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„Wer sie sieht, hat keine Zweifel mehr“Rätsel um dramatische Videos aus der Nacht der Flut-Katastrophe

Meterhoch türmen sich Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über der Ahr in Altenahr (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Meterhoch türmen sich Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über der Ahr in Altenahr (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Noch immer sind nicht alle Fragen zur Flut-Katastrophe im Ahrtal und NRW geklärt. Jetzt sorgen zwei Videos aus einem Polizeihubschrauber für Rätsel.

Zwei Videos aus einem Polizeihubschrauber aus der Flutnacht im Ahrtal hat Innenminister Roger Lewentz (SPD) nach eigenen Angaben erstmals bei seiner Befragung im Untersuchungsausschuss am vergangenen Freitag gesehen. „Er hat sofort am Samstagmorgen die Aufklärung offener Fragen dahingehend angeordnet, wann die Videos zu welchem Zeitpunkt wo vorlagen“, teilte das Innenministerium am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Ergebnisse lagen zunächst aber noch nicht vor.

„Wenn man die Filme gesehen hat, gibt es keine Zweifel mehr über die Lage in der Nacht“, sagte der Obmann der Freien Wähler im Landtags-Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe, Stephan Wefelscheid. Es müsse jetzt geklärt werden: „Wer hat diese Videos wann gesehen?“

Flut-Katastrophe: Polizei-Videos widersprechen Aussagen von Verantwortlichen

Anders als die anderen Oppositionsfraktionen CDU und AfD fordern die Freien Wähler bisher nicht den Rücktritt des Ministers, sondern - ebenso wie die CDU - den des Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Sowohl Minister Lewentz als auch Beamte seines Lagezentrums sowie Linnertz als Chef der für Katastrophenschutz zuständigen Landesbehörde hatten ausgesagt, in der Flutnacht im Juli 2021 kein vollständiges Bild der Katastrophe gehabt zu haben. Die dem Hörensagen nach bedrückenden Videos aus dem Polizeihubschrauber haben sie nach eigener Aussage in der Nacht auch nicht gesehen.

Flut-Katastrophe: Abgeordnete zeigten sich sichtlich mitgenommen von Videos

Die zwei insgesamt 20 Minuten langen Filme waren im Ausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit gezeigt worden. Die Landesregierung habe sie nicht freigegeben, weil Personen in Notsituationen darauf identifiziert werden könnten, hatte der Ausschussvorsitzende Martin Haller (SPD) gesagt. Dazu komme der Datenschutz, weil betroffene Häuser identifiziert werden könnten, hieß es im Innenministerium. Nun werde geprüft, ob die Videos auf eine für die Öffentlichkeit geeignete Fassung zusammengeschnitten werden könnten.

Die Abgeordneten waren sichtlich mitgenommen, nachdem sie die in der Flutnacht ab 22.15 Uhr aufgenommenen Videos gesehen hatten. Dem Vernehmen nach sind auf den bedrückenden Filmen Menschen zu erkennen, die in den Wassermassen um ihr Leben kämpfen. Auch ein abtreibendes Auto mit eingeschalteten Scheibenwischern und Menschen, die mit Taschenlampen um Hilfe morsen, sollen zu sehen sein.

Rätsel um Videos zur Flut-Katastrophe: CDU fordert rasche Aufklärung

CDU-Obmann Dirk Herber forderte Lewentz auf, „rasch aufzuklären“, warum die Videos bis vergangene Woche nicht Teil der relevanten Akten waren, die dem Untersuchungsausschuss vorlagen. „Der Inhalt der Videos ist derart brisant und relevant, dass der Untersuchungsausschuss zwingend davon frühzeitig hätte Kenntnis haben müssen.“

Das Lagezentrum des Innenministeriums hatte den Polizeihubschrauber zwar zu dem Flug aufgefordert, um sich in der Nacht ein Lagebild zu machen, wie ein Beamter ausgesagt hatte. Die Videos hätten dem Lagezentrum in der Nacht dann aber nicht vorgelegen, er wisse auch nicht, wo sie hingekommen seien, sagte der Beamte David Wincek. Bei der Klärung dieser Frage soll laut Innenministerium auch das Polizeipräsidium Koblenz und das Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik einbezogen werden, zu dem die Hubschrauberstaffel gehört.

Videos aus Flutnacht – Hubschrauber-Pilot berichtete von Hilfesuchenden

Um 23.40 Uhr habe er in der Flutnacht aber Fotos der Polizeihubschrauberstaffel bekommen, auf der die Ahr als eine große Wasserfläche mit Häusern zu sehen war, die teilweise bis zum Dach unter Wasser standen, hatte Wincek gesagt. Erkenntnisse über Verletzte oder gar Tote habe es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Sein Kollege Jörn Grünhagen sagte, er sei auch dann noch von einer Hochwasserlage ausgegangen. Ob die Fotos aus den Videos stammen, stand zunächst nicht fest.

Der Hubschrauber-Pilot habe allerdings von Hilfesuchenden berichtet, sagte Grünhagen. Der Hubschrauber sei im Flutgebiet auch von Menschen mit Taschenlampen angeleuchtet worden. Der Pilot habe darauf entschieden, den Flug einzustellen, weil er den Menschen keine Hoffnungen machen wollte, dass sie gerettet werden könnten. Der Polizeihubschrauber hatte die dafür nötigen Seilwinden nicht. Hubschrauber mit Seilwinden hätten in der Nacht wegen einer Gewitterzelle nicht fliegen können, war mehrfach im Ausschuss zu hören.

Bei der Flutkatastrophe vor rund 14 Monaten waren mindestens 135 Menschen im nördlichen Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen, darunter 134 im Ahrtal. 766 Menschen wurden verletzt. Auf einer Länge von 40 Kilometern an der Ahr wurden Straßen, Brücken, Gas-, Strom- und Wasserleitungen und rund 9000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Allein im Ahrtal sind rund 42 000 Menschen betroffen, landesweit etwa 65 000. Viele leben noch immer in Ausweichquartieren.