SchulmassakerGrausige Details stellen Amok-Hölle in anderes Licht – „gibt keine Entschuldigung“

Das Schulmassaker an der Grundschule in Uvalde schockiert die Welt. Ermittlungen bringen nun ans Licht, dass Kinder bereits früh detaillierte Notrufe absetzten, doch die Polizei die Lage fehl einschätzte.

von Jan Voß (jv)

Es ist kaum zu erahnen, durch welche Hölle die Kinder und Lehrkräfte der Grundschule in Uvalde gehen mussten, als es zu dem Massaker kam. Ein 18-Jähriger war mit Schnellfeuerwaffen in die Schule im US-Bundesstaat Texas eingedrungen und tötete 19 Kinder und zwei Lehrkräfte. Doch wie schrecklich die Situation wirklich war, kommt erst jetzt ans Licht.

Der Amokläufer hatte sich nach dem Eindringen in das Schulgebäude schließlich in einem der Klassenräume verschanzt – mit ihm befanden sich etliche Kinder und Lehrkräfte in dem Raum. Eingeschlossen und dem Angreifer völlig hilflos ausgeliefert.

Massaker: Kinder setzten etliche Notrufe ab: „Schicken sie jetzt bitte die Polizei“

Doch die Ermittlungen bringen Schreckliches ans Licht. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt wurden demnach mehrere Polizeinotrufe aus eben jenem Klassenraum abgesetzt, in dem sich der Amokläufer verschanzt hatte.

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Mehrere Kinder hätten von dort aus die Polizei angerufen, sagte der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, am Freitag in der Kleinstadt Uvalde, in der der Schütze am Dienstag an einer Grundschule das Blutbad angerichtet hatte.

Der erste Anruf sei um kurz nach 12 Uhr Ortszeit eingegangen. Etwa 40 Minuten später habe ein Kind bei einem Anruf förmlich darum gefleht, „bitte jetzt die Polizei zu schicken“.

Eine Schülerin habe mehrfach den Polizeinotruf gewählt, mit flüsternder Stimme von mehreren Toten berichtet, sagte McCraw. In einem Anruf um 12.16 Uhr Ortszeit habe sie gesagt, acht bis neun Schüler seien noch am Leben.

Ermittlungen zu Schulmassaker: Polizisten war im Flur vor Klassenraum

Dabei waren 19 Polizisten bereits zu einem frühen Zeitpunkt vor Ort in der Grundschule gewesen. Gegen 12 Uhr, also zu dem Zeitpunkt, zu dem der erste Notruf der bedrohten Kinder abgesetzt wurde, befanden sich diese Beamten nicht nur im Gebäude, sie seien sogar im Flur vor dem Klassenraum postiert gewesen, berichtet der Direktor der Behörde, Steven McCraw.

Kaum zu glauben, aber die Polizisten hatten keine Versuche unternommen, in den Raum einzudringen, in dem sich der Schütze verbarrikadiert hatte. Stattdessen sei in jenem Moment die Entscheidung getroffen worden, auf Spezialkräfte zu warten. Man sei davon ausgegangen, dass der Schütze zu diesem Zeitpunkt nicht mehr schieße, sondern sich lediglich verbarrikadiert habe.

Eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Polizei von Uvalde gesteht ein: „Dafür gibt es keine Entschuldigung“

Erst um 12.50 Uhr öffneten Spezialkräfte, Beamte der Grenzschutzpolizei, die Tür zum Klassenraum mit einem Schlüssel, wie McCraw weiter schilderte. Diesen Schlüssel hätten sich die Einsatzkräfte vom Hausmeister besorgt.

„Es war die falsche Entscheidung. Punkt“, sagte McCraw. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“

Auf die Frage, wie viele Kinder während der Wartezeit erschossen worden seien und andernfalls womöglich hätten gerettet werden können, sagte er, dies werde noch untersucht. „Wir sind nicht hier, um zu verteidigen, was passiert ist“, sagte er. „Wir sind hier, um die Fakten darzulegen.“