„Höchste Alarmstufe“Auswärtiges Amt warnt Deutsche vor Reise in beliebtes Urlaubsland

Menschen werden am 18. Mai in Faenza gerettet.

Menschen werden am 18. Mai in Faenza gerettet. Starke Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche lassen viele Menschen im Nordosten Italiens verzweifeln.

Nach den schweren Überschwemmungen und Erdrutschen im Gefolge ungewöhnlich heftiger Regenfälle schwanken die Menschen in der italienischen Region Emilia Romagna zwischen Angst, Verzweiflung und hektischer Aktivität. Das Auswärtige Amt vor Einschränkungen in ganz Italien.

Rettungskräfte waren auch am Freitag damit beschäftigt, in ihren Häusern eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Gleichzeitig setzte nach 24-stündiger Pause in einigen Gebieten erneut Regen ein. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 14.

In der im Nordosten Italiens gelegenen Region war am Dienstag und Mittwoch so viel Regen niedergegangen wie sonst in einem halben Jahr. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, in rasender Geschwindigkeit überflutete das Wasser Felder, Straßen und Häuser. Die Rettungskräfte arbeiteten rund um die Uhr, um von den Wassermassen eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Schäden liegen laut den Regionalpolitikern in Milliardenhöhe.

Italien: Auswärtiges Amt warnt Reisende

Das Auswärtige Amt warnt vor Einschränkungen im ganzen Land aufgrund der starken Regenfälle und heftigen Gewitter. Besonders in Emilia Romagna und auf Sizilien sei besondere Vorsicht geboten, es gelte die höchste Alarmstufe. „Im Landesinnern besteht die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen; an der gesamten Küste auch Mittel- und Süditaliens können Sturmfluten einsetzen“, heißt es von der Behörde.

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Viele Straßen seien unpassierbar, es komme auch im Bahnverkehr zu Einschränkungen.

Alarmstufe rot in Italien: Lage ist „katastrophal“

In der gesamten Region galt auch am Freitag (19. Mai) Alarmstufe rot. Die Behörden von Ravenna ordneten am Morgen erneut die sofortige Evakuierung mehrerer Viertel und Straßen an. Vor allem in den kleinen Dörfern rund um Ravenna sei die Lage „katastrophal“, sagte Bürgermeister Massimo Isola.

Hier sei die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser kritisch, berichten italienische Medien. Der regionale Zivilschutz habe Probleme, in die überschwemmten Orte zu gelangen, Supermärkte seien entweder geschlossen und wurden gestürmt.

Andernorts schien sich die Lage zu stabilisieren. Dort ging das Wasser langsam zurück, und Einwohner und Straßenmeistereien machten sich hektisch daran, Häuser, Geschäfte und Straßen von Schlamm und Müll zu befreien. Einige befürchteten, dass weitere Dämme, die bereits erste Risse zeigen, brechen könnten. Sie standen unter ständiger Beobachtung.

Das 14. Todesopfer wurde nach Angaben einer Sprecherin der Regionalregierung in seinem Haus in der besonders betroffenen Stadt Faenza entdeckt. Auch in der rund 40 Kilometer von Ravenna entfernten malerischen Stadt waren die Menschen am Freitag unermüdlich damit beschäftigt, Schlamm aus ihren Häusern zu schaufeln und durchnässte Matratzen, Kleidung und Möbel zu Abfallbergen aufzutürmen.

Italien: „Ich besitze nur noch den Schlafanzug, den ich trage“

„Ich besitze nur noch den Schlafanzug, den ich trage“, sagte einer der Bewohner, Fred Osazuwa, der Nachrichtenagentur AFP. „Ich habe alles verloren“, berichtete der 58-Jährige, während er und seine Frau durch den Schlamm wateten und mit Hilfe von Freunden die letzten persönlichen Habseligkeiten aus dem Haus räumten.

Er blickte verstört, doch dann fügte er hinzu, als wollte er sich selbst trösten: „Gott sei Dank sind wir wohlauf, meine Familie und ich.“ Kurz darauf setzte wieder der Regen ein.

Gleichzeitig wurden immer mehr Einzelheiten über das Schicksal der 14 Todesopfer bekannt. Zu ihnen gehört der der 75-jährige Giovanni Pavani, der sich geweigert hatte, sein Haus zu verlassen, wie die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtete. Er habe sein Haus mit Sandsäcken geschützt, sagte er demnach am Dienstag seiner Nachbarin. Doch noch während er mit ihr telefonierte, begann das Wasser in die Zimmer zu strömen.

Drama in Italien: „Mir ist kalt, so kalt“

„Mir ist kalt, so kalt. Die Möbel schwimmen im Haus herum“, sagte er. Die Nachbarin riet ihm, sich auf den Tisch zu stellen, während sie den Notdienst rufen wollte - aber da war die Leitung bereits unterbrochen.

Unterdessen wurden erste Forderungen an die Regierung laut, ein aufgegebenes Projekt wiederzubeleben, das die Auswirkungen von Naturkatastrophen abfedern sollte. Im Jahr 2014 richtete der damalige Ministerpräsident Matteo Renzi eine Task Force ein, die sich mit der Prävention von Überschwemmungen und Erdrutschen beschäftigen sollte.

Vier Jahre später wurde Italia Sicura (Sicheres Italien) vom damaligen Regierungschef Giuseppe Conte von der populistischen Bewegung Fünf Sterne wieder abgeschafft. Er ersetzte die Task Force durch ein neues Projekt, das aber nie in Gang kam. (afp/mg)