Düsseldorf – Man könnte ja meinen, dass es bessere Ideen gibt, als sich ausgerechnet Fortuna Düsseldorf als seinen Lieblingsverein auszusuchen. Stimmt aber nicht wirklich.

Hält man es zum Beispiel mit den Bayern, dann darf man sich ständig Deutscher Meister schimpfen. Fast jeder Titel fällt hier aber eher unter die Kategorie „zur Kenntnis genommen“.

In Düsseldorf ist 2018 die ganze Stadt ausgeflippt, als auf dem Rathausbalkon endlich mal wieder eine Trophäe präsentiert wurde – auch wenn es „nur“ die Felge für die Zweitliga-Meisterschaft war.

Fortuna-Jubiläum: Das Beste aus 22 Reporter-Jahren

Wer Fortuna liebt, weiß Erfolge zu schätzen. Mitte der Achtziger ging es für mich in Block 37 los. Ich sah, wie Fortuna als Tabellenletzter die Bayern im Pokal aus dem Stadion schoss, ich sah eine 0:3-Pleite bei Germania Teveren. Dass ich später mal 22 Jahre Fortuna-Reporter für den EXPRESS sein würde, ahnte ich da noch nicht mal ansatzweise.

Mein erster Tag hätte mich schon stutzig machen sollen: Fortuna war frisch abgestiegen, hatte den Start in die Zweite Liga in den Sand gesetzt, und es wurde bekanntgegeben, dass sich mit Igor Dobrowolski der Star der Mannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen hat.

Fortuna-Jubiläum: Mit Herzblut zurück in die Bundesliga

Und es ging weiter nur bergab, bis in die Oberliga. Mit viel Herzblut und begleitet von ganz viel Chaos hat der Verein dann ein kaum mehr für möglich gehaltenes Comeback geschafft. Als der nächste Sturz ins Bodenlose drohte, kam Friedhelm Funkel.

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Platz 10 in der Bundesliga war dann in der vergangenen Saison die Krönung. Es war die Zeit gekommen, mal was anderes zu machen. Unvergessen bleiben aber viele unglaubliche Spiele. Zum 125. Geburtstag von Fortuna erinnere ich noch mal an meine ganz persönlichen Top Ten, über die ich zwischen 1997 und 2019 berichtet habe.

Sollte sich jemand darüber wundern, dass kein Spiel aus der grandiosen Saison 2018/19 dabei ist: Ich habe tatsächlich über keinen einzigen Sieg berichtet, war nur beim 2:1 gegen Dortmund in der Arena, da aber privat. Dafür ist ganz viel 2009 und 2012 dabei, Spiele aus den Jahren der großen Rückkehr auf die Bühne.

Und jetzt viel Spaß mit einer speziellen Prise Nostalgie!

Fortuna-Highlights: Platz 10 - 28. April 2004 - Fortuna-Bayer Leverkusen II: 0:0

• Langweiliger als dieses kann ein Fußballspiel eigentlich kaum sein. Und doch endet es in einer rauschenden Party-Nacht, in der es die Mannschaft unter anderem im Monkey’s Island bei Ex-Präsident Helge Achenbach krachen lässt. Eine Großchance gibt es, die lässt Kamel Ouejdide liegen. Egal, denn weil Union Solingen bei Gladbachs Reserve gewinnt, reicht die Nullnummer.
• Unvergessen: Als Stadionsprecher Dieter Bierbaum Unions Führungstreffer durchsagt, flippt Trainer Massimo Morales aus und schickt Aleks Spengler nach oben, damit keine weiteren Zwischenstände verkündet werden.

Fortuna-Highlights: Platz 9 - 28. April 2018 - Dynamo Dresden - Fortuna: 1:2

• Okay, dann heute halt noch nicht“, so ist das allgemeine Denken der Kollegen an diesem Frühlingstag in Dresden. Wir haben uns schon auf den Weg zur Treppe gemacht, um schnell in der Mixed-Zone zu sein, als Rouwen Hennings mit seinem Schuss in der 90. Minute plötzlich wieder zum Bundesligisten macht. Anschließend ist der Jubel riesig, dennoch gab es schon emotionalere Aufstiege.
• Das liegt aber nur am Fluch der guten Tat: Weil Fortuna in dieser Saison einfach zu gut war, war schon drei Spiele vor Schluss alles klar.

