Katja Dederichs aus Euskirchen ist achtfache Mutter. Uns verrät sie: „So fluppt Weihnachten ohne großen Stress.“
Stress? Von wegen!Katja aus Euskirchen wuppt Alltag mit acht Kindern

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Alles wird schnell weggebügelt, damit gar keine Wäscheberge entstehen. Da kann Katja Dederichs auch entspannt in die Kamera lächeln.
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Geschenke kaufen, Weihnachtsgans vorbestellen, Adventsschmuck suchen ... Laut Umfragen fühlen sich rund 40 Prozent der Deutschen in der Vorweihnachtszeit gestresster als sonst. „Für Stress habe ich keine Zeit“, lacht Katja Dederichs (50). Die achtfache Mutter aus Euskirchen erklärt, wie sie das Leben mit ihrer Großfamilie auf die Reihe bekommt und nebenbei auch noch ein erfolgreicher Social-Media-Star geworden ist.
In diesem Sommer habe sie bei der Sparkasse ihre Kündigung eingereicht – nach insgesamt 21 Jahren Elternzeit, schmunzelt die Euskirchenerin. Stattdessen hat sie ein eigenes Büro angemietet, um mit Sohn Noel (19) den Podcast „Muttersöhnchen“ einzuspielen oder Sketche für ihre 1,7 Millionen „Mamiversum“-Follower ins Netz zu stellen.
WIE bitteschön bekommt man all das bloß unter einen Hut? Ordnung, Ordnung, Ordnung. Durchgetaktete Tage, klare Strukturen, feste Zeiten, was Fernsehen, Daddeln und Co angeht. Und natürlich nur mit einem Ehemann und Kindern, die an einem Strang ziehen, wenn es um die wichtigen Dinge im Leben geht.
„Wir brauchen keinen Luxus, es ist unser Luxus, so viele Kinder zu haben“, so das Credo des Paares. „Klar waren wir auch schon mal mit der ganzen Familie im Phantasialand“, sagt die Sparfüchsin, aber solche Dinge seien die absolute Ausnahme.
Leben mit acht Kindern: Freilichtmuseum statt Freizeitpark
„Da kommen wir ja unter 500 Euro nicht raus, wenn man vielleicht noch 'ne Pommes isst.“ Stattdessen gehe es halt in den Tierpark um die Ecke oder ins Freilichtmuseum, wo alle bei freiem Eintritt schön picknicken können. Da müsse man halt erfinderisch sein, so die Familien-Managerin.
Als sie geheiratet hätten, habe die Zukunftsplanung noch ganz anders ausgesehen, gibt sie zu: Zwei Kinder, kleines Häuschen im Grünen ... Aber es sei anders gekommen. Jedes weitere Baby sei ein Geschenk gewesen, auch wenn es finanziell manchmal eng war bei einem Verdienst. „Im Podcast hat mein Sohn mal erzählt, dass sie in der Schule manchmal gehänselt würden, weil sie eben nicht die angesagtesten Markenklamotten tragen“, erinnert sie sich. „Die haben sie allerdings auch, aber halt nur Secondhand. Ich stöbere mit Begeisterung auf Flohmärkten.“

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Katja und Andre Dederichs (beide 50) mit ihren Kindern Aaron (21), Noel (19), Philine (17), Josua (15), Kimi (13), Henri (11), Nilo (10) und Mirelle (8).
Ihre Kinder hätten früh den Wert des Geldes schätzen gelernt. Die Älteren zum Beispiel würden Zeitungen austragen, kellnern, bei Nachbarn den Rasen mähen oder im Supermarkt jobben, um das Taschengeld aufzubessern. „Ich kann nicht überall Brände löschen, Wunschfee sein für alle“, sagt Autorin Katja Dederichs in unserem Gespräch. Sie habe wirklich keine Zeit, um den Nachwuchs im Mama-Taxi von einem Hobby zum nächsten zu karren. Die Kicker in der Familie haben Fußball-Apps, um sich Training und Spiele selbst zu organisieren und um Mitfahrgelegenheiten zu kümmern. Natürlich muss sie die Kids immer wieder an die häuslichen Pflichten erinnern, manchmal auch To-do-Listen tauschen. Kimi hasste es zum Beispiel, den Müll rauszubringen, Josua saugte nicht gern. Andersrum aber läuft's.
Solche Dinge erfahren Katja und Ehemann Andre nur im Gespräch. Und dafür nehmen sie sich Zeit, ebenso für viele Rituale, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. „Bei uns wird zum Beispiel immer mittags warm gegessen“, erklärt sie. Nachmittags gibt's Obst, abends Brote. Und alle bemühen sich, bei Tisch zu sein. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Harmonie XXL! Da lacht Katja Dederichs laut auf. „Gerade stoße ich an meine Grenzen, was das Thema Fernsehen anbelangt. Es gibt nur einen Fernseher im Haus, geguckt wird altersgemäß in Schichten nach dem Abendessen. Das passt manchem nicht.“

