Drama in England39 Tote in Lkw entdeckt – Herkunft geklärt

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Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten im Waterglade Industrial Park, in Essex, nachdem 39 Leichen in einem LKW-Container im Industriegebiet gefunden wurden.

Thurrock  – Grausamer Fund in England: 39 Leichen sind in einem Lastwagen im Industriegebiet in Grays östlich von London entdeckt worden. Das teilte die örtliche Polizei in Essex am Mittwoch mit.

Nach ersten Ermittlungen sollen die Toten aus China stammen. Das bestätigte die britische Polizei am Donnerstag. Es handelt sich um 31 Männer und acht Frauen.

Essex: 39 Tote in Lkw − Angela Merkel „tief erschüttert“

Rettungskräfte hatten die Polizei gegen 2.40 Uhr (MESZ) in der Nacht informiert. Sie konnten aber niemandem mehr im Container helfen.

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Wer die Rettungskräfte alarmiert hatte, war zunächst nicht bekannt. Der Fundort des Containers wurde weiträumig abgeriegelt. 

Premier Boris Johnson sagte, er sei „entsetzt von dem tragischen Vorfall“. „Meine Gedanken sind bei den Menschen, die ihr Leben verloren haben und deren Angehörigen“, so Johnson am Morgen weiter. 

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich „tief erschüttert“ über das Schicksal der 39 Menschen, die „in einen LKW eingepfercht qualvoll den Tod gefunden haben“, wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin sagte.

Er sicherte den britischen Behörden die „volle Unterstützung“ Deutschlands bei der Aufklärung zu.

39 Tote in Lkw in Essex entdeckt − Fahrer festgenommen

„Wir glauben, dass der Lastwagen aus Bulgarien kommt“, teilte ein Polizist unterdessen mit. Das Fahrzeug soll bereits am vergangenen Samstag die Grenze nach Großbritannien passiert haben und mit einer Fähre von Irland gekommen sein. 

Das bulgarische Außenministerium konnte laut britischen Medien bislang nicht bestätigen, dass der Laster aus Bulgarien gekommen ist. 

Der Fahrer, ein 25 Jahre alter Mann aus Nordirland, wurde festgenommen. Er stehe unter Mordverdacht, wie die „Sun“ berichtet. 

39 Tote in Lkw in Essex: Obduktion soll Todesursache klären

Die Leichen werden derzeit obduziert. „Ich vermute, das könnte ein langwieriger Prozess werden“, sagte der Polizist weiter.

Der Chef des britischen Lastwagenfahrer-Verbands Road Haulage Association, Richard Burnett, sagte, der Vorfall in Essex zeige die „Gefahr“ des Menschenschmuggels in Lastwagen auf. „Menschenschmuggel ist ein abscheuliches und gefährliches Geschäft“, erklärte auch die Abgeordnete Jackie Doyle-Price aus dem Wahlkreis Thurrock, zu dem auch Grays gehört. „Hoffentlich werden die Mörder zur Rechenschaft gezogen.“ 

Drama in Essex nicht der erste tragische Vorfall in Großbritannien

Im Jahr 2014 hatte Hafenarbeiter im Hafen von Tilbury unweit von Grays einen Schiffscontainer geöffnet, nachdem sie lautes Klopfen und Hilfeschreie gehört hatten. In dem Container fanden sie eine Leiche und 34 Afghanen, die nach eigenen Angaben aus ihrem Heimatland geflohen waren, weil sie als Angehörige der religiösen Minderheit der Sikhs verfolgt wurden. Ein Mann hatte die Überfahrt von Belgien nach England nicht überlebt.

Im August 205 hatte der Fund von 71 erstickten Flüchtlingen in einem Lastwagen in Österreich weltweit für Entsetzen gesorgt. Die Menschen, die aus Syrien, dem Irak und Afghanistan stammten, waren von Schleppern an der serbisch-ungarischen Grenze in den Kühlwagen gepfercht und schließlich an einer Autobahn im Burgenland zurückgelassen worden. Im Juni verurteilte ein ungarisches Gericht vier Schlepper zu lebenslanger Haft. (sp/dpa/afp)