vorzugsweise weißen Spargel (0,93 Kilo). Dafür gab ein Haushalt im Durchschnitt 8,82 Euro pro Kilo aus.

Spargelanbau in Deutschland: Niedersachsen ist vorne

Wurden 2010 noch 89,8 Tonnen Spargel in Deutschland geerntet, waren es im Rekordjahr 2018 ganze 133.000 Tonnen und im Corona-Jahr 2020 immerhin noch 107.000 Tonnen gewesen. Übrigens ist Niedersachsen, wenn auch später dran, doch der absolute Spitzenreiter beim Spargelanbau.

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Schon im zweiten Jahr müssen Spargelproduzenten und Erntehelfer unter Corona-Bedingungen arbeiten. Das Foto zeigt Peter Lipp, Obst- und Gemüsebauer und Inhaber des Steinbrücker Hofes, bei der Spargelernte am 11. März 2021.

Von dort kamen fast 27.000 Tonnen der geernteten Stangen. Gefolgt von Brandenburg und Nordrhein-Westfalen mit jeweils rund 19.000 Tonnen und Bayern mit ca. 15.500 Tonnen. Spargel ist einfach ein gesunder Genuss und hilft dabei auch noch gegen die Corona-Pfunde.

Spargel: Die Farbe macht den Unterschied

Spargel bringt Power! Ob weiß, grün oder violett: Spargel ist immer ein Volltreffer – für den Gaumen wie für die Gesundheit. Denn das Spargelgemüse enthält viele Vitamine und Mineralstoffe. Weißer Spargel bleibt bis zur Ernte unter der Erde und ist deshalb fein im Geschmack.

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Ob grün oder weiß – Spargel ist ein beliebtes Gemüse. 

Durchbricht er doch einmal den Boden, bildet er den natürlichen Pflanzenstoff Chlorophyll. Seine Spitzen verfärben sich dadurch violett – die Stangen schmecken dann intensiver. Grüner Spargel wächst komplett über der Erde. Er besitzt eine besonders würzige Note.

Spargel: So gesund ist das Gemüse

Spargel hat einen festen Platz auf der Liste der empfehlenswerten Lebensmittel. Es hat nur 21 Kilokalorien pro 100 Gramm bei vergleichsweise hohem Anteil an Eiweiß und ist perfekt für eine energiearme Ernährung.

Zudem birgt Spargel zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe. Dazu zählen unter anderem B-Vitamine wie Folsäure (Vitamin B9), Vitamin C, Vitamin E und Beta-Carotine. Die ebenfalls enthaltenen Inhaltsstoffe Kalium und Asparagin gelten als harntreibend, was die Ausscheidungsfunktion der Nieren unterstützt und entwässernd wirkt. Diabetiker brauchen sich bei Spargel nicht zurückzuhalten, da das Gemüse wenig Kohlehydrate enthält und den Zuckerspiegel kaum erhöht.

Wussten Sie schon? Spargel kann man sogar einfrieren

In der Anfangsphase ist Spargel teuer, 17 bis 20 Euro pro Kilo sind derzeit keine Seltenheit für heimischen Spargel. Den sollte man möglichst schnell verbrauchen. Schafft man das aber nicht, kann man Spargel übrigens auch zu Not einfrieren.

Dafür sollte man die Stangen zunächst waschen und im Anschluss richtig gut abtrocknen. Dann schälen und von den holzigen Enden befreien. Kochen sollte man ihn aber vorher nicht. In einer luftdicht verschlossenen Dose oder einem Gefrierbeutel geht er dann in den Tiefkühler. Je frischer die Stangen eingefroren werden, desto besser.

Spargelernte in der Pandemie

Die Corona-Krise betrifft natürlich auch die Spargelernte. Im Frühjahr 2020 wurden die Betriebe von der Pandemie kalt erwischt. Lieferengpässe bei Desinfektionsmitteln, kaum Masken und dann das große Fragezeichen, ob die Erntehelfer aus den ost- und südosteuropäischen Ländern überhaupt einreisen dürfen und wollen.

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Statt in der Gastro verdiente sich Studentin Luka im Frühjahr 2020 das Geld auf den Spargelfeldern.

Man musste improvisieren – so halfen zum Beispiel im Vorgebirge zwischen Bonn und Köln Studenten auf den Feldern aus – ihre Nebenjobs in der Gastronomie brachen während des ersten Lockdowns ja ebenfalls weg. So war die Erntezeit für manch Studenten ein willkommener Job.

2021 sind Spargelbauern besser vorbereitet

2021 ist man auf den Feldern darauf besser eingestellt erklärt Obstbauer Kevin Bonnacker: „Dieses Jahr ist es natürlich deutlich einfacher. Wir sind sehr gut vorbereitet und haben ein gutes Hygienekonzept. Die Materialbeschaffung ist deutlich einfacher.“ Dazu gehören ausreichend Masken und Hygienespender.

„Für die Gesundheit der rund 45 Saisonkräfte zur Spargelernte ist eine gute Organisation das A und O“, sagt er. Jeder Mitarbeiter legt vor Anreise einen negativen Test vor. „Das ist Voraussetzung und sobald die Mitarbeiter anreisen, fahren wir mit ihnen nochmals zum Testzentrum, um ganz sicher gehen zu können. Bei einem Verdacht oder möglichen Symptomen haben wir zusätzliche Schnelltests vor Ort.“

Weiter erklärt Bonnacker, dass alle Mitarbeiter in Gruppen eingeteilt sind, um Zusammenkünfte mit mehreren zu vermeiden. Pausenzeiten wurden so gelegt, dass nicht gleichzeitig alle in die Pause gehen. Die Unterkünfte sind mit maximal zwei Personen belegt – dort steht Desinfektionsmittel zur Verfügung. Griffe und Türklinken an Gebäuden und Fahrzeugen werden regelmäßig desinfiziert. Für die Anbauer bleibt Corona eine Herausforderung.