Schock im UrlaubsortMann wird in Einkaufsstraße zu Tode geprügelt – Menschen gucken zu und filmen

Ein Straßenhändler wurde in einem italienischen Urlaubsort an der Adria totgeprügelt. Unser Archivfoto zeigt einen Strandabschnitt bei Rimini.

Ein Straßenhändler wurde in einem italienischen Urlaubsort an der Adria totgeprügelt. Unser Archivfoto zeigt einen Strandabschnitt bei Rimini.

Schock nach einer tödlichen Attacke in einem kleinen italienischen Urlaubsort an der Adria: Ein Straßenhändler wird in einer belebten Einkaufsstraße totgeprügelt – und niemand schritt ein.

In Italien hat die Tötung eines Straßenhändlers im Adriaküstenort Civitanova Marche am helllichten Tag großes Entsetzen ausgelöst.

Der 39-jährige Nigerianer sei am Freitagnachmittag (29. Juli) von einem 32 Jahre alten Italiener angegriffen und zu Tode geprügelt worden, erklärte die Polizei in der mittelitalienischen Kleinstadt am Samstag auf einer Pressekonferenz.

Der mutmaßliche Täter habe sein Opfer verfolgt, mit dessen Krücke zu Fall gebracht und mehrmals zugeschlagen. Anschließend habe er das Handy des Mannes mitgenommen.

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Italien: Mann wird in belebter Straße totgeprügelt – „hör auf“

Die Polizei nahm den Mann wegen des Verdachts auf vorsätzliche Tötung und Raub fest.

Die Tat geschah auf einer belebten Einkaufsstraße im Zentrum der Stadt. Online kursierte ein Video, auf dem zu sehen war, wie der Angreifer sein Opfer noch am Boden liegend attackierte. Im Hintergrund sind Menschen zu hören, die „hör auf“ oder „rufe jemand doch die Polizei“ schreien. Einige sollen laut italienischer Medien gar ihr Handy gezückt haben.

Der Fall löste landesweit Entsetzen aus, weil offenbar niemand zu Hilfe kam. Im italienischen Fernsehen sagte ein Passant, der Mann sei nur wegen seiner Hautfarbe getötet worden. Gesundheitsminister Roberto Speranza schrieb auf Twitter: „In Civitanova Marche wurde ein Mann auf offener Straße brutal mit Gewalt getötet, während Zeugen die Szene filmten.“ Er klagte Rassismus und Gleichgültigkeit an. „Das schlimmste Gesicht der Gesellschaft ist das der Diskriminierung und Unterdrückung“.

Auch Lega-Chef Matteo Salvini klagte die Tat an. Er hoffe nun auf die Höchststrafe.

Italien: Mann war bekannter Straßenhändler in der Gegend

Die Polizei hingegen betonte, es gäbe keine Anzeichen für eine rassistische Tat. Als Auslöser des Verbrechens vermuteten die Ermittler eine übertriebene Reaktion des Verdächtigen, als das Opfer nach Geld fragte.

Der Mann war laut Medienberichten ein bekannter Straßenhändler in der Gegend.

Der Regionalpräsident der Region Marken, wo Civitanova Marche liegt, sprach auf Facebook von „wahnsinniger und beispielloser Gewalt“. Die Region will ihm zufolge in einem möglichen Gerichtsprozess als Zivilpartei auftreten. Auch Politiker von linken bis rechten Parteien in Rom, die gerade mitten im Wahlkampf stecken, drückten ihr Entsetzen über die Tat und den Hinterbliebenen ihr Beileid aus. (dpa/mg)