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Mirelle und Nilo backen in der Adventszeit Plätzchen. Aber nicht immer geht es so besiinlich zu. Bei einem Weihnachtsfest gab es nur Gezank. Die Mutter griff durch: „Da habe ich Heiligabend abgebrochen und alle Kinder zu Bett geschickt.“
Im Gegensatz zu ihr würden sich die mittleren Kinder schon freuen, dass die beiden Großen nächstes Jahr ausziehen. Dann bekämen sie nämlich ein eigenes Zimmer. Und wie schafft sie es, Weihnachten nicht im Chaos zu versinken? Das fange schon beim Kochen an. Es gebe zum Beispiel immer einen Gemüse-Filet-Auflauf nach dem Rezept der verstorbenen Schwester. Kann man einfach in den Ofen schieben. Fertig. Die Kinder wissen, dass jedes drei Geschenke bekomme (etwas Praktisches wie einen Pullover, eine Prepaid-Karte und etwas Persönliches). Ausgepackt werde immer nacheinander. „Ich fände es schlimm, wenn in fünf Minuten alle Geschenke aufgerissen würden“, sagt sie.
Was ihr größter Wunsch wäre? Katja muss nicht lange überlegen: „Einmal mal mit meinem Mann für drei Tage allein verreisen, sich als Paar erleben.“ Denn sie sagt auch: „Es heißt ja, alles wird leichter, wenn die Kinder älter sind. Ich kann das nicht bestätigten, wenn ich morgens auf das geballte Teenie-Gefühlschaos treffe.“
Alles „mal 8“: der Morgen von Katja Dederichs
5:20 Uhr aufstehen, kleine Yogaeinheit, Morgenhygiene
5:40 Uhr Brotdosen für sechs Schulkinder bestücken, Kaffee aufsetzen
6 Uhr Kinder 1, 2, 3 stehen auf und frühstücken, Wäsche abhängen
6:10 Uhr Kind 4 kommt zum Frühstück, Spülmaschine ausräumen und neu einräumen, eventuelle Schulzettel ausfüllen
6:20 Uhr drei Kinder für die Schule verabschieden
6:25 Uhr Kind vier die Haare machen und verabschieden
6:30 Uhr André steht auf und kommt zum Frühstück, kurzer Austausch über den Tagesablauf, Mittagessen für zwei Tage planen, Einkaufsliste schreiben, ersten Kaffee trinken, Handy checken, ggf. lesen
7 Uhr: Kinder 5 und 6 stehen für die Uni auf und frühstücken
7:10 Uhr zwei Grundschulkinder wecken, kuscheln, in allen Kinderzimmern für Ordnung sorgen und lüften
7:30 Uhr Grundschulkindern die Haare machen, Zähne putzen begleiten
7:40 Uhr Verabschiedung, selbst frühstücken, Küche aufräumen, Spülmaschine einräumen, Erdgeschoss aufräumen, (grob) staubsaugen, Zähne putzen, beide Badezimmer putzen, Fenster schließen, Leergut ins Auto packen
8:30 Uhr einkaufen für zehn Personen für zwei Tage
9:45 Uhr E-Mails checken
10 Uhr Bügeln und Wäsche verteilen
10:45 Uhr Spülmaschine erneut ausräumen

