Drogerie-König Dirk Roßmann„Hoffe, Trump steht bald nur noch als Clown im Raum“

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Dirk Roßmann will die Welt verändern, kämpft für Umweltschutz und gegen den Klimawandel – jetzt auch mit Literatur. Er selbst ist eine echte Leseratte.

Köln – Drogerie-Chef Dirk Roßmann (74) hat viel erreicht im Leben: Fast drei Milliarden Euro Vermögen, allein in Deutschland fast 2200 Geschäfte die seinen Namen tragen. Ihm gehören ein Fünftel vom Fußballverein Hannover 96 und jede Menge andere Dinge.

Doch der 74-Jährige kämpft aber weiter, will mit dafür sorgen, dass der Klimawandel gestoppt wird. Dazu soll auch sein erster Thriller dienen. Warum er jetzt auch schreibt, verrät er uns im großen EXPRESS-Interview.

Im Thriller geht’s um die Folgen des Klimawandels. Warum dieses Thema? Dirk Roßmann: Es quält mich seit Jahren, es wird immer mehr. In allen Nachrichten erfahre ich, dass Gletscher schmelzen, Permafrostböden auftauen. In Australien und Kalifornien brennt es immer öfter. Ich wohne auf dem Land, wenn ich durch den Wald gehe, schreien die Bäume nach Wasser. Ein sehr dunkler Schatten, der über uns, unseren Kindern und Enkelkindern liegt.

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Wann war klar, dass es ein Thriller sein soll? Dirk Roßmann: Das war seltsam. Ich bin im Dezember 14 Tage lang immer zur selben Zeit, immer um 4 Uhr nachts, wach geworden und dann in der Traumwelt zwischen Schlaf und Wach gelandet. In der Zeit entstanden 80 Prozent der Handlung in meinem Kopf. Das hat mich nicht mehr losgelassen, ich geriet unter Schreib-Zwang. Was neu für mich war. Eigentlich bin ich nicht zwanghaft, sondern eher albern und verspielt. So spiele ich leidenschaftlich gern Skat, aber nach dem Spiel ist es mir egal, ob ich gewonnen oder verloren habe. So geht es mir auch, wenn ich bei Hannover 96 im Stadion bin.

Zwischen „Unbedingt Wollen“ und „Tatsächlich Handeln“ liegt bei vielen eine große Lücke, die „Mind-Behaviour-Gap“. Was gab Ihnen die Kraft, tatsächlich mit dem Schreiben zu starten? Dirk Roßmann: Ich erzählte das meiner Familie und guten Freunden. Die fanden meine Idee gut und rieten mir zu. Ganz entscheidend war die Meinung von Christian Wulff...

...dem früheren Bundespräsidenten... Dirk Roßmann: …mit dem ich gut befreundet bin. Er fand die Idee super, gab mir Namen von Leuten, die Ahnung vom Thema haben und die ich vorher befragen sollte. Das habe ich getan.

Sie sind Milliardär. Haben Sie da wirklich Freunde, die Ihnen nicht nach dem Mund reden? Dirk Roßmann: Ja, natürlich. Für meine Freunde spielt mein Geld keine Rolle, sie sind mir gegenüber ehrlich. Einige haben mir noch im Juni geraten: „Dirk, hör auf, das wird nichts!“, oder urteilten nach den ersten Kapiteln: „Kein schlechtes Buch, aber so richtig gut ist es auch nicht!“

Hatten Sie auch Angst, dass es nichts wird? Dirk Roßmann: Natürlich, ich bin ja kein gelernter Thriller-Autor. Es hat mich fertig gemacht, ein halbes Jahr nur über diese schlimmen Dinge nachzudenken. Ich habe eine Magenschleimhaut-Entzündung bekommen, hatte einen Blutdruck von 180. Meine Frau meinte, ich sei unerträglich geworden.

Im Buch träumen Sie von einer Weltregierung – in der Trump keine Rolle mehr spielt. Noch ist er da. Keine Angst gehabt, dass er dafür sorgt, dass Ihr Buch hinfällig wird? Dirk Roßmann: Ich bin davon ausgegangen, dass Biden die Wahl gewinnt und war total erschüttert, als die ersten Meldungen Trump die Chance zur Wiederwahl einräumten. Das hat mich verrückt gemacht.

