Polizistin und Polizist totJagdverband mit erschreckenden Details über Wilderei in Deutschland

Gibt es in Deutschland ein Problem mit Wilderei? Wer Wert auf heimisches Wild legt, sollte beim Kauf auf die Herkunft achten.

Gibt es in Deutschland ein Problem mit Wilderei? Wer Wert auf heimisches Wild legt, sollte beim Kauf auf die Herkunft achten.

Die Bluttat von Kusel schockt ganz Deutschland. Jetzt hat sich der Deutsche Jagdverband (DJV) zu dem Fall geäußert – gibt es ein Wilderei-Problem?

von Matthias Trzeciak (mt)

Nach dem schrecklichen Mord an eine Polizeianwärterin (24) und einen Polizisten (29) in Kusel in Rheinland-Pfalz hat sich der Deutsche Jagdverband (DJV) zu dem Fall geäußert.

„Die ungeheure Brutalität macht uns fassungslos“, teilte DJV-Präsident Volker Böhning am Dienstag (1. Februar 2022) mit. Der Verband forderte eine schnelle und umfassende Aufklärung der Tat und der Hintergründe.

Mord an Polizist und Polizistin in Kusel: Deutscher Jagdverband äußert sich

Nach Angaben des DJV hatte der Haupttatverdächtige keinen gültigen Jagdschein und sei nicht berechtigt, Jagdwaffen zu besitzen. Die zuständige Behörde im Saarland habe seinen Antrag auf einen Jagdschein für 2020 abgelehnt. Gegen den Mann habe es zudem schon Ermittlungen wegen Wilderei gegeben.

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Vieles deutet darauf hin, dass die Beamten sterben mussten, weil zwei Wilderer ihre Tat vertuschen wollten.

Gibt es in Deutschland ein Problem mit Jagdwilderei? Torsten Reinwald vom DJV gegenüber EXPRESS.de: „2020 gab es bundesweit 1100 Fälle – allerdings dürfte die Dunkelziffer wesentlicher höher liegen.“ In dieser Dimension und mit dieser Brutalität sei das sicher einzigartig.

„In Deutschland droht bei Wilderei eine Gefängnisstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren. Das hängt von der Schwere des Vergehens ab“, erklärt Reinwald. In der Regel liegen die Strafen für Jagdwilderei aber im Bereich einer Bewährungsstrafe.

Erschreckend: Bei gewerbemäßiger Wilderei würden die Täter meist extrem brutal vorgehen. Auf Tierschutz und Schonzeiten werde da nur wenig Rücksicht genommen, weiß Reinwald. „Selbstgebaute Waffen und Fallen sowie Schlingen kommen zum Einsatz.“ Für die Tiere sei das eine echte Qual.

Worauf Sie beim Kauf von Wild achten sollten

Wer sich für Wild interessiert, sollte beim Kauf unbedingt zwei Sachen beachten.

  • Ganze Tiere verfügen über eine Wildmarke, zudem muss ein sogenannter Wildursprungsschein ausgefüllt werden.
  • Jeder Jäger ist dazu verpflichtet, seine Beute genau zu dokumentieren. Datum, Jagdrevier, Geschlecht, geschätztes Alter werden notiert. Zudem versichert der Jäger unter anderem, dass er keine auffälligen Merkmale beobachtet hat, die auf eine gesundheitliche Bedenklichkeit schließen lassen.

Sollten Sie also nicht sicher sein, woher das angebotene Fleisch stammt, lassen Sie sich den Wildursprungsschein zeigen. Und verzichten Sie bei Unklarheit auf den Wildkauf über das Internet.

In Supermärkten ist häufig Wild zu finden, das aus Osteuropa und Übersee stammt. Was viele nicht wissen: Es gibt neben den Jägern auch lokale Metzgereien oder Märkte, die regionale Wildware im Angebot haben – über 2000 Anbieter sind über die Postleitzahlsuche auf wild-auf-wild.de des Jagdverbandes zu finden. Zudem gibt es eine von Jägern entwickelte, kostenfreie Waldfleisch-App.

Wildschwein aus dem Norden, Reh aus dem Süden

Über 28.900 Tonnen Wildbret wurde laut DJV in der vergangenen Jagdsaison in Deutschland verzehrt. Das sind rund 10 Prozent weniger als im Vorjahr.

Spitzenreiter war mit 16.400 Tonnen das Fleisch vom Wildschwein. Fast ein Drittel davon lieferten Jägerinnen und Jäger aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das meiste Rehwild wurde in Bayern und Baden-Württemberg erlegt – etwa 31 Prozent der insgesamt 8900 Tonnen. Vom Rothirsch landeten 2400 Tonnen und vom Damhirsch 1300 Tonnen auf den heimischen Tellern. (mit dpa)