Nach FlutNRW-Vermieter schmeißt 44 Parteien raus – Mieterbund hat schlimmen Verdacht

Sperrmüll türmt sich in den Straßen von Sinzig.

Auch in Sinzig richtete die Flut-Katastrophe unvorstellbares Chaos an. Das Symbolfoto zeigt zerstörtes Mobiliar in Sinzig am 19. Juli 2021.

Nach der Flut in NRW und RLP haben viele Menschen ihre Existenz verloren. Obwohl ein Wohnhaus im rheinland-pfälzischen Sinzig nur wenig beschädigt wurde, hat der Vermieter seinen 44 Mietparteien nun fristlos gekündigt.

Sinzig/Bad Münstereifel. Die verheerende Flut-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat für unvorstellbares Chaos und Leid gesorgt. Die Fluten entrissen unzähligen Menschen ihre Existenz und hinterließen nichts als Zerstörung. Auch im rheinland-pfälzische Ort Sinzig fielen zahlreiche Anwohner den Wassermassen zum Opfer.

Als wäre die Flut-Katastrophe nicht schon schlimm genug gewesen, hagelte es für 44 Mietparteien eines Sinziger Wohnhauses nun fristlose Kündigungen, die der Vermieter im Treppenhaus befestigte. Nun hat sich der Mieterbund Bonn eingeschaltet, um der Sache auf den Grund zu gehen – denn rechtens ist das ganz und gar nicht, so die Experten.

Vermieter setzt 44 Mietparteien vor die Tür

Der Vermieter – ein Bauunternehmer und Makler aus Bad Münstereifel – hat seinen 44 Mietern fristlos gekündigt. Die Begründung: „Durch die Hochwasserkatastrophe sind an den Häusern Am Teich 21-27 sehr große Zerstörungen aufgetreten. Die Häuser werden auf sehr lange Zeit unbewohnbar sein. Dadurch ist die Geschäftsgrundlage für den Mietvertrag entfallen“, heißt es auf dem Aushang laut Mieterbund.

Allerdings habe die Flut nur die Erdgeschosse erreicht – und diese seien bereits von den Mietern gereinigt worden. Zudem konnte die Gemeinde Sinzig dem Mieterbund bestätigen, dass die Statik des Hauses nicht gefährdet sei. Die fristlose Kündigung wäre somit rechtswidrig.

Vorsitzender des Mieterbundes hat schlimmen Verdacht

Auch Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Mieterbundes, sei zutiefst schockiert gewesen, als er von diesem Vorfall erfuhr. Er vermutet, dass der Vermieter die Notsituation vieler Betroffener schamlos ausnutzen möchte.

„Solch eine unverschämte Haltung eines Vermieters habe ich noch nicht erlebt, obwohl der Mieterbund oft mit schwierigen Vermietern zu tun hat. Zu vermuten ist, dass der Vermieter die besondere Wohnungsnot an der Ahr ausnutzen will, um teuer weiterzuvermieten, zumal die Bindung der öffentlich geförderten Wohnungen in Kürze auslaufen“, so von Grünberg.

Stadt Sinzig ist informiert

Peter Kox, Geschäftsführer des Mieterbundes hat sich nun mit der Stadt Sinzig und den Fraktionen in Verbindung gesetzt.

Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron versicherte umgehend seine Unterstützung: Derzeit stehe die Stadt in Kontakt mit dem Eigentümer und habe ihm ordnungsrechtliche Maßnahmen angekündigt.

Die drohende Obdachlosigkeit zahlreicher Sinziger, wolle man zudem mit geeigneten Maßnahmen verhindern. (cw)