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„Will selbst handeln“Wirt führt radikale Corona-Regel ein, jetzt wird er bedroht und attackiert

Ein Wirt aus Nürnberg hat die 1G-Regel für eine Restaurant eingeführt und wird dafür bedroht und beschimpft. Unser Symbolbild zeigt eine Kellnerin Mitte August in einem Stuttgarter Restaurant.

Ein Wirt aus Nürnberg hat die 1G-Regel für sein Restaurant eingeführt und wird dafür bedroht und beschimpft. Unser Symbolbild zeigt eine Kellnerin Mitte August in einem Stuttgarter Restaurant. 

Die Corona-Zahlen steigen dramatisch in die Höhe, viele Bundesländer beschließen daher schärfere Regeln. Einem Wirt aus Nürnberg ging das nicht weit genug: Er hat radikale Regeln für sein Restaurant eingeführt – nun ist er Opfer von Hass und Bedrohung. 

Nürnberg. Es ist ein Fall, der zeigt, wie furchtbar gespalten die Nation in der Corona-Pandemie ist: Während Bayern wie andere Länder auch angesichts der dramatisch steigenden Corona-Zahlen schärfere Regeln beschlossen hat – etwa, dass bei roter Krankenhaus-Ampel in Gaststätten, Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben nur noch Geimpfte und Genesene (2G) Zutritt haben – hat das einem Nürnberger Gastronom nicht ausgereicht.

Er führte wesentlich strengere Corona-Regeln ein – und wird nun brutal dafür angefeindet.

Wie „Nordbayern“ berichtet, hat ein Steakhaus in Nürnberg eine 1G-Regelung eingeführt. Heißt: Nur noch Geimpfte dürfen bei Hakan Basaran in seinem Restaurant „Steak und Wein Allegro“ speisen. Seit einem Vierteljahr lässt der Wirt nur noch Gäste mit vollständigem Corona-Impfschutz in sein Haus. Genesene, Geteste, Kinder – sie haben keinen Zutritt mehr.

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Wer keinen Impfnachweis hat oder ihn nicht vorzeigen kann, der könne Speisen aber an einem Marktstand vor dem Laden bestellen, dann aber zum Mitnehmen.

1G-Regel: Gastronom wird für radikale Regel bedroht und angefeindet

Die Reaktion der Menschen, die von dem radikalen Vorgehen des Wirts hörten, ließ nicht lange auf sich warten: Ein wahrer Shitstorm sei über Basaran hereingebrochen, heißt es demnach. Der Wirt erklärt, er sei am Telefon „hart bedroht“ worden, auf der Facebook-Seite des Lokals hagele es jede Menge Beschimpfungen. 

In den sozialen Netzwerken hagelt es scharfe Kritik, von einem „Beitrag zur Spaltung der Gesellschaft“ ist dort etwa die Rede. „Gratulation. Ein Gastronom sollte nicht über medizinische Belange bestimmen“, meint ein Nutzer. Dem Wirt wünscht man „eine fröhliche Insolvenz“. Bei Google vergeben einige einen Stern an das Lokal, schreiben, es sei „diskriminierend“ und es sei auch „kinderfeindlich“. Ob die angeblichen Kunden wirklich vor Ort waren, darf wohl angezweifelt werden. 

Nürnberg: Gastronom veröffentlicht Statement auf Facebook

Aus Angst habe der Wirt deshalb nun weniger Reservierungen vergeben. Dabei, so klagt er, seien Kinder etwa schon seit acht Jahren nicht bei ihm zugelassen. Sein Lokal, das auch Weinverkostungen anbietet, eigne sich nicht für Jüngere.

Nun veröffentlichte das „Steak und Wein Allegro“ auf Facebook ein Statement: Es würden nun juristische Schritte eingeleitet. „Es wird Strafantrag wegen aller in Betracht kommender Strafdelikte gestellt.“ Das umfasse Delikte wie Volksverhetzung, Nachstellung, Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung, Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung. „Sämtliche Direktnachrichten, Kommentare und Teilungshandlungen jeglicher Art inkl. Telegram-Chats wurden als Beweismittel erschöpfend gesichert“, heißt es weiter.

Gegen die Kommentatoren werde ein „Unterlassungs- und Folgenbeseitungsverfahren“ eingeleitet. Es drohe ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro bei Zuwiderhandlung.

Gegenüber „inFranken“ erklärte Basaran, er wolle mit der 1G-Regel vor allem Mitarbeiter und Gäste schützen. „Wir wären nicht in dieser Pandemie, wenn sich alle einfach impfen lassen würden.“ Von der Politik fühle er sich im Stich gelassen. „2G, 3G, erst die Masken, dann jene. Die Politiker schieben alles auf uns ab“, sagt er. Da halte er es schlicht für besser, selbst zu handeln. „Wir sind überfordert – wie viele Lokale.“

Immerhin: In der Kommentarspalte bei Facebook gab es auch Zuspruch über das rigorose Vorgehen. Das sei „ein sehr mutiger Schritt“, meint eine Nutzerin. „Eine gute Entscheidung“, schreibt ein anderer. (mg)