Fortuna-Highlights: Platz 8 - 28.  Juli 2007 - Union Berlin - Fortuna: 0:1

• Was für eine bescheuerte Serie! 13 Jahre lang hat Fortuna an einem ersten Spieltag nicht mehr gewinnen können, egal in welcher Liga. An diesem Tag endet die Serie in der Alten Försterei. Hamza Cakir köpft im Köpenicker Hexenkessel das 1:0, anschließend hält Michael Melka noch einen Elfmeter. Der Keeper wird auch in den kommenden Wochen dokumentieren, dass er im Sommer 2007 auf Gegentore mal so gar keinen Bock hat.
• Hamza Cakir legte so den Grundstein zu einer souveränen Saison, an deren Ende Fortuna Dritter wurde und sich für die neue 3. Liga qualifizierte. Der Rest ist Geschichte:  Düsseldorf marschierte an die Spitze der 3. Liga, stieg am Ende auf.

Fortuna-Highlights: Platz 7 - 13. Februar 2012 - Fortuna - Eintracht Frankfurt: 1:1

• Schon eine Woche vor dem Spiel geht es rund. Frankfurts Trainer Armin Veh bezeichnet Fortuna als Schauspielertruppe, die ständig Elfmeter schindet und geht verbal auf Sascha Rösler los. Dann kommt es, wie es kommen muss: Beim Stand von 0:1 bekommt Fortuna in der Nachspielzeit einen umstrittenen Elfmeter, den Jens Langeneke zum 1:1 verwandelt.
• Während der Rest der Truppe jubelt, stürmt Rösler provozierend auf Veh zu, rempelt ihn an und fliegt vom Platz. Veh boykottiert die Pressekonferenz und beschimpft Rösler am nächsten Tag in Frankfurt als „Rotzlöffel“ und „Schande für den Fußball“.

Fortuna-Highlights: Platz 6 - 20. Februar 2004 - KFC Uerdingen - Fortuna: 1:2

• An diesem Karnevalsfreitag stürmt gefühlt ganz Düsseldorf die Krefelder Grotenburg. Beim Niederrheinpokal-Halbfinale ist der KFC als Drittligist gegen die (noch) viertklassigen Fortunen Favorit. Aber irgendwie auch doch nicht wenn man sich so anschaut, wie stark Düsseldorf gerade unterwegs ist.
• Kurz vor Schluss legt der eingewechselte Axel Bellinghausen dem Kollegen Kamel Ouejdide den 2:1-Siegtreffer auf, wenig später wird der Platz geflutet. Es steigt eine riesige Party, inklusive des obligatorischen Handgemenges mit dem Grotifanten.

Fortuna-Highlights: Platz 5 - 15. Mai 2012 - Fortuna - Hertha BSC: 2:2

• Eigentlich ein klarer erster Platz, wären da nicht diese Begleitumstände gewesen: Maxi Beister traf bereits nach 25 Sekunden, Neu-Papa Ranisav Jovanovic machte nach der Pause mit seinem 2:1 so gut wie alles klar. Doch auch Hertha traf noch mal, bevor es in der Nachspielzeit zum Eklat kam.
• Ausgelöst durch einen Idioten im Berliner Block mit seiner Trillerpfeife, stürmten Fortunas Fans zu früh den Platz. Nach langer Unterbrechung ging es dann doch noch kurz weiter, bevor der Aufstieg gefeiert wurde.
• Doch legte Hertha Protest ein. Und nachdem der abgeschmettert wurde, ging es auch noch in die Berufung. Dort bekannte Otto Rehhagel, „Halbangst“ gehabt zu haben. Nutzte nichts, Fortuna stieg auf.

Fortuna-Highlights: Platz 4 - 23. Mai 2009 - Fortuna - Werder Bremen II: 1:0

• Aufstiegstag nur mit Heim-Fans. Vorher wird die Frage diskutiert, wie viele Leute eigentlich reinpassen. Ich schlage bei der Pressekonferenz vor dem Spiel 50.095 vor, was dann tatsächlich die offizielle Zuschauerzahl wird. Marco Christ erzielt nach elf Minuten mit einer abgerutschten Flanke das 1:0, Angstgegner Werder II trifft im Gegenzug die Latte.
• Danach passiert überhaupt gar nichts mehr, das ganze Spiel wird ein einziges Warten auf den Schlusspfiff von Bibiana Steinhaus. Als der erfolgt, steigt eine endlose Party. Fortuna ist aufgestiegen, Paderborn geht in die Relegation,

Fortuna-Highlights: Platz 3 - 16. Mai 2009 - VfR Aalen - Fortuna: 1:2

• Vorletzte Runde im Krimi um den Zweitliga-Aufstieg. Fortuna geht durch Lumpi Lambertz frühzeitig in Führung, hätte aber noch viel mehr Tore erzielen müssen. Stattdessen fällt aus dem Nichts der Ausgleich, dazu verletzt sich der Kapitän. Fortuna wird immer schwächer, schafft aber durch einen Kopfball des eingewechselten Deniz Kadah doch noch den Siegtreffer.
• Nach dem Abpfiff gibt es kein Halten mehr. Weil Konkurrent Unterhaching 2:4 in Jena verliert, klettert Düsseldorf auf einen direkten Aufstiegsplatz und hat in der kommenden Woche Matchball. Die begeisterten Fans stürmen den Platz. Sie spüren, dass etwas Magisches in der Luft liegt.

Fortuna-Highlights: Platz 2 - 10. Mai 2012 - Hertha BSC - Fortuna: 1:2

• Schon wieder so ein 10. Mai. Berlin, Olympiastadion, das Relegations-Hinspiel. Hertha ist Favorit, weil bei den Berlinern mit Otto Rehhagel der Trend nach oben zeigt, während sich Fortuna nach einer grandiosen Hinrunde gerade so auf Platz 3 gerettet hat.
• Es läuft auch alles nach Plan, Hertha geht 1:0 in Führung. Und bis tief in die zweite Halbzeit sieht man aus Düsseldorfer Sicht kaum etwas, das Hoffnung macht. Bis plötzlich Thomas Bröker die gesamte Hauptstadt austanzt und zum Ausgleich trifft. Als dann auch noch ein Freistoß von Ken Ilsö abgefälscht im Tor landet, können die Fortuna-Fans ihr Glück kaum fassen.
• Jetzt ist der Aufstieg ganz nah und wir rollen anderthalb Stunden nach dem Spiel nach getaner Arbeit mit heruntergelassenen Scheiben zu den Tönen des gerade erschienenen Hosen-Hits „Tage wie diese“ aus dem menschenleeren Olympiastadion. Ein Moment für die Ewigkeit.

Fortuna-Highlights: Platz 1 - 10. Mai 2009 - Eintracht Braunschweig - Fortuna: 5:5

• Das bisherige Spiel des Jahrhunderts. Fortuna hat nach Patzern der Konkurrenz die Chance, mit einem Sieg aus eigener Kraft in den dann noch ausstehenden drei Spielen nach zehn Jahren die Rückkehr in die Zweite Liga zu schaffen. Was dann folgt, ist reif für den Oscar. Auch, weil das Happy End ausbleibt.
• Das folgt dann in der Fortsetzung zwei Wochen später. Fortuna gerät schon nach wenigen Sekunden in Rückstand, dreht das Spiel aber nur zehn Minuten später mit einem Doppelschlag. Dann gibt es zwei Elfmeter für Braunschweig, die Torwart Michael Melka beide pariert.
• Nach der Pause geht der Wahnsinn weiter. Dritter Strafstoß für die Eintracht, diesmal ist er drin. 2:2. Fortuna geht zwei weitere Male in Führung, aber immer habe die Gastgeber eine Antwort.
• Es folgt das Drama in der Schlussphase. Marco Christ donnert einen Freistoß an die Latte, kurz danach bekommt er noch eine Gelegenheit. Diesmal landet das Ding im Winkel, 5:4. Doch dann pennt Fortuna in der Nachspielzeit bei einem Einwurf, kassiert doch noch das 5:5.
• Das hätte eines der größten Ärgernisse der Vereinsgeschichte werden können. Stattdessen ist das Spiel zum Kult geworden, denn in den folgenden zwei Wochen wendete sich alles zum Guten.