Trump-Fan sind Sie nicht? Dirk Roßmann: Stimmt. Ich hoffe, dass er bald nur noch als Clown im Raum steht. Dabei geht es mir nicht nur um Trump. Mein Problem sind die 70 Millionen völlig kopflosen US-Amerikaner, die nicht mitbekommen, dass dieser Mann hochgradig neurotisch ist. Mich erschüttert die Dummheit der Menschen mehr, als dass ein Einzelner chaotisch ist.

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Besondere Lesereise: Dirk Roßmann hat zusammen mit Kriminologe Christian Pfeiffer Bücher im Knast vorgelesen. 

„Der neunte Arm des Oktopus“ erinnert an den Frank-Schätzing-Welterfolg „Der Schwarm“. War das Ihr Vorbild? Dirk Roßmann: Ich habe das öfter gehört, hatte aber das Buch bis dahin nicht gelesen. Das habe ich nachgeholt und kann feststellen, dass mich der Vergleich ehrt.

Lesen Sie normalerweise viel? Dirk Roßmann: Ich war und bin Leseratte, habe mich aber kaum für Thriller und Science-Fiction interessiert, mehr für Bücher der Weltliteratur. Ich mag Balzac, Dostojewski, Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, liebe Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Wie halten Sie es mit dem digitalen Leben? Dirk Roßmann: Ich finde die Entwicklungen toll, nutze sie aber privat nicht. Ich kenne Menschen, die am Tag 200 SMS bekommen – ich habe ein altes Handy und noch nie eine SMS verschickt. Ich möchte mich in meiner Lebensführung nicht vom Silicon Valley bestimmen lassen. Ich bin zufrieden, wenn ich Skat oder Schach spiele, habe tolle Freunde – ich brauche keine 2000 Friends.

Wie unterscheidet sich der junge vom älteren Dirk Roßmann? Dirk Roßmann: Ich bin zufriedener, glücklicher, entspannter. Damals fühlte ich mich in der Position des Bittenden. Ich musste mich sehr anstrengen, um spannende Leute kennenzulernen, fand Mädchen toll, die nichts von mir wissen wollten. Das ist mit der Zeit anders geworden. Ich merke aber, dass ich immer sensibler werde, ich bin mehr bei meinen Gefühlen und weine öfter – auch bei eigentlich nichtigen Anlässen.

Ihr Ziel ist eine saubere Zukunft für die Erde. Gleichzeitig sind Sie Chef einer Drogerie-Kette, in der viel Plastik verkauft wird... Dirk Roßmann: Wir machen das, was möglich ist, das ist wichtig. Wir haben 800 Eigenmarken-Produkte, die mikroplastikfrei sind. 98 Prozent unserer Eigenmarken sind palmölzertifiziert. Wir haben viele Verpackungen, die aus recyceltem Plastik bestehen, haben keine Plastiktüten mehr. Ich weiß, dass ich damit nicht die Welt retten kann. Alles, was wir in Deutschland tun, macht maximal zwei Prozent der CO2-Emission aus, gleichzeitig werden Millionen Tonnen durch Rüstung und Militär emissioniert. Die Zahl der Menschen auf der Welt wächst weiter an.

Sind Sie zuversichtlich, dass wir die Welt noch vorm Schlimmsten bewahren können? Dirk Roßmann: Obwohl ich gläubiger Atheist bin, bin ich im Grundsatz bei Martin Luther. Heißt für mich: Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Was anderes als Optimismus bleibt uns Menschen nicht übrig.

Das ist Dirk Roßmann

  • Dirk Roßmann (geboren am 7. November 1946 in Hannover) machte nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung zum Drogisten, arbeitete ab 1962 zunächst in der elterlichen Drogerie.
  • Roßmann gründete 1972 das erste Drogeriewaren-Selbstbedienungsgeschäft in Deutschland, inzwischen ist „Rossmann“ (geschrieben mit Doppel-s) die zweitgrößte deutsche Drogeriemarktkette. 2196 Filialen mit 33.400 Mitarbeitern gab es 2020 in Deutschland.
  • Dirk Roßmann hält über eine Beteiligungsfirma 20 Prozent Anteile am Fußballverein Hannover 96.
  • Dirk Roßmanns Vermögen wurde 2016 auf etwa 2,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Damit belegt er auf der Forbes-Liste weltweit Platz 595, in Deutschland Platz 50.
  • Er ist in zweiter Ehe mit Alice Schardt-Roßmann verheiratet und Vater von zwei Söhnen aus zwei Ehen.