„Aufgespießte Köpfe“IS-Terroristin aus Oberhausen packt erschreckende Details aus

is terroristin

Die Angeklagte muss sich seit Freitag (06.03.) vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf verantworten. 

Oberhausen/Düsseldorf – Die IS-Kämpferin aus Oberhausen folgte dem Ruf des Kalifats aus dem Ruhrgebiet mit drei kleinen Kindern nach Syrien. Dort wurde sie die Frau mehrerer Männer aus IS-Kreisen. Ihr kleiner Sohn überlebte die Zeit in Syrien nicht.

  • Ehemalige Salafistin in Düsseldorf vor Gericht 
  • 32-Jährige berichtet von ihrer Zeit beim IS
  • Sohn starb auf der Flucht

Nun steht sie als mutmaßliche Terroristin seit Freitag vor Gericht und gibt dabei erschreckende Einblicke in das Innenleben des IS.

IS-Kämpferin aus Oberhausen seit Freitag vor Gericht

Eine Tages habe ein IS-Mann an ihre Tür geklopft und ihren Sohn verlangt: „Wir brauchen einen deutschen Jungen für ein Hinrichtungsvideo“, habe er gesagt. „Hamza ist nicht da“, habe sie dann gelogen. Erst dann sei ihr plötzlich klar geworden: „Irgendwann wird der IS meinen Sohn rekrutieren, und dann wird er kämpfen müssen.“

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Seit Freitag berichtet die 32-jährige Oberhausenerin Carla-Josephine S. in Düsseldorf vor dem Oberlandesgericht, was ihr als einst überzeugter Salafistin in fast fünf Jahren Syrien widerfahren ist. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, verliert aber auch vor Gericht immer wieder die Fassung.  

Oberhausenerin geht mit Kindern heimlich nach Syrien 

Fünf Jahre ist es nun her, dass die Oberhausenerin heimlich mit ihren drei kleinen Kindern nach Syrien ins IS-Gebiet abgetaucht ist und das gegen den Willen ihres Mannes. Die Bundesanwaltschaft wertet dieses Verhalten nun als Entziehung Minderjähriger - in Hamzas Fall sogar mit Todesfolge, denn ihr Kind lebt nicht mehr.

„In salafistischen Kreisen hat man nicht viel Schlechtes von Syrien gehört“

Sie habe häusliche Gewalt erlebt, erzählt sie. Ihr Mann habe sie geschlagen und eingesperrt. „Ich wollte in erster Linie aus Deutschland raus. Das war der größte Fehler, den ich machen konnte. Aber in unseren salafistischen Kreisen hat man nicht so viel Schlechtes von Syrien gehört.“ Ihre beste Freundin und weitere Bekannte seien dorthin gegangen und hätten dort zeitweise „ganz normal gelebt“.

Vom Gymnasium ist sie im Ruhrgebiet auf die Gesamtschule gewechselt, dort hat sie dann Kinderbuch-Illustratorin auf einem Ponyhof gearbeitet.

„Wenn eine Frau dem Mann gehorcht, wäre das besser, habe ich gedacht“

Erst 2005 sei sie dann zum Islam konvertiert und sei zur strenggläubigen Salafistin geworden, habe auch die Burka getragen. Ihr Ziel: Sie habe nicht wie ihre dominante Mutter werden wollen, deren Beziehungen zerbrochen seien, berichtet sie im Prozess. „Wenn eine Frau dem Mann gehorcht, wäre das besser, habe ich gedacht.“

Salafistin will ihr Kind retten – doch es ist zu spät

Nach der Sache mit dem Video habe sie, aller früheren Sympathie für den IS zum Trotz, aber nur noch weg gewollt aus Syrien. Nur wie? „Die aufgespießten Köpfe am Kreisverkehr - von Leuten, die fliehen wollten - das war schon beängstigend.“ Ein erster Versuch scheiterte: „Ich bekam 30 Stockhiebe und wurde mit heißem Wasser übergossen.“

Oberhausenerin gibt zu: „Ich war vom IS überzeugt“

„Wenn du abtrünnig wirst, richten wir dich hin, und deine Kinder werden Sklaven“, habe die Miliz ihr gedroht. Aber nicht immer sei ihre Einstellung zum IS so kritisch gewesen wie heute: „Ich war vom IS überzeugt“, gibt sie zu. Das Kalifat habe schon einen großen Anreiz für sie gehabt.

Der Reiz sei nach der ersten Bombardierung verflogen, aber es habe kein Zurück gegeben. Laut Anklage ließ sie ihren sechsjährigen Sohn vom IS zum Kindersoldaten ausbilden und von der Religionspolizei züchtigen. Sie sei dagegen gewesen, habe es aber nicht verhindern können, sagt sie.

Kind stirbt auf der Flucht vor Truppen bei Raketenangriff

Nach ein paar Tagen sei Hamza wieder da gewesen. Der Emir habe gesagt, er sei noch zu klein. Doch 2018 starb der kleine Hamza auf der Flucht vor heranrückenden Truppen bei einem Raketenangriff. Sie selbst sei bewusstlos gewesen und habe das erst Tage später erfahren.

Laut Anklage schloss sich die Deutsche in Syrien der Frauen-Kampfeinheit „Katiba Nusaiba“ des Islamischen Staates an - und wurde damit IS-Terroristin. Ein halbes Dutzend Straftaten listen die Ankläger zu Lasten der Frau auf. Ihr drohen nun bis zu 15 Jahre Haft.

Hier lesen Sie mehr: In mehreren NRW-Städten: Polizei-Razzien gegen Hooligans nach Massenschlägerei 

Bei der 32-Jährigen aus Oberhausen handelt es sich um eine der ersten mutmaßlichen IS-Anhängerinnen, die mit Hilfe des Auswärtigen Amtes aus dem Nahen Osten zurückgebracht wurden.

Schon Anfang April 2019 traf sie am Stuttgarter Flughafen ein und wurde sofort festgenommen. Das Gericht in Düsseldorf hat für den Prozess insgesamt elf Verhandlungstage angesetzt, der erste ist am Freitag zu Ende gegangen. (dpa/mj)