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„Schrott“Fachleute nehmen Karl Lauterbachs Kita-Daten auseinander

02.11.2022, Berlin: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, bei der Vorstellung der Corona-Kita-Studie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche. Foto: Carsten Koall/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellte die Corona-Kita-Studie vor. 

Waren die Kita-Schließungen wirklich unnötig? Sind Kinder keine Treiber der Pandemie? Nach der Pressekonferenz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wächst die Kritik an der Lesart der Daten durch die Politik.

von Alexander Haubrichs (ach)

Der Satz von Karl Lauterbach (59) ließ aufhorchen und war Wasser auf die Mühlen der Corona-Skeptiker. „Die Kita-Schließungen waren aus heutiger Sicht unnötig und werden auch nicht mehr kommen“, sagte der Bundesgesundheitsminister bei der Vorstellung der „Corona-Kita-Studie“.

Doch es folgt auch gleich eine Gegenrede. So kritisiert das Lehrer-Portal „News4Teachers“, dass der Minister „über die Beschäftigten kein Wort verliert.“ Aber das ist nicht das einzige Problem an der Studie, wie andere Experten betonen.

Logistik-Gesundheitsexperte kritisiert Lauterbach scharf

Am deutlichsten wird H. Schiffers (54). Der Arzt und Unternehmensberater hat sich in den vergangenen Jahren auf Lean Management im Gesundheitswesen spezialisiert, über das Thema doziert der Duisburger auch an der Universität von Tennessee.

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Auf Twitter schreibt er: „Lauterbachs Interpretation der Daten zeigt nur, wie wenig er von Logistik versteht. Es wird höchste Zeit, dass Experten in 6 Sigma und Lean Management in der Pandemieberatung gehört werden.“ News4Teacher kritisiert, dass die Frage der Übertragung nur gestreift würde, zudem würde nicht thematisiert, dass das Kita-Personal eins der am meisten von Corona betroffenen Berufsgruppen sei.

Doch statt Spezialisten, die für funktionierende Abläufe in der Pandemiebekämpfung und auch im umgekehrte Fall für das Stoppen einer Virusverbreitung hätten genutzt werden können, saßen im Expertenrat der Bundesregierung stattdessen vor allem Juristen.

Schiffers nennt die Studie „handwerklich Schrott“, weil bei der Übertragung beispielsweise Art und Dauer nicht berücksichtigt wurden. „Zum Beispiel geht eine Infektion beim Küsschen von Mama schneller als beim Vorlesen“, schreibt Schiffers. Zudem bemerken andere, dass die Kinder oft noch in ihren Vereinen das Virus auf die gleiche Art wie in Kita oder Schule weitertragen und deshalb für exponentielles Wachstum sorgen.

Kitas verteilten Corona in der Gesellschaft

Andere Wissenschaftler kritisieren zudem, dass die Dunkelziffer in den Kindergärten nicht mitgemessen wurde. Insgesamt ist, so Schiffers, Lauterbachs Bewertung haltlos. „Die Kitas waren vielleicht nicht der Treiber, sondern der Fahrer im Logistikhub der Pandemie.“

Sein Beweis: „Zu Beginn der Pandemie machten die Kinder den Unterschied in der Ausbreitung. Weil beispielsweise in Italien und Spanien die Familien mehr Kinder haben und die Großeltern oft noch im Haus oder in der Nähe wohnten. So brachten die Kinder das Virus nach Hause und verbreitete sich in der Gesellschaft.“ Genau diese Funktion übernehmen in unserer Gesellschaft Kitas, Schulen und Vereine.

Derzeit laufen überall auf dem Planeten die Krankenhäuser voll. Neben Corona sind es RS-Viren und eine Influenzawelle, die die Kinder krank macht. Deshalb sind Maßnahmen nötig.

Gesundheits-Experte Schiffers möchte keine Kita-Schließung, sehr wohl aber eine Rückkehr zu den einfachsten Schutzmaßnahmen: „Masken, Luftfilter, intelligente Teststrategien und Impfpflicht für die Beschäftigten“, schreibt Schiffers. Andernfalls bleibt Corona unberechenbar, für Familien wie Unternehmen. Karl Lauterbach müsste das als Wissenschaftler eigentlich klar sein.