Provokante WerbekampagneBundespolizei wirbt mit heikler Beamtenbeleidigung

„All Cops are Bastards“ steht auf einer Wand.

Ein ACAB-Graffiti prangt auf einer Mauer in NRW. Den Slogan macht sich nun die Bundespolizei zu eigen.

Die deutsche Bundespolizei sucht Verstärkung – und wirbt mit einem Spruch, den sonst Polizei-Gegnerinnen und -Gegner nutzen, um ihre Verachtung für die staatliche Ordnungsmacht auszudrücken ...

Ob in Fußballstadien, auf Demonstrationen oder an besprühten Häuserwänden: Ist Ihnen dort der Schriftzug „ACAB“ schon einmal aufgefallen? 

Das Akronym „ACAB“ ist als internationaler Code zu verstehen. Dahinter verbirgt sich die Bedeutung „All Cops Are Bastards“ (deutsch: Alle Polizisten sind Bastarde). Nun nutzt die Bundespolizei den Code allerdings selbst – in abgewandelter Version.

„All Cops Are Bastards“: Polizei deutet Beleidigung um

Da hat sich die Bundespolizei aber eine ganz besondere Recruiting-Maßnahme ausgedacht: Um Menschen für eine Laufbahn bei der Bundespolizei zu begeistern, wirbt die Strafverfolgungsbehörde auf Plakaten in Berlin seit dem 16. Januar 2023 mit dem Schriftzug „ACAB“.

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Jedoch bedeutet der Buchstabe B in diesem Fall nicht „Bastards“, sondern „beautiful“ (deutsch: schön). Die Ursprungsbedeutung wird also umgedreht, aus der Beleidigung wird also ein Kompliment.

Die Bundespolizei schreibt bei Facebook: „Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters – wir sind ‚beautiful‘, weil wir ein moderner Arbeitgeber mit vielfältigen Aufgaben im In- und Ausland sind. Die Bundespolizei lebt von menschlicher und beruflicher Vielfalt, von Zusammenhalt und Teamfähigkeit.“

Viele Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer zweifelten zunächst an der Echtheit der Kampagne. Einer schrieb: „Ich gebe zu, ich habe es auch erst für einen Fake gehalten.“

Eine Userin kommentierte: „Ich hoffe, damit hat sich dann jede Anzeige wegen ACAB ihres Grundes entledigt. Man verweist zukünftig auf diese tolle, tolle Plakataktion und dankt herzlich.“ 

Hier sehen Sie ein Foto auf Twitter, das das Werbebanner zeigt:

Laut einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016 fällt eine pauschale Polizistenbeleidigung wie „ACAB“ noch unter die Meinungsfreiheit. Erst dann, wenn sich eine solche Beleidigung direkt gegen eine überschaubare Gruppe an Polizeikräften oder ein Individuum richtet, ist sie demnach strafbar.

Die Gewerkschaft der Polizei hatte die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts damals scharf kritisiert.

Wirklich neu ist die Werbekampagne allerdings gar nicht: Bereits 2021 hatte die Polizei Dienstfahrzeuge mit dem Slogan „All Cops Are Beautiful“ bedruckt. (jm)