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„Das ist für mich am schlimmsten“Eine Wohnungslose schildert ihre Weihnachtserfahrungen

Ein Obdachloser schläft in einem Einkaufswagen. Das Symbolfoto wurde in Köln aufgenommen.

Ein Obdachloser schläft in einem Einkaufswagen. Das Symbolfoto wurde in Köln aufgenommen.

Für Karolina ist das Leben auf der Straße seit knapp zwei Jahren Realität.

An den Festtagen stehen für die 36 Jahre alte Karolina keine Präsente oder ein opulentes Essen im Vordergrund. Vielmehr ist ihr Bestreben, Gesellschaft zu haben und eine beheizte Unterkunft für die Nacht zu sichern.

Die Metropole Berlin ist seit beinahe zwei Jahren ihr Lebensmittelpunkt unter freiem Himmel. Für zahlreiche Personen in der Bundesrepublik stellt dieser Zustand den Alltag dar.

„Meine Freunde sind meine Familie“

Laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe für das Jahr 2024 besaßen mehr als 1.029.000 Personen keine eigene Bleibe und fanden bei Bekannten oder Verwandten Zuflucht. Ungefähr 56.000 dieser Personen haben ihr Dasein auf der Straße.

Die Weihnachtszeit ist für Karolina von ambivalenten Emotionen geprägt. Im Alter von 17 Jahren verlor sie ihre Mutter während der Feiertage. Sie blickt zurück: „Unser letztes Treffen war an Heiligabend“. Trotz der Zusicherung des Pflegepersonals, dass es ihrer Mutter gut ginge, starb diese nur zwei Tage danach. Jedes Jahr aufs Neue wird diese schmerzliche Begebenheit wieder präsent. Hilfsangebote, wie jene der Berliner Stadtmission, haben für sie in dieser Phase eine immense Bedeutung. Das berichtet „t-online“.

Karolina plant, den diesjährigen Heiligen Abend in einem Notquartier zu verbringen, wo eine Zeremonie mit Gebet, Liedern und einer festlichen Mahlzeit stattfindet. An diesem Ort bekommt jede Person zudem eine Gabe, häufig in Form von Paketen von Gönnern, die Toilettenartikel oder Süßigkeiten enthalten. Für die Wärme und die Verpflegung zeigt sich Karolina erkenntlich, hebt jedoch ebenfalls die Herausforderungen hervor. Die Anzahl der Notfallbleiben ist bei weitem nicht ausreichend. Die allabendliche Suche nach einem Schlafplatz ist eine Tortur, speziell für Frauen, da sie im Freien nächtlichen Risiken ausgeliefert sind.

Ungeachtet der widrigen Bedingungen hat es für Karolina höchste Priorität, nicht einsam zu sein. Die Solidarität unter den Wohnungslosen ist fundamental, weshalb sie sich im Laufe der Zeit ein soziales Gefüge erschaffen hat. Sie stellt fest: „Meine Freunde sind meine Familie“.

Eine Bekannte, die vor Kurzem eine eigene Bleibe beziehen konnte, hat sie eingeladen, die Festtage gemeinsam zu begehen. Allerdings gestalten sich selbst diese Verbindungen nicht immer unkompliziert, weil zahlreiche Personen mit einer Alkoholabhängigkeit ringen. Ihr sehnlichster Wunsch zu Weihnachten wäre, dass ihre Bekannten den Alkoholkonsum unterbrechen.

Ihre Herkunftsfamilie existiert in der Form nicht mehr. Seit vier Jahren besteht keine Verbindung mehr zu ihrem Bruder. Die Ursache dafür ist seine Ablehnung ihrer homosexuellen Neigung. Karolina macht deutlich: „Mit jemandem, der mich nicht akzeptiert, möchte ich nicht Weihnachten feiern“. Schon während ihrer Jugendzeit verstarben ihr Vater sowie ihre Großmutter.

Häufig Erinnerungen an vergangene Zeiten

Während der Festtage kommen ihr häufig Erinnerungen an vergangene Zeiten, in denen sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder den Weihnachtsbaum verzierte und traditionelle polnische Speisen wie Piroggen und Botwinka zubereitete. Sie äußert: „Das vermisse ich sehr“.

An das Zubereiten von Mahlzeiten oder einen eigenen Christbaum ist ohne eine feste Bleibe nicht zu denken. Zu Weihnachten wird der Mangel an familiärem Beisammensein besonders schmerzlich spürbar. Derzeit ist sie bei einer Kleiderausgabe beschäftigt und hegt die Hoffnung, diese Anstellung zu behalten, um eine Perspektive jenseits der Obdachlosigkeit zu entwickeln. Ihr Hauptwunsch für das nächste Jahr ist eine gefahrlose Übernachtungsmöglichkeit sowie beständige Freundschaften. (red)

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.