Fall MaddieSprecher erklärt, warum die McCanns die Berichterstattung nicht verfolgen

London – Seit mehr als 13 Jahren vermissen sie ihre Tochter Maddie, wissen nicht, was wirklich mit ihrem Mädchen geschehen ist: Mit Kate und Gerry McCann möchte wohl niemand tauschen. 

Nun gibt es neue Hoffnung, den Fall endlich aufzuklären: Der Deutsche Christian B. wird der Entführung der damals Dreijährigen verdächtigt. Doch wie geht es den Eltern mit den wiederaufgenommenen Ermittlungen?

Fall Maddie McCann: Eltern „wollen die Wahrheit herausfinden”

Im Interview mit „Bild” verrät Clarence Mitchell, der Sprecher der Familie, wie Kate und Gerry McCann mit der Situation umgehen: „Sie wollen die Wahrheit herausfinden. Sie werden keinen Frieden finden, bis es abgeschlossen ist.”

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Dennoch verfolgen die beiden die Berichterstattung zu den aktuellen Entwicklungen um den Verdächtigen Christian B. nicht. Laut Mitchell verlassen sie sich ganz auf die Informationen durch die britische Polizei.

Sie versuchten außerdem, sich auf ihre anderen beiden Kinder zu konzentrieren – die Zwillinge. Die beiden sind jetzt im Teenager-Alter. Man wolle sie so gut es geht abschirmen und ihnen ein normales Leben ermöglichen, so Mitchell.

Fall Maddie McCann: Familie will ganz normales Leben führen

Über den Familienalltag sagt er: „Sie versuchen unter unnormalen Umständen ein ganz normales Leben zu führen. Gerry arbeitet noch, ob in der akademischen Welt oder als Herzchirurg. Kate konzentriert sich auf ihre Rolle als Botschafterin der Vermisstenorganisation in Großbritannien. Sie arbeitet nicht mehr als Allgemeinärztin.”

Bereits vor einer Woche hatte Clarence Mitchell im BBC-Fernsehen im Namen der beiden gesprochen: Kate und Gerry McCann seien „dankbar“ für die neuen Ermittlungen, so der Sprecher der Familie. 

„Sie haben die Hoffnung, Madeleine lebendig zu finden, trotz des langen Zeitraums nicht aufgegeben“, fügte er hinzu. Dennoch seien sie „realistisch“.

Hier lesen Sie mehr: Spektakulärer Vermisstenfall Der Fall Maddie McCann – eine Chronologie

Die Eltern wollten endlich die Wahrheit über das Schicksal ihrer Tochter erfahren, sagte der Sprecher. Sie bräuchten Gewissheit über das, was mit ihrer Tochter geschehen sei, um den Verantwortlichen vor Gericht zu bringen und „um Frieden zu finden“.

Spektakuläre Wende im Fall Madeleine McCann

Die damals dreijährige Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 wenige Tage vor ihrem vierten Geburtstag aus ihrem Zimmer in einer Ferienanlage im südportugiesischen Badeort Praia da Luz verschwunden, wo sie mit ihrer Familie Ferien machte. Sie wurde bis heute nicht gefunden. 

Bei den Ermittlungen der portugiesischen Polizei gerieten zwischenzeitlich auch Maddies Eltern in Verdacht, die Vorwürfe wurden aber schließlich fallengelassen. 2008 stellte die portugiesische Polizei den Fall ein, in den Folgejahren gab es aber immer wieder Spekulationen über Maddies Verbleib.

Fall_Maddie_Deutsche_65560581

Die Britin Madeleine McCann lächelt auf einem undatierten Kinderfoto vor ihrem Verschwinden vor 13 Jahren.

Nach fünf Jahren wurden die Ermittlungen in Portugal wieder aufgenommen. Die britische Polizei nahm ihrerseits 2013 Ermittlungen zu dem Fall auf. Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte mitgeteilt, dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig Mordermittlungen gegen einen 43-jährigen Deutschen eingeleitet habe.

Eindeutige Spuren: Mordverdächtiger kommt aus Deutschland

Bei dem Beschuldigten handelt es sich demnach um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, der derzeit in anderer Sache eine längere Haftstrafe verbüßt. Laut BKA lebte der Deutsche zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz.

Hier lesen Sie mehr: Maddie ist tot Staatsanwaltschaft Braunschweig ist sich jetzt sicher

Dort soll der Beschuldigte verschiedenen Gelegenheitsjobs nachgegangen sein, etwa in der Gastronomie. Zudem gibt es laut BKA Hinweise darauf, dass er seinen Lebensunterhalt auch durch Straftaten wie Einbrüche in Hotelanlagen und Ferienwohnungen und Drogenhandel bestritt. 

Laut „Braunschweiger Zeitung“ wurde der Tatverdächtige 2019 vor dem Landgericht Braunschweig wegen der Vergewaltigung einer zur Tatzeit 72-jährigen US-Bürgerin in Praia da Luz zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil ist demnach noch nicht rechtskräftig.

Hier lesen Sie mehr: Fall Maddie Jetzt packt die Nachbarin aus – wer ist der Deutsche unter Mordverdacht?

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist mit den Ermittlungen befasst, weil der 43-Jährige vor seinem Auslandsaufenthalt seinen letzten Wohnsitz im dortigen Bezirk hatte. In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ rief das BKA die Öffentlichkeit zur Mithilfe bei den Ermittlungen im Fall Maddie auf.

Die portugiesische Polizei teilte mit, dass sie erneut Zeugen zu dem Fall befrage. In der britischen Presse sorgten die Ermittlungen für Wirbel. „Bislang größter Einschnitt in der Suche nach Madeleine“, schrieb etwa der „Daily Telegraph“ auf seiner Titelseite.

Die „Daily Mail“ fragte: „Haben sie den Mann gefunden, der Maddie verschleppt hat?“ Auch bei einigen anderen überregionalen britischen Zeitungen lief der Fall Maddie auf der Titelseite. (afp/ta)