„Unglaublich“Karl Lauterbach lobt „Tatort“-Star Liefers – wenig später ist er stinkwütend

Karl Lauterbach (hier im September 2021 in Köln) übt scharfe Kritik an Aussagen von Jan Josef Liefers.

Karl Lauterbach (hier im September 2021 in Köln) übt scharfe Kritik an Aussagen von Jan Josef Liefers.

Karl Lauterbach ist mit „Tatort“-Star Jan Josef Liefers scharf ins Gericht gegangen. Grund sind Äußerungen des Schauspielers zu seinem Einsatz auf einer Corona-Intensivstation.

von Jan Voß (jv)

Berlin. Noch am Freitag (8. Oktober 2021) ist SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach voller lobender Töne über den „Tatort“-Star Jan Josef Liefers. „Diese Ehrlichkeit ist sehr hilfreich und nobel. Chapeau“, schreibt Lauterbach auf Twitter. Nur zwei Tage später gibt sich der SPD-Mann fassungslos und muss sein Lob zurücknehmen.

„Er hat nichts dazugelernt“, schimpft Karl Lauterbach in seinem Tweet vom Samstag (9. Oktober). Gemeint ist der deutsche Schauspieler Jan Josef Liefers, der sich durch seine Rolle als Rechtsmediziner Professor Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne im Münsteraner „Tatort“ großer Beliebtheit erfreut.

Karl Lauterbachs Empörung bei Twitter über „Tatort“-Star Jan Josef Liefers hat Vorgeschichte

Lauterbachs Empörung hat eine Vorgeschichte. Liefers hatte sich im Frühjahr 2021 an der Aktion #allesdichtmachen beteiligt, bei der Dutzende Film- und Fernsehschauspieler mit ironisch-satirischen Clips die Coronapolitik in Deutschland kommentiert hatten. Der SPD-Mann war damals einer derjenigen, die mit den Schauspielern scharf ins Gericht gingen.

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Tatsächlich ist es genau dieser hitzig geführte Diskurs aus dem Frühjahr 2021, der nun ein Nachspiel hat. Denn nach der massiven Kritik kündigte Liefers damals an, sich bei der Gegenaktion #allemalneschichtmachen angemeldet zu haben.

Die Medizin-Bloggerin und NRW-Notärztin Doc Caro hatte die Schauspieler aufgerufen, für eine Schicht im Rettungsdienst oder auf einer Intensivstation mitzuarbeiten.

„Tatort“-Star Jan Josef Liefers als Praktikant auf Corona-Intensivstation

Diesem Versprechen ist der TV-Star inzwischen nachgekommen. Als „Praktikant“ hatte Liefers von seinem Einsatz auf einer Corona-Intensivstation berichtet und teils drastische Worte gefunden. „Alle Covid-Patienten hier auf Intensiv waren schwer erkrankt, dem Tod näher als dem Leben. Alle jung, von 28 bis 48 Jahre alt. Alle ungeimpft“, schrieb der 57 Jahre alte Tatort-Star in einem Gastbeitrag, der am Freitag bei „Bild.de“ zu lesen war. „Auch die beiden hochschwangeren Frauen, deren Kinder per Not-OP geholt wurden und leben, während die Mütter es nicht geschafft haben, wie ich inzwischen weiß.“

Eine Aktion, für die Karl Lauterbach zunächst positive und lobende Worte fand.  „Chapeau“, schrieb Lauterbach auf Twitter. „Ich glaube viele Impfskeptiker würden ihre Meinung ändern nach einem Besuch auf der Intensivstation. In dieser Hinsicht hätten auch die Fernsehmedien mehr helfen können.“

Doch nachdem Jan Josef Liefers sich bei „Bild TV“ am Freitag (8. Oktober) einmal zu Wort meldete, änderte der SPD-Gesundheitsexperte seine Meinung. Lauterbach schreibt: „Unglaublich. Ich hatte Jan Josef Liefers noch gelobt, weil er Intensivstation besucht hatte. Das nehme ich zurück. Jetzt nutzt er den Besuch, um dem Staat Erpressung von Ungeimpften zu unterstellen. Er hat gar nichts dazu gelernt.“

Liefers sagte dort unter anderem, dass man auf einer Intensivstation „auch ein verzerrtes Bild“ bekomme, weil dort nur die „schwersten der schwersten Fälle“ liegen. Dabei spielten Vorerkrankungen eine Rolle, so Liefers, jedoch seien auch jüngere Menschen inzwischen betroffen. „Was das alles zu bedeuten hat, kann ich nicht einordnen, ich bin kein Arzt.“

„Tatort“-Star Jan Josef Liefers behauptet, Regierung setze Ungeimpfte massiv unter Druck

Zwar betonte der „Tatort“-Schauspieler, dass er selbst sich bereits früh habe impfen lassen und damit auch keinen Fehler begangen habe. Allerdings wisse er, „dass wir Leute, die sich gegen eine Impfung entscheiden, massiv unter Druck setzen“.

Die Regierung habe sich dazu entschieden, keine Impfpflicht zu machen. „Leute bis an den Rand der Erpressung unter Druck zu setzen und ihnen auch zum Teil finanzielle Einbußen und berufliche Nachteile mitzugeben, das ist für mich unverständlich“, so Liefers. (